19. März 2012  
Leipzig  
Gerätturnen

Erika ZUCHOLD feierte ihren 65. Geburtstag

Am heutigen 19. März 2012 feiert eine der größten und weltbekanntesten deutschen Turnerinnen ihren 65. Geburtstag und begeht ihn in der "Goldenen Stadt" Prag.
Die Leipzigerin Erika ZUCHOLD war neben Karin Büttner-Janz und vor Maxi Gnauck eine der profiliertesten Persönlichkeiten des internationalen Turnens der sechziger und Anfang der siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts.
Ob als erste Frau der Welt, die den Flickflack auf dem Balken wagte (1964), als Olympiazweite in Mexiko-City (1968) und München 1972, als zweifache Weltmeisterin 1970 in Ljubljana oder heute als bekannte Malerin, Bildhauerin und vielseitige Künstlerin - immer noch stellt diese kreative und sensible Frau höchste Ansprüche an sich selbst und geht an Grenzen der Erkennbarkeit der Welt....

Turnen ist ja schließlich eine 100 %-Sportart – will man in ihr Gipfel stürmen.
<< So fiel schon Klein-Erika als sehr talentiert auf und startete bereits Ende der fünfziger/Anfang der sechziger Jahre des vorigen Jahrhunderts eine unvergleichliche Weltkarriere.
Unter den damaligen Förderbedingungen des SC Leipzig stellte man sich schon früh den Anforderungen nach Weltspitzenmaß – die Sowjets bestimmten das damals, und die Tschechinnen noch, wie Eva Bosakova, Vera Caslavska.
Weit war man auch in der DDR damals noch von den viel bewunderten internationalen Größen des Frauenturnens entfernt, aber die Zielstellungen waren ehrrgeizig und konsequent, wenn auch die vorhandenen Mittel oft im krassen Gegensatz dazu standen, man machte das dann mit Begeisterung wett!

... zu allen Zeiten: sensationeller Anspruch allen Tuns!

* Sechs Jahre nach ihrer Balken-Flickflack-Weltpremiere wurde Erika Zuchold Weltmeisterin 1970 in Ljubljana an diesem Gerät:
** Youtube-Video ..:

Erika ZUCHOLD: Olympiasilber 1972, gemeinsam mit Olga Korbut, hinter Olympiasiegerin Karin Janz

So nahm es nicht Wunder, dass das Scheitern des sozialistischen Gesellschaftsversuches DDR in ihr eine schmerzhafte Leere erzeugte. Nein, das Umschwenken - einfach so - das war nicht ihr Ding! Dafür war sie stets viel zu ehrlich, innerlich mit Herz immer dabeigewesen – man wirft nichts emotional Erworbenes so einfach weg....!
Jahre der Nachdenklichkeit, des Verarbeitens und der Suche und Neuorientierung folgten.....!

'Lebensbaum', Rochlitzer Porphyr
E. Zuchold, 2004

Scheinen auch viele sportlichen DDR-Karrieren oft vom eigenartigen Gang nationaler Zeitenläufe und Blickwinkel betroffen und unterbelichtet – die Welt erinnert sich dieser Ausnahmeerscheinung:
2005 wurde Erika Zuchold nach Maxi Gnauck (2000) und Karin Büttner-Janz (2003) als dritte deutsche Turnerin überhaupt in Oklahoma-City in die „Hall of Fame“ des internationalen Kunstturnens aufgenommen.

Erika Zuchold scheint nun das Wesen der von ihr einst mit Akribie betriebenen, höchst anspruchsvollen und komplexen Sportart Kunstturnen in eine neue Dimension gehoben zu haben – in persönliche, imponierend variable Lebensphasen ästhetischer Verarbeitung als Künstlerin.