Heinzotto Werner (90) - der "Doyen" ehemaliger Deutscher Kunstturnmeister inmitten ehemaligen Mitstreiter |
Am Wochenende trafen sich in der vielfachen Turnfeststadt Leipzig, die auch die Gäste des nächsten Internationalen Deutschen Turnfestes 2021 empfangen wird, Vertreter des ehemaligen Deutschen Turn-Verbandes der DDR (DTV). Bereits zum zweiten Male kamen ehemalige nahmhafte Mitarbeiter des DTV sowie des früheren "Wissenschaftlichen Zentrums" (WZ Turnen) auf Initiative des früheren WZ-Mitarbeiters Stefan Eckhardt zusammen. Im Leipziger Schützenhof wurden Erinnerungen ausgetauscht und über vergangene Zeiten geplaudert, war doch DTV der DDR bis zum Ende des sozialistischen Staatensystems einer der erfolgreichsten Turnnationen der Welt. Trotz der geringen eigenen Bevölkerungszahl (16 Millionen) hatte man vom Kindergarten an ein effizientes Sichtungs- und Auswahlsystem der Talentsuche und -ausbildung aufgebaut, welches in ein Förderstufenprogramm mündete, das am Ende die DDR-Turner z. B. in Seoul (1988) mit den Sowjets um Olympiagold ringen ließ - und dies noch vor solchen Ländergiganten wie China, USA, Japan und anderen.
2. Traditionstreffen ehemaliger Mitarbeiter des Deutschen Turnverbandes der DDR, des Wissenschaftlichen Zentrums des DTV sowie des ehemaligen Forschungsinstitutes und der Leipziger Kunstturnszene
Die legendäre Leipziger Turnschule
Neben dem früheren DDR-Spitzenturnclubs ASK "Vorwärts" Potsdam und dem SC "Dynamo" Berlin gehörte die Leipziger Turnschule der Frauen des legendären SC Leipzig (heute: TuG Leipzig) und bei den Männern des traditionsreichen SC "DHfK" Leipzig zu den besten und erfolgreichste Turnzentren der Welt.
SCL-Turnerinnen wie Ute Starke, Erika Zuchold, Kerstin Gerschau, Steffi Kräker, Birgit Senff sowie deren namhaften und welweit geachteten Trainerinnen und Trainer, wie Ellen Berger, Roselore und Henry Sonntag, Helmut Gerschau oder Walter Bernasch sorgten für z. T. richtungsweisende Weltspitzenleistungen.
DHfK-Turner, wie Olympiasieger Klaus Köste, der erste WM-Finalist am Barren, Siegfried Fülle, der Stratege Erwin Koppe, der Pferdvirtuose Matthias Brehme, der Wirbelwind auf der Bodenmatte Frank Tippelt sowie später sein Sohn Sven Tippelt u. v. a. mehr, sorgten mit ihren virtuosen Kreationen für nachhaltigen guten Klang: Solche Elemente der Erstmaligkeit wurden schließlich nach deren Erfindern benannt, wie "Köstebücke" am Reck, der "Köstesalto" als Ringeabgang, der "Tippelt" an Pferd und Barren oder Zucholds Weltpremiere des Flickflacks am Balken, ihr "Zuchold" am Sprung (Yamashita), der "Hindorff"-Salto am Stufenbarren oder der "Kräker" am selben Gerät - alles Leipziger Spitzenergebnisse dieser sächsischen Turnschulen, die vor allem in engster Partneschaft zwischen pädagogisch und methodisch hochwertig ausgebildeten Trainern, ihren Athleten und der zugeordneten und praxisnahen Wissenschaftlern entstand. So nimmt es nicht Wunder, dass zu diesem aktuellen Ehemaligentreffen auch einst hochrangige Vertreter der Forschung dabei waren, wie Prof. Dr. Jürgen Krug, der später auch als DTB-Vizepräsident und Dekan der Sportwissenschaften an der Uni Leipzig lehrte; der frühere WZ-Leiter Prof. Dr. Siegfried Leuchte, Dekan der Sportwissenschaften an der benachbaerten Martin-Luther Universität Halle. Auch Heinzotto Werner (der "Meester") - mit über neunzig Jahren ältester Deutscher Meister der Geschichte und langjähriger "Meistermacher", gehörte zu dieser aktuellen Runde
So gesehen war dieses zweite Treffen der einstigen DTV-Verantwortlichen in Leipzig natürlich in erster Linie schon ein wenig nostalgiebehaftet, doch wer die Zukunft gestalten will, sollte auch die Vergangenheit kennen. In zwei Jahren soll's dann das nächste, das 3. Treffen geben...! Danach dann das nächste Turnfest. Weltspitzenstars des Kunstturnens aus Leipzig aber sind in nächster Zukunft wohl eher nicht in Sicht!
* Nach Informationen von Rainer Nugel / Stefan Eckhardt