Valeri BELENKI |
Stuttgarts Erfolgstrainer Valeri BELENKI, der am heutigen 5. September 2019 seinen 50. Geburtstag begeht, ist eine der herausragenden Persönlichkeiten des Weltturnens. Die sportliche Karriere des heutigen Stuttgarters und Marcel-Nguyen-Trainers spiegelt die für ihn keineswegs unproblematischen gesellschaftlichen Umbrüche wieder, vor denen er seine beispielhaften Welterfolge als einstiger Athlet wahrhaft erkämpfen musste:
Nach seinem ersten Auslandsstart 1988 beim DTB-Pokal in Stuttgart, stand der im aserbaidschanischen Baku (UdSSR) geborene Athlet ein Jahr später an der selben Stelle in der WM-Goldriege der Sowjetunion, wurde 1990 für die UdSSR 4-facher Weltcupsieger in Brüssel und verteidigte 1991 im Hoosher Dome zu Indianapolis (USA) noch einmal Teamgold für die letzte Sowjetriege der Geschichte und wurde dort deren letzter Pauschenpferd-Weltmeister.
Ein Jahr später stand er im goldenen Olympia-Team der sogenannten "Gemeinschaft Unabhängiger Staaten" (GUS), dem Nachfolge-Konstrukt der sich in die Geschichte verabschiedenden großen Turnnation Sowjetunion und wird noch heute in seiner früheren Heimat als erster Aserbaidschanischer Olympiasieger vereehrt. Und danach wurde für den damals bereits hochdekorierten 23-jährigen Weltklasseathleten alles anders ..
.
Der Pferdkünstler |
Anfang des vorigen Jahrhunderts war sein Großvater aus Bayern ausgewandert, doch auch wegen seiner Begeisterung für das baden-würtembergische Land und wegen Stuttgart, wählte er die Schwabenmetropole als neue Heimat.
1994 erfolgte die Einbürgerung in Deutschland, und der damals 25-Jährige startete noch einmal durch:
Zwischen 1994 und 2000 stand Valeri Belenki in 4 deutschen WM-Riegen, holte EM-Teambronze in Prag (1994), wurde 1997 in Lausanne noch einmal Pferdweltmeister.
Als "Mr. Grand Prix" errang er vielfache Siege und Medaillen dieser damaligen internationalen Top-Serie in Cottbus, Zürich, Glasgow, aber vor allem beim DTB-Pokal in seiner neuen Heimat Stuttgart. Folgerichtig avancierte er dort nach seiner 2002 gestarteten Trainerkarriere an der Seite von STB-Geschäftsführer Robert Baur auch zum "DTB-Turnier-Direktor", eines Wettbewerbes, der einmal vom weißrussischen Ex-Weltmeister Iwan Iwankow als das "Wimbledon des Kunstturnens" bezeichnet wurde.
.
Nicht zu vergessen sind Valeris nationalen Erfolge:
Zwischen 1994 und 1996 errang er mit der WKTV Stuttgart 3x den Mannschaftsmeistertitel.
1995 eroberte er sich als 100. Deutscher die Krone eines Deutschen Mehrkampfmeisters und ergänzte dies noch durch weitere 5 Geräte-Meistertitel.
Doch um die Jahrtausendwende war der damals 32-Jährige auf den Deutschen Turner-Bund gar nicht gut zu sprechen, wurde er doch im Olympiajahr vor Sydney als "Oldy" aus dem A-Kader entfernt. Nach der wegen einer gerissenen Bizepssehne zwei Tage vor der EM 2000 erzwungenen Pause, die ihn letztlich aus dem Olympiarennen für Sydney warf, durchschritt der professionelle Maximalist ein tiefes, schwarzes Tal, Zweifel und Hoffnung wechselten sich ab, ein Leben zwischen Schmerz und Freude über den kleinsten Fortschritt, zwischen Grübeln und Optimismus.
Doch es wurde die größte Enttäuschung seiner Laufbahn! Er begann an sich zu zweifeln, schwankte immer wieder zwischen Hoffen und Bangen: "Man kann doch nicht jemanden rauswerfen, nur weil er verletzt ist", reagierte er damals auf die rigiden Verjüngungsabsichten des damaligen Sportdirektors Eduard Friedrich. Doch Waleri Belenki gab nicht auf.
2008: Bei Belenki waren und sind Turntalente stets in besten Händen! |
Wenn schon nicht Sydney, dann wenigstens noch einmal die WM in Gent (2001).
Es sollte seine Elfte sein. Er schaffte es - und ... verletzte sich einen Tag vor seinem Einsatz. Diesmal an der linken Schulter. Dann war aber endgültig Schluss.
*****
Dem sportlichen Karriereende folgte für den Sportlehrer die Anstellung als Landestrainer beim Schwäbischen Turnerbund.
Seit 2002 arbeitet Belenki im Schwäbischen Kunst-Turn-Forum. Anfängliche Umstellungsschwierigkeiten verhehlt er nicht. „Es hat zwei Jahre gedauert, um als Trainer Fuß zu fassen", sagt er, „ich habe erst kleinen Kindern das Turnen beigebracht."
Dann arbeitete er sich langsam nach oben. Als seinen Durchbruch bezeichnet er selbst die ersten Titel von Sebastian Krimmer als Deutscher Jugendmeister im Mehrkampf und Pauschenpferd 2006, den er später bis zu einem der wertvollen Nationalmannschaftsturner entwickelte.
.
Zahlreiche Ehrungen würdigen die außergewöhnlichen sportlichen und beruflichen Leistungen, besonders aber auch seine sympathischen, menschlichen Qualitäten:
* 1998 - war Valeri 1998 "Sportler des Jahres" in Stuttgart und "Turner des Jahres" in Deutschland.
* 2007 - Neben Gymnastin Magdalena Brzeska und Ex-Reck-Weltmeister Eberhard Gienger war er einer von drei Botschaftern der Turn-WM 2007 in Stuttgart.
* 2013 - Aufnahme in die "Jewish Sports Hall of Fame"
* 2015 - Aufnahme in die "International Gymnastics Hall of Fame"
- Verdienstorden des Landes Baden-Würtemberg
.
Der sympathische und stets zu einem Scherz aufgelegte Belenki betreut als Trainer am Kunst-Turn-Forum Stuttgart nicht nur die Turnelite und Turn-Eleven, sondern wird auch wegen seiner vielen und fairen Beziehungen zur internationalen Kunstturnszene geschätzt und ist - nicht nur wegen seiner Betreuung des zweimaligen olympischen Silbermedaillengewinners Marcel Nguyen - aus den Vorbereitungsprozessen des TurnTeams Deutschland an der Seite von Bundestrainer Andreas Hirsch nicht weg zudenken.
<< Mit seinem Schützling - der schon 2 x mit Edelmetall dekoriert ist - will er noch einmal zu olympischen Spielen.
Imposante Belenki'ische Halb-Jahrhunderts-Runde im WM-Trainingscamp Kienbaum. Der Jubilar in der Mitte (hinten) mit Sohn Alexander auf seinen Schultern. |
Derzeit hält er sich im WM-Vorbereitungslager des TurnTeams Deutschland in Kienbaum auf und wurdegestern aus Anlass seines 50. Geburtstages von Bundestrainer Andreas Hirsch überrascht: Der hatte nämlich sowohl seine Gattin Jewgenia als auch seinen 7-jährigen Sohn Alexander ebenfalls nach Kienbaum eingeladen, so dass die Familie diesen, seinen Ehrentag gemeinsam und im Kreise seiner vielen Turnfreunde, würdig begehen konnte. Wir gratulieren natürlich auch!
(c) gymmedia / Eckhard Herholz