Dr. Ursula Gundlach in memoriam Erika Zuchold |
Für die am 22. August 2015 im paraguayischen Ascunción mit 68 Jahren unerwartet und beinahe unbemerkt für die Öffentlichkeit der Bundesrepublik Deutschland und die Freunde der deutschen und internationalen Turnwelt verstorbenen deutschen Weltklasseturnerin Erika ZUCHOLD fanden sich im Berliner Sportmuseum Berlin-Hellersdorf über 40 ehemalige Turnerinnen und Turner, Trainer, Kampfrichter, Sportfunktionäre und Freunde des Sports zu einer eine feierliche Würdigung zusammen. Sie alle waren gekommen um der Doppelweltmeisterin, Gewinnerin mehrer olympischer Silber- und Bronzemedaillen und 14-fachen Deutschen Meisterin der DDR und damit einer der erfolgreichsten deutschen Turnerinnen aller Zeiten, der Leipzigerin Erika Zuchold die Ehre zu erweisen. Erika Zucholds erste Trainerin, die ihr als erster Frau der Welt den Flickflack auf dem Balken lehrte, Dr. Ursula Gundlach unterstrich in ihren Gedenkworten ," ...dass ich es als eine wahre Freude und ein großes Glück empfand, mitzuhelfen, aus einem Leipziger Rohdiamanten eine der hochkarätigsten deutschen Turnerinnen Deutschlands und der Turnwelt zu formen". Erika werde sie nie vergessen und als schöpferisches, aktives, oft rastloses, aber auch Zuwendung bedürftiges Menschenkind in ihrer Erinnerung bewahren.
* Fotos: GYMmedia / Werner Ambrasat
Unter den Anwesenden dieser bewegenden Trauerstunde waren die auch die Olympiamedaillengewinner von Mexiko-City 1968 und München 1972 im Turnen Marianne Noack-Paulick, Magdalene Schmidt-Jakob, Maritta Bauerschmidt-Grießig und Irene Abel, der zweifache Bronzemedaillengewinner und langjährige Turnnationaltrainer der DDR Peter Weber, Ex-Turnerin und internationale Kampfricherin Vera Ewald, Ex-Vize-Europameisterin Kerstin Kurrat-Gerschau, ihr Ehemann Klaus-Dieter Kurrat - einst schnellster Sprinter der DDR - die mehrfache Olympiamedaillengewinnerin im Schwimmen und im Handball Roswitha Krause, der ehemalige Vize-Präsident des DTSB der DDR, Prof. Horst Röder, eine Reihe namhafter und erfolgreicher Trainer des DDR-Turnsports, der ehemalige DTV-Generalsekretär Peter Dobbertin, der Sprecher der Gemeinschaft der Sport-Senioren der DDR Erhard Richter sowie Freunde des Sports, wie Eberhard Aurich, ehemals 1. Sekretär des DDR- Jugendverbandes FDJ.
Die kleine Feier wurde eröffnete durch das von Sportmuseumschef Wolfgang Turowski instrumental und gesanglich einfühlsam vorgetragene Lied für Generationen von der Rockgruppe Puhdys, das an die sich verändernde Sicht auf unsere Welt erinnert.
Ex-Nationalmannschaftsturnerin Maritta Grießig-Bauerschmidt: " ...ich trage die Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse wie ein Geschenk in mir!" |
♦ Mit einfühlsamen Worten erinnerte sich Ihre Olympiateam- und Clubkameradin Maritta Bauerschmidt-Grießig vor allem an die kämpferische Seite von Erika, die sich auch in den Wirren der Wendezeit nicht entmutigen ließ und mit außerordentlicher Beobachtungsgabe und geschickter Hand unterschiedliche Strukturen, Bewegungen und Handlungen in Natur und Gesellschaft erforschte und künstlerisch zur Ansicht brachte.
Unvergessen bleibe Erika Zucholds Vielseitigkeit, die sie nicht nur im Kunsturnen sondern auch in ihren Auftritten in Unterhaltungssendungen des Fernsehens nachweisen konnte. Was sie gemeinsam mit ihrer Turnkameradin Erika erleben konnte, werde sie frei nach Dietrich Bonhoeffer "...wie ein kostbares Geschenk..." für immer in sich tragen ...!
Als Gedenkredner (Foto, oben) würdigte Herbert Grießig sowohl die bemerkenswerten Erfolge der Verstorbenen als Turnerin des Sportclubs Leipzig (SCL), der DDR-Nationalmannschaft und nach ihrer sportlichen Laufbahn als bildende und darstellende Künstlerin sowie auch ihre kaum vergleichbare Persönlichkeit, in der sich Wille, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit, Nachdenklichkeit, Kreativität und Dynamik zu einer einmaligen Symbiose vereinigt hatten. Er verwies darauf, dass es Erika Zuchold gelang - geformt und entwickelt besondersauch von ihrem langjährigen Trainer Helmut Gerschau - sowohl die Leipziger Turnschule als auch die Leipziger Kunstschule auf einem bemerkenswert hohen Niveau zu repräsentieren. (► Trauerrede im Wortlaut)
ERINNERUNGEN an ERIKA ZUCHOLD:
Während der Gedenkfeier erinnerten Videos - u. a. ein in den USA, 2005 von TV-Turnkommentator, Olympiasieger und Ex-Weltmeister Bart Conner anlässlich ihrer Aufnahme in die "International Gymnastics Hall of Fame" produziertes Video - an die großen Erfolge des einstigen Weltstars: von der Schwebebalkenkür zur WM 1970 in Ljubliana bis zu ihren grandiosen olympischen Momenten zwischen Mexiko-City und München 1972:
* Hier ihre weltmeisterliche Goldkür von Ljubljana (1970):
Die Anwesenden waren sich einig, dass mit Erika Zuchold eine der vielseitigsten und elegantesten deutschen Turnerinnen aller Zeiten uns viel zu früh verlassen hat. Die Erinnerungen an sie als einer erfolgreichen, liebenswerten, bescheidenen und bodenständigen Sportlerin werden nicht verblassen, werden doch ihr Name und ihr Vermächtnis in der Turn- Talentschule des Deutschen Turner-Bundes in Leipzig und in der Internationalen Hall of Fame in Oklahoma-City bewahrt bleiben.
(C) gymmedia / Herbert Grießig
♦ In Erika ZUCHOLD's Heimatstadt Leipzig fand eine würdigende Stunde der Andacht am 2. Oktober 2015 statt.
* ... lesen Sie dazu auch:
>> Rätsel um den Tod von Erika Zuchold (04. 10. 2015)
- die Red.