Exakt heute vor 120 Jahren, am 11. April 1896, gewann der Turner Carl SCHUHMANN bei den I. Olympischen Spielen der Neuzeit in Athen, überraschend auch im Ringen seine vierte Goldmedaille. Nach 65-minütiger Kampfzeit an zwei Tagen (- nach Abbruch am ersten Tag wegen Dunkelheit) bezwang er den wesentlich größeren und schwereren Griechen Georgios Tsitas. „Sie sind jetzt der populärste Mann in Griechenland, Sie sind populärer als ich“, soll ihm der griechische König Georg I. bei der Gratulation beim Dinner gesagt haben.
Zuvor holte er am Pferdsprung den ersten deutschen Olympiasieg überhaupt und gewann ebenso mit der deutschen Olympiariege der Turner am Barren und am Reck ...
Gedenktafel in Berlin -Charlottenburg.
Erster deutscher Olympiasieger der Geschichte! |
Seinen ersten großen Erfolg vor 1896 hatte Carl Schuhmann 1889 als Sieger beim Gauturnfest in Köln gefeiert. Schon 1895 gelangen ihm vier Einzelsiege beim Turnfest in Rom. 1899 leitete er die deutsche Turngesellschaft in London und war 1908 in London Attaché der deutschen Olympiamannschaft.
Noch heute zeichnet der Deutsche Turner-Bund (DTB) im Zweijahresrhythmus seine sportlich erfolgreichen Athletinnen und Athleten mit der "Carl-Schuhmann-Medaille" aus ...:
<< Die Carl-Schuhmann-Medaille wird vergeben für das Erreichen der Plätze 1 bis 3 bei Welt- und Europameisterschaften sowie bei Olympischen Spielen.
Sein Enkel gleichen Namens, Carl Schuhmann jun., blieb in seiner sportlichen Spur und war Berliner Turnmeister. Noch heute führt er in der Kantstraße einen Berliner Juwelierladen in über 75-jähriger Firmen- und Familientradition - den wohl einzigen in Berlin, mit einer originellen Kundenbar ...!
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Carl SCHUHMANN - Lebensstationen:
Geboren am 12. Mai 1869 in Münster, aufgewachsen in Köln, war er Mitglied des Allgemeinen Turnvereins. Bereits mit Anfang 20 ging er nach Berlin.
Dort wurde er Mitglied der Berliner Turnerschaft Korporation und entwickelte sich zu einem Turner der Spitzenklasse, war erfolgreich bei deutschen und internationalen Turnfesten. Zugleich war er Weltklasse im Weitsprung, Gewichtheben und Ringen.
Bei den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit 1896 in Athen gewann er 3 Goldmedaillen im Turnen (Pferdsprung, Barren, Reck), 1 Goldmedaille im Ringen (griechisch-römischer Stil) und 1 Bronzemedaille im Gewichtheben. Im Weitsprung wurde er Siebenter.
Mit seinem Einzelsieg im Pferdsprung wurde er der erste deutsche Olympiasieger der Moderne.
Sein Sieg im Ringen war eine Sensation, war doch mit 1,63 m der kleinste aller Ringer, besiegte den griechischen Favoriten, der viel größer und schwerer war als er.
Carl SCHUHMANN gehörte zu den deutschen Turnern, die gegen den Widerstand der damals mächtigen Deutschen Turnerschaft, die die Olympischen Spiele boykottierte, an den Spielen teilnahmen. In der Leitung der Deutschen Turnerschaft herrschte eine starke Aversion gegen Frankreich. Der olympische Gedanke wurde als ein französischer Geistesblitz abgelehnt. Die Griechen hatten die Deutschen eingeladen, doch das wurde für ein Trick Coubertins gehalten, dem sie, ohne ihn zu kennen, Deutschlandfeindlichkeit unterstellten. Mit Hilfe von Spenden kam dennoch eine Olympia-Teilnahme der Deutschen zustande.
Nach seiner Rückkehr aus Athen wurde Carl Schuhmann mit anderen deutschen Athleten, die an den Spielen teilgenommen hatten (Hermann Weingärtner, Alfred Flatow, Gustav Flatow), aus der Turnerschaft ausgeschlossen und für alle größeren Wettkämpfe gesperrt.
1908 beendete er seine Karriere. Zu dieser Zeit lebte er schon in England. Er arbeitete dort als Goldschmied und Turnlehrer der German Gymnastic Society.
Im ersten Weltkrieg wurde er auf der Insel Man interniert.
1919 kehrte er nach Berlin zurück, eröffnete ein Juwelier-Geschäft und gab sein Wissen als Turn- und Wanderwart in einem Charlottenburger Turnverein weiter.
Carl Schuhmann starb 1946 in Berlin und ist auf dem Friedhof in der Heerstraße beigesetzt.
* ... siehe auch unter
► 150. Geburtstag Carl Schuhmanns am 12. Mai 2019