16. März 2012  
Jena, Thüringen  
Gerätturnen

Thüringer im Porträt:Udo BÖTTCHER: Vom Spartakiadesieger zum Vorstandschef in Jena

* OTZ --: Einst war der Jenaer Udo Böttcher ein Jahrhunderttalent im Turnen. Heute führt er erfolgreich einen Großhandel. Es sind solche Lebensläufe, von denen man nicht glaubt, dass es sie gibt. Oder zumindest nicht in Ostthüringen.
Vom jugendlichen Spartakiadesieger und erfolgreichsten Juniorturner der DDR zum Copy-Shop-Betreiber und heutigen Vorstandschef eines Büro-Großmarktes mit 62 Millionen Euro Umsatz im vergangenen Jahr. Tendenz steigend.
Auch wenn Sportlerkarrieren nicht immer bis "ganz nach oben" führen, sehr oft ist auch der Weg das Ziel und die bei der Bewältigung von Schwierigkeiten erworbenen Eigenschaften, die gelebten Emotionen.
Die thüringer Journalistenkollegin Ulrike KERN von der "Ostthüringer Zeitung" (OTZ) hat eine bemerkenswerte Geschichte eines DDR-Turn-Spartakiadesiegers aufgeschrieben ...:

1977: Der 13-jährige thüringer Spartakiadesieger Udo BÖTTCHER (li.) bekommt ein Autogramm des 'großen' Weltsportlers Nikolai Andrianow

'Thüringer Lebensläufe'

DAS BEWEGUNGSTALENT
Sein Vater ist Wismut-Kumpel, die Mutter arbeitet in einer Schule, und Udo Böttcher wächst mit zwei Brüdern zunächst in Gera auf. Er ist sieben Jahre alt, als er mit dem Turnen beginnt und dreimal pro Woche trainiert.
1976, mit Beginn der fünften Klasse wechselt der Junge an die Kinder- und Jugendsportschule nach Jena. "Er war eine kleine Maus, und ich wollte ihn zunächst gar nicht nehmen", erinnert sich sein damaliger Jenaer Trainer, Dieter Petersdorf. "Aber als ich Udo das erste Mal in Bewegung sah, wurde mir sofort klar:

Udo, 1977, Spartakiade in Leipzig, Messehalle 7:
... nicht nur im Sport ist es wichtig, sich 'nach oben' zu orientieren!

MEHR ALS NUR SPORT ....
Und Udo Böttcher war so einer. Reibereien gab es durchaus, und die Pubertät der jungen Sportler war auch auf einer Kinder- und Jugendsportschule keine einfache Zeit für junge Internatsbewohner wie erwachsene Betreuer. Dennoch: "Diejenigen, die durch die harte Schule des Kunstturnens gegangen sind, sind die härtesten Kerle geworden", ist der Trainer überzeugt.
"Es war ein hartes Training, aber eine gute Zeit. Ich habe ab der fünften Klasse gelernt, für meine Ziele zu arbeiten, mich durchzubeißen", sagt Udo Böttcher rückblickend.
Werte, wie Leistungsstreben, Pünktlichkeit, Ordnung, Disziplin, Kameradschaft und Ehrlichkeit, die ihm als jungen Menschen auf der Sportschule vermittelt wurden, zählen ihm auch heute als Geschäftsmann noch.
Udo Böttcher wird der erfolgreichste Juniorturner der DDR. Bei drei Spartakiaden erturnt er neun Gold-, acht Silber- und drei Bronzemedaillen es gibt keinen Besseren.

Böttcher, nicht nur ein Barrenspezialist

LIEBLINGSFARBE: GELB
2006 baut er in Jena-Lobeda sein Unternehmen ist mittlerweile eine Aktiengesellschaft geworden eine noch größere Halle, 5800 Quadratmeter groß für Bürobedarf vom Radiergummi bis zum Kopierer. Weithin leuchtet der Bau in Gelb, Udo Böttchers Lieblingsfarbe.
"Nicht nur im Preis gut sein, sondern vor allem in Service", schreibt sich der Unternehmer auf die Fahne.
Und hat Erfolg mit seinem Konzept. Mit seinen 160 Mitarbeitern, die wie in einem Ameisenhaufen emsig durch die 22 Gänge des riesigen Lagers flitzen, die Waren auf einem Wagen zusammentragen und zur Packstation eilen, macht er monatlich fünf Millionen Euro Umsatz.