Heinz SCHUBERT |
Einen Monat nach seinem 85. Geburtstag trauert die Turnfamilie Sachsen-Anhalts um den Mansfelder Turnvater Heinz SCHUBERT, der am 14. Januar 2015 verstarb.
Sein ganzes Leben lang hatte sich dieser verdienstvolle Übungsleiter, Trainer und Turnfunktionär um das Gerätturnen in seiner Region gekümmert. Dies tat er nicht nur mit Herzblut und unermüdlichem Einsatz, sondern zu allen Zeiten mit viel Geschick und Ideenreichtum unter Einbeziehung aller nur möglicher gesellschaftlicher Kräfte, unter selbst schwierigsten Bedingungen. Zu DDR-Zeiten entwickelte er die Turnhalle des ehemaligen Pochwerkes im Ortsteil Leimbach zu einem Zentrum engagierter Trainingsarbeit. "Wenn ich hier bin, fühle ich mich immer am wohlsten", sagte er bis zum Schluss, hatte er doch dieses kleine Zentrum der Turnkunst zu einem Kleinod sportlichen Trainierens, aber auch des Wohlfühlens aller seiner Vereinsmitglieder und Gäste ausgebaut ...
Mansfelder Turnverein, gegründet 1882 |
Im Pochwerk gab und gibt es nicht nur moderne Trainingsmittel, wie Schaumstoffgrube und eingelassene Trampolins - wenn auch unter beengtem Raum - sondern auch gastronomische Einrichtungen, einen Turngarten, Übernachtungsmöglichkeiten und vor allem: Herzlichkeit im Umgang mit all' seinen jungen und älteren Turnern und den vielen Gästen bei Wettkämpfen und sonstigen Gelegenheiten geselligen Zusammenseins, und immer lebenslang an seiner Seite seine Ehefrau Albine, die all die "turnerischen Verrücktheiten" die sich ihr Mann ausdachte, mit umzusetzen half!
Albine und Heinz Schubert, die 'Seelen' der Mansfelder Turnerei |
Heinz Schubert - von Haus aus Zimmermann von Beruf - hatte zunächst viele Jahre in der Bauabteilung des Walzwerkes gearbeitet, bevor er eher zufällig zum Turnsport kam. Als Kind war für ihn aus gesundheitlichen Gründen an Sport nicht zu denken, und als Jugendlicher zog es ihn mehr zum Fußball. Den entscheidenden Impuls gab nach dem Krieg eine Versammlung, bei der es nicht, wie Schubert dachte, um Fußball ging, sondern ums Turnen. "Da haben sie mich belattchert", sagte er einmal rückblickend. Übungsleiter Turnen wurden gesucht. Also begann Heinz Schubert in seiner Freizeit eine solche Ausbildung, der weitere Qualifizierungen folgen sollten. Mit großem Geschick verstand er es, dass sich das damalige Walzwerk Hettstedt und dessen Werksdirektor voll hinter den "Ex-Zimmermann" und dessen Turn-Ideen stellten, was zu Zeiten der Mangelwirtschaft nicht die schlechteste Liason war...!
Und so wurde Heinz Schubert über Jahrzehnte die Seele all dieses komplexen Verständnisses der Sportart Gerätturnen in Mansfeld: Vor allem verstand er es, keinen Widerspruch zwischen leistungsorientiertem Kunstturnen und dem breitensportlichen Bewegen an den Turngeräten zuzulassen.
"Differenziertes Trainieren" der Besten und das "bei der Stange Halten" der nicht ganz so talentierten Jungen entwickelte er zu einer nahezu eigenen Strategie und Handschrift, für die er besonders zu DDR-Zeiten bewundert wurde. So schafften nicht nur seine Söhne Axel und Jörg Schubert den Weg ins nahegelegene Leistungszentrum des damaligen SC Chemie Halle (heute SV Halle), sondern erreichten auch internationale Erfolge in Nationalriegen im Juniorenbereich. Auch später bot Heinz Schubert's Trainingsstützpunkt des MTV Mansfeld immer wieder Talente an, die sich für den Weg in die Kinder- und Jugendsportschule entschieden. Die Feierlichkeiten 1982 aus Anlass "100 Jahre Turnen in Mansfeld" gerieten nicht nur zu einem Höhepunkt der Stadt Mansfeld, sondern waren auch dem "Deutschen Fernsehfunk" ein filmisches Werk wert: Auch das Anfang der 80'er Jahre aufstrebende DDR-Männerturnen erwies mit einem Schauturnen der Nationalmannschaft damals seine spezielle Reverenz...
Stark angenommen wurde und wird auch das jährliche "Mansfelder Pokal-Turnen", das es zu einer jahrzehntelangen Tradition brachte.
Turngarten am Pochwerk |
Viel bedeutsamer aber ist, dass sich Generationen Mansfelder Jungen im Leimbacher Turner-Pochwerk wohl fühlten und dort nicht den schlechtesten Teil ihrer Kindheit verbrachten. Sehr zu Recht verlieh ihm für diese Verdienste sein Heimatstädchen die "Mansfelder Ehrenbürgerwürde", denn Heinz Schubert war für alle ein wahrhafter Turnvater, der für seine Schützlinge nicht nur alles tat, sondern bleibende Werte in den unterschiedlichsten Lebensläufen schuf. Dies ist keineswegs erstrangig nur im sportlichen Sinne gemeint.
Heinz Schubert - dessen Vermächtnis von seinem Sohn Axel heute in Mansfeld weitergeführt wird - bleibt deshalb allen, die ihn kannten, in ewiger Erinnerung!
(C) gymmedia / Eckhard Herholz