Danach sind der DTB-Präsident,
Rainer Brechtken, sowie der DTB-Sportdirektor,
Wolfgang Willam, offenbar Mitte Januar dieses Jahres noch einmal persönlich in Bonn vorstellig geworden, um ihren Förder-Antrag zu erläutern und einer beantragten Förderung durch das BMI den offenbar für den DTB nötigen „sportfachlichen“ Nachdruck zu verleihen. Auch dies führte nicht zu dem beabsichtigten Erfolg, weil der Antrag schließlich erneut abgelehnt worden ist.
Nun, so heißt es, versucht der DTB-Präsident es noch einmal auf der "Ministerebene" ..., d. h., es sollen die sportpolitischen Instrumentarien des DTB-Präsidenten als „Brech(tken)stange“ zum Einsatz kommen!
Schon in 2007 wurde seiner Zeit die besondere Dringlichkeit des Baus einer weiteren Halle in Wattenscheid vorgetragen, die Halle schließlich in 2008 fertiggestellt und mit Bundes- (ca. 360 TSD €), Landes- (600 TSD €) sowie kommunalen Mitteln der Stadt Bochum (240 TSD €) finanziert, damit die dort angesiedelte RSG-Nationalmannschaft Gruppe – typische Bundesaufgabe eines Spitzenverbandes - in Verbindung mit Einzelgymnastinnen sowie dem Aufbau einer Juniorinnengruppe verbesserte Trainingsmöglichkeiten erhielt.
Nachdem die Nationalmannschaft RSG leider ihre Olympia-Qualifikation 2007 nur knapp (um einen Platz) verfehlte, wurde sie Ende September 2007 "zwangsabgeschafft".
Der DTB arbeitete fortan an einem neuen Konzept, in dessen Mittelpunkt die Schaffung eines Nationalmannschaftszentrums stand bzw. stehen sollte. Die bisherigen Bundesstützpunkte in Bochum-Wattenscheid, Schmiden, Bremen und Halle/Leipzig konnten sich hierfür in 2008 bewerben.
Den
Zuschlag erhielt damals Schmiden, d e r Stützpunkt, der auch regional in das präsidiale Einzugsgebiet des DTB-Präsidenten fiel bzw. fällt.
Zuvor hatte man durch den DTB die "Bundeskader aktualisiert" und in Bochum-Wattenscheid dafür eigens zielgerichtet "Kader-Kahlschlag" betrieben, um so nebenbei Schmiden zum "kaderstärksten Stützpunkt" zu etablieren.
Schon damals wurden die klar evidenten Standortnachteile von Schmiden von den DTB-Verantwortlichen offenbar blind übersehen oder ausgeblendet:
- fehlende ausreichende Trainingsflächen und -möglichkeiten,
- fehlendes Sportinternat (insbesondere fehlende pädagogische Betreuung) in enger Anbindung an die Trainingsstätte, etc..
Nach einem abgelaufenen Zyklus (2009 - 2012) stellt sich die Situation jetzt dort wie folgt dar:
* die Olympia-Qualifikation 2011 wurde zwar erreicht, das Abschneiden bei Olympia 2012 war aber alles andere als zufriedenstellend für den DTB!
* während der DTB die Cheftrainer-Positionen im Kunstturnen Frauen und Männer sowie im Trampolinturnen inzwischen verlängert hat, gab es in der RSG nichts zu verlängern, weil die bisherige Teamchefin von sich aus dem DTB den Rücken zugedreht hatte!
* der Neubeginn läst auf sich warten - "Warten" im Spitzensport ist aber eher kontraproduktiv zur Leistungsentwicklung!
* das Trainer/innen-Team soll jedoch "verstärkt" werden, indem die bisherigen Positionen "Teamchefin, anteilige Gruppenbetreuung und Nachwuchsförderung" von 3 bzw. 2 Personen auf nur noch 1 Person gelegt werden, die finanziellen Auswirkungen des "Turnbaus zu Frankfurt" lassen schon in 2013 auch in der RSG grüßen!
* externe Gymnastinnen, die nach Schmiden delegiert werden, werden zu "Modellwohngruppen" zusammengelegt:
eine ältere Gymnastin betreut 5 bis 6 jüngere Gymnastinnen in einer Wohngruppe; am Wochenende kann auch selbständig gekocht werden ...
Da fragt man sich, ob in Baden–Württemberg die Jugendämter ihre Aufgaben und Verantwortlichkeiten auch mit geschlossenen Augen wahrnehmen!
Zu allem Glück kommt noch dazu, dass der Internationale Turnerbund (FIG) die Olympia-Qualifikation in 2015 (1. Teil) auf Antrag des DTB nach Stuttgart vergeben hat.
Vor diesem Hintergrund muss jetzt der Steuerzahler erneut befürchten, dass DTB-Konzepte - die üblicherweise bei Bauförderungsmaßnahmen nachhaltig ausgelegt sein und Jahrzehnte berücksichtigen und überdauern sollten - kurzfristig und insbesondere einer Lobby dienend mit fragwürdigen Prioritäten ausgelegt werden.
Die letzte Baumaßnahme mit hohem Mitteleinsatz für Bund, Land und Kommune wurde wohlgemerkt erst in 2008 abgewickelt, um dann in Folge direkt durch den DTB selbst ad absurdum geführt zu werden! Dabei kann man den Herren vom BMI in Bonn nur raten, sich einmal in Bochum-Wattenscheid umzusehen:
Sie könnten bei einem Vor-Ort-Besuch sich selbst davon überzeugen, dass mit ausreichenden Trainingsstätten, einem ordentlich geführten Sportinternat mit abgesicherter pädagogischer Betreuung und genügend freien Plätzen, medizinischen und paramedizinischen sowie insbesondere erstklassigen schulischen Betreuungsmöglichkeiten (Eliteschule des Sports!) dort schon alles vorhanden ist, um Spitzensport zu betreiben. Der DTB müsste lediglich sein neues Trainer/innen-Team dorthin verlegen (Dienstort-Festlegung) und einige externe Gymnastinnen statt nach Schmiden dann nach dorthin delegieren.
Gymnastinnen aus Nordrhein-Westfalen bräuchten sich dann auch nicht „in neuen pädagogischen Wohnmodellen“ zu versuchen. Vor dem Hintergrund des gerade aufgedeckten, in seinem Ausmaß noch immer nicht fassbaren und den DTB-Sport ungemein belastenden "Neubau-Desasters" in der Zentrale in Frankfurt/Main sollte man meinen, die Entscheidungsträger hätten daraus gelernt und gingen mit (der Beantragung von) öffentlichen Mitteln und Beitragsmitteln verantwortlicher um.
Leider ist zu befürchten, dass die öffentliche Hand erneut "millionenfach bluten" wird und muss? Da gibt nur noch das Credo des zuständigen Bundesinnenministers nach den Olympischen Spielen in London Anlass zur Hoffnung, nämlich entgegen dem Druck der Sportselbstverwaltung die Höhe der Spitzensportförderung in der Bundesrepublik Deutschland nicht zu erhöhen und stattdessen eine effizientere Ausgabenpolitik von den Sportverbänden einzufordern.
Der DTB mit seiner jetzigen Führung bietet hierzu offensichtlich ein großes Betätigungsfeld!
Und: Was nützen neue und moderne Sportstätten dem Sport bzw. den Sportlern, wenn in ihnen keine qualifizierten Trainer/innen mehr arbeiten können, weil der Spitzenverband rigoros Stellen streichen muss und sie nicht mehr bezahlen kann?
* Dieter Weymans, Köln, 20. Feb 2013
(Hervorhebungen: gymmedia)