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Marco BALDAUF (AUT) |
Nach 18 Jahren im rot-weißen Nationalteam Österreichs gibt der 33-malige Staatsmeister Marco BALDAUF seinen Rücktritt vom aktiven Spitzensport bekannt!
Marco Baldauf, eine der größten Persönlichkeiten des österreichischen Kunstturnens, war 3x unter den Top10 bei Europameisterschaften, und im Gesamtweltcup, errang 5 Weltcup-Medaillen, und ging insgesamt 25x bei WM und EM an den Start!
„Nach 29 Jahren ist es nun an der Zeit, Adieu zu sagen“, resümiert der 35-jährige Dornbirner: „Ich kann auf eine erfolgreiche und wunderschöne Karriere zurück blicken.“
Noch immer im nationalen Turngedächtnis ist das Jahr 2003, als Marco Baldauf als erstem Österreicher ein Medaillengewinn im Weltcup gelang! Bis zum Karriereende wurden es dann fünf weitere Weltcupmedaillen – 1x Silber (2010 in Ostrava) und noch weitere 4x Bronzemedaillen ....
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EM-Reckfinale, Montpellier 2012 |
Marco Baldauf erinnert sich besonders an die Europameisterschaften 2012 in Montpellier ...: „Mein größter Erfolg war aber mit Sicherheit das Erreichen des EM-Finales am Reck und dort Platz 6“, mit der er im österreichischen Kunstturnen bislang alleine steht.
Mehrere Jahre lang Weltklasse am Reck.
An seinem Spezialgerät Reck verkörperte Marco Baldauf ab ca. 2008 konstant Weltklasse, erreichte im Gesamtweltcup die Plätze 6 (2011), 8 (2009) und 9 (2010). Bei den Europameisterschaften bewies Baldauf mit den Rängen 6 (2012), 9 (2008), 10 (2010) und 13 (2011) Extraklasse.
Die Verewigung des Ausnahmekönners mit seinem von ihm kreierten „Baldauf“-Element in den internationalen Wertungsvorschriften erst vor wenigen Wochen ist eine späte Würdigung durch den Weltverband FIG:
<< Erstmals vorgestellt hatte Marco dieses Reckelement beim Challenge Cup 2012 in Cottbus:
die "gesprungene ganze Drehung aus dem Adlerschwung in den Zwiegriff", die dem damals 32-jährigen Österreicher aus Vorarlberg auch bestens bei der EM 2012 in Montpellier gelang, als er sich damit als erster Österreicher überhaupt für ein Finale qualifizierte, allerdings dann dort Pech hatte und stürzte.
* GYM v i d e o --: Marko BALDAUF (Österreich) am Reck:
* Youtube (511)
„Ich bin sehr glücklich, neben meinen Turnerfolgen parallel zwei Studien an der Universität Innsbruck – 'Gesundheits- und Leistungssport' sowie Lehramt Sport und Spanisch – abgeschlossen zu haben“, verweist der langjährige HSZ-Sportsoldat Baldauf darauf, dass sein Rücktritt mit dem Start der „Karriere danach“ zusammenfällt:
„Ab Herbst 2015 starte ich mit dem Schulpraktikum an einer AHS. Seit 2013 ist das Training aus beruflichen Gründen mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. Eine Schulterverletzung, die ich schon seit einem Jahr mit mir mitschleppe, erleichtert mir diese Entscheidung.“
Trotz des aktuellen Schulterproblems – das ihn jedoch noch im November 2014 nicht am Gewinn des letzten Reck-Staatsmeistertitels hinderte – ist der Ausnahmesportler stolz darauf, dass er sich während seiner ganzen Karriere keiner Operation unterziehen musste: „Ich bin sicher, dass das nur wenig mit Glück zu tun hat. Vielmehr war das gewissenhafte Training dafür ausschlaggebend. Von 2005 bis 2012 trainierte ich in Innsbruck unter Nationaltrainer Petr Koudela. Petr schaffte es in dieser Zeit, Höchstleistungen aus mir heraus zu kitzeln, die zu meinen größten Erfolgen führten. Fast alles, was ich im Kunstturnen weiß, habe ich ihm zu verdanken.“
<< Trainer Petr Koudela,
zuvor tschechischer Nationaltrainer, gibt das Riesenlob zurück:
„Marco war ein besonders intelligenter und fleißiger Turner, der immer gewusst hat, was er in seiner Karriere erreichen möchte und kann. Dann hat er sehr konsequent auf die Realisierung der Ziele hingearbeitet.
Die Jahre mit 'Baldi' haben für mich viel bedeutet, auch weil der Start mit dem Beginn meiner Tätigkeit in Österreich zusammen fiel. Lieber Baldi, danke für zehn schöne Jahre mit dir im Spitzensport!“
... als „wertvollster Turner“ geadelt!
ÖFT-Sportdirektor Dieter Egermann hatte Marco Baldauf bereits 2012 zum „wertvollsten Turner des Nationalteams“ geadelt (damals wurde klar, dass er es nicht zu den Olympischen Spielen schaffen kann, da eine Qualifikation nicht über die Reckleistung, sondern nur über den kompletten Mehrkampf möglich war). Diese Auszeichnung fußt neben den Erfolgen und der Vorbildwirkung vor allem auf der Beständigkeit des Vorarlbergers. Egermann schon 2012: „Marco ist seit 1997 Mitglied der Nationalmannschaft und nahm in dieser Zeit an allen (!) Welt- und Europameisterschaften teil. Dank seiner internationalen Erfahrung und Konstanz gelang es, rund um ihn ein Team mit sehr respektabler Leistungsentwicklung zu schaffen.“
25 WM-/EM-Starts dürften „Weltrekord“ sein!
In Zahlen gefasst bedeutet dies neben 33 Staatsmeistertiteln (Nr. 3 in der ewigen österreichischen Rangliste hinter Hans Sauter und Thomas Zimmermann ) insgesamt weltrekord-verdächtige 25 WM- und EM-Starts (leider führen FIG und UEG dazu keine Statistik). Baldauf war immer fit und in Form, während in dieser langen Zeit insgesamt 29 andere österreichische Turner als seine WM-/EM-Teamkollegen kamen und gingen.
ÖFT-Präsident Prof. Friedrich Manseder: „Mit dem Rücktritt von Marco Baldauf endet eine herausragende, lange und äußerst erfolgreiche turnerische Laufbahn. Marco geht mit seinen zahlreichen internationalen und nationalen Erfolgen sowie seiner Element-Verewigung durch die FIG prägend in die österreichische Turngeschichte ein. Aufgrund seiner Persönlichkeit war Marco Baldauf stets Vorbild und wird nun fehlen. Für seine Zukunft wünsche ich ihm alles erdenklich Gute.“
(c) Quelle: ÖFT / Mag. Robert Labner
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'... alles Gute, Baldi!' |
Marco BALDAUFs Rücktrittserklärung im Wortlaut:
„Hiermit gebe ich meinen Rücktritt bekannt. Nach fast 29 Jahren ist es nun an der Zeit, dem Turnsport Adieu zu sagen. In den letzten drei Jahren ist das Training aus beruflichen Gründen immer weiter in den Hintergrund gerückt. Eine Schulterverletzung, die ich schon seit über einem Jahr mit mir mitschleppe, erleichtert mir diese Entscheidung. Ich kann auf eine erfolgreiche und wunderschöne Karriere zurückblicken. Der Höhepunkt war mit Sicherheit das Erreichen des EM-Finales am Reck im Jahre 2012. Neben den sportlichen Erfolgen bin ich sehr glücklich, während dieser Zeit zwei Studien an der Universität Innsbruck abgeschlossen zu haben (Gesundheits- und Leistungssport; Sport und Spanisch auf Lehramt). Sehr stolz bin ich auch, dass ich mich während meiner ganzen Karriere keiner Operation unterziehen musste. Ich bin mir sicher, dass das nur wenig mit Glück zu tun hat. Vielmehr war das gewissenhafte Training dafür ausschlaggebend. Ich bedanke mich bei allen Turnerinnen und Turnern, mit denen ich unzählige Stunden in der Trainingshalle verbringen durfte. Danke auch an alle Funktionäre und Trainer, die mich in meinem Tun unterstützten und die mir diese Karriere ermöglichten. Besonders bedanke ich mich bei Dieter Egermann (Anm.: Seit 1996 zuerst als ÖFT-Bundesfachwart, dann als Sportdirektor für Österreichs Kunstturner verantwortlich), den ich 1991 als 11-jähriger Junge in Dornbirn im Zuge einer WM-Vorbereitung kennen lernen durfte. Zwischen 1996 und 2014 hat Dieter bei verschiedensten Wettkämpfen mit mir mit gefiebert. Dieter stand immer zu mir, auch in den schwersten Phasen meiner Karriere. Danke auch an Vorarlbergs Landesfachwart Thomas Bachmann, der sich bis heute für den Turnsport engagiert. Ohne Thomas hätte ich mit Sicherheit viele meiner sportlichen Träume nicht erfüllen können. Von 2005 bis 2012 trainierte ich in Innsbruck unter Petr Koudela. Trotz meines hohen „Turnalters“ schaffte es Petr, in dieser Zeit noch Höchstleistungen aus mir heraus zu kitzeln, die zu den größten Erfolgen meiner Karriere führten. Fast alles was ich über das Kunstturnen weiß, habe ich ihm zu verdanken. Er war immer für mich da, er war der beste Trainer, den ich während meiner langen Karriere hatte. Vielen Dank für die unzähligen Stunden, die du mich betreut hast! Ab September 2015 werde ich mit dem einjährigen Schulpraktikum an einer AHS beginnen. Ich werde auch in Zukunft dem Sport treu bleiben.“