Unsinn oder Fortschritt - Nutzen oder Schaden?
Nicht nur die am kommenden Wochenende beginnende Rhönrad-Saison mit der 1. WM-Qualifikation in Ahrweiler rückt das deutsche Rhönradturnen in den Fokus sportlichen Interesses, sondern auch eine mal wieder geführte Kritik an der jüngsten der Rhönrad-Disziplinen, am SPRUNG, der seit längerem bei den Männern - und ab 1999 auch für Turnerinnen - im Wettkampfprogramm steht und Sprünge über das rollende Rad umfasst.
* SPRUNG: Pro und contra!
Eine öffentliche Diskussion angestoßen hat nun die einstige deutsche Kaderturnerin und heutige Übungsleiterin vom TG Friesen Klafeld-Geisweid, Bianca Krist . Neben verschiedenen Zuschriften liegt nun auch ein Standpunkt der Vize-Präsidentin des Internationalen Rhönrad-Verbandes, Maria SOLLOHUB (NOR) vor ...
* Ihre Meinung ist gefragt: office@gymmedia.de
|
P R O und C O N T R A Sprung im Rhönradturnen
In einem "offenen Brief" wendet sich Bianca Krist an die Rhönradfreunde und die Öffentlichkeit, in der Hoffnung, erneut eine Diskussion anzustoßen über eine Disziplin, die lange Zeit nur den Rhönradturnern vorbehalten war, in jüngster Zeit unter dem Druck des internationalen Wettkampfprogramms aber auch den Rhönradturnerinnen abverlangt wird.
Der Deutsche Rhönrad-Förderverein wünscht sich dazu eine rege Diskussion:
* Hier die Einlassungen von Bianca Krist
im Wortlaut des "offenen Briefes":
* Brauchen wir den S P R U N G im Rhönradturnen?
„…..Seit Jahren habe ich schon diesen Brief schreiben wollen, in der Hoffnung, dass der Sprung im Rhönradturnen wieder abgeschafft wird. Ich finde die Entwicklung des Rhönradturnens in den letzten Jahren im Geradeturnen und in der Spirale mit den neuen Wertungsbestimmungen sehr positiv, aber was hat der Sprung mit Rhönradturnen gemein?
Ich selber bin 36 Jahre alt und habe früher aktiv bis zur Jugend in der Bundesklasse geturnt, und war danach in unserem Verein als Übungsleiter tätig.
Seit die Disziplin Sprung auch für die Turnerinnen eingeführt wurde verliere nicht nur ich immer mehr die Lust am Rhönradturnen.
Rhönradturnen ist leider nur eine Randsportart, und wird es durch den Sprung nicht noch mehr dazu verbannt?
Es bildet sich eine geringe Rhönradelite und die Mehrheit turnt nur noch Landesklasse.
Die Trainingseinheiten für die klassischen Disziplinen Spirale und Gerade werden aufgrund des hohen Trainingsaufwands reduziert. Dies zeigte sich auch auf den letzten NRW-Jugendmeisterschaften, bei 18 Teilnehmerinnen gab es nur zwei Spiraleküren die über 5 Punkten lagen.
Die Gefährlichkeit des Sprungs und die Verletzungsgefahr der Kinder durch unsachgemäßes Sprungtraining ist einfach viel zu groß. Einige Rhönradturner haben bereits die Freude am Rhönradturnen verloren und den Sport aufgegeben oder sind in die Landesklasse gewechselt. Man kann halt nicht einfach mal aus großer Höhe vom Rad hüpfen.
Es müssen erst einmal viele Muskeln aufgebaut werden, um den Sprung sicher lernen zu können. Wer hat denn diese Kapazitäten? Nicht viele Vereine verfügen über die Möglichkeit, Übungsleiter aus dem Kunstturnbereich für das Sprungtraining im Rhönrad zu aktivieren.
Ich hoffe, viele denken so wie ich und wollen, dass Rhönrad mal zu einem bekannten Breitensport wird. Wir wollen doch nicht zu einer Disziplin des Kunstturnens werden.
Ich würde mir wünschen, das Technische Komitee im Rhönradturnen würde sich über die generelle Thematik des Sprungs im Rhönrad noch mal Gedanken machen…..“
* Offener Brief: Bianca Krist (TG Friesen Klafeld-Geisweid)
|
Bitte schreiben Sie uns I H R E Meinung dazu an :
office@gymmedia.de , die wir umgehend an den
>> Deutschen Rhönrad-Förderverein weiterleiten werden!
( Bitte keine anonyme sondern eine sachliche Fach-Diskussion!)
* Die REDAKTION
|
* I H R E Meinungen:
* 21-Feb-2011:
Ich bin aktive Trainerin und habe selber auch lange geturnt. Ich finde die Diskussion ob Sprung ja oder nein irrelevant. In einer Sportart ob auch nur als Randsportart haben wir auf Landesebene soviel Möglichkeiten den Turnern viel Spaß zu bereiten und sollten lieber die Landesklasse ...
... attraktiver gestalten und Möglichkeiten sich zu messen und nicht immer so tun als ob jeder der das Wort Rhönrad fehlerfrei schreiben kann auch auf Bundesebene turnen sollte. Es turnen dort nur die Besten aus der Breite und die Landesklasse ist nicht das Auffangbecken derer, die es nicht geschafft haben. Ich bin es so leid das für viele die Landesklasse nichts wert ist, auch nach Einführung des Deutschland-Cups. Und daher finde ich das, das derzeitige Wettkampfprogramm eine Herausforderung an die Vereine ist und man genau vorher sieben muss, welche TurnerInnen dem gewachsen sein werden und was man im Verein leisten kann. Auch auf die Gefahr hin, das man mehr TurnerInnen in der Landesklasse starten läßt, diese dann aber an Qualität endlich mal wieder gewinnt und nicht zum Dauerdesaster auf den hinteren Platzierungen mutiert.
Maria SOLLOHUB IRV-Vizepräsidentin |
* 23-Feb-2011
"Hallo Bianca,
erstens möchte ich mich vorstellen. Ich bin Maria Sollohub, Vizepräsidentin des IRVs, gebürtige Engländerin, Rhönradvertreterin für Norwegen im Internationalen Rhönrad-Verband (IRV), ehemalige Kunstturnerin und Rhönradturnerin, seit einem Jahr wohnhaft in Hamburg.
Dein Brief hat mich über deutsche Rhönradbekannten per Email erreicht.
Ich schreibe jetzt eine Antwort, nachdem ich nur Deinen Brief gelesen habe, obwohl ich gehört habe, dass schon einige Reaktionen von anderen gekommen sind.
Meine Antwort vertritt auch die offizielle Stellungnahme des IRVs zu diesem Thema:
>> Offener Brief, Maria Sollohub (IRV / NOR)
* 24-Feb-2011:
Genauso seh ich das auch, dass man zwischen Breitensport und Spitzensport unterscheiden muss. Nur: Wenn Spitzensport, wie wird der dann gefördert? Leider gibt es da gewaltige Unterschiede zwischen den Turn-Disziplinen. ..... Ich find aber als Turner gut, dass man bei Gymmedia genau soviel übers Rhönradturne erfährt, wie übers Geräteteturnen!
* Sven Schulze, Berlin**********************************************************************
25-Feb-2011
Wenn ein Übungsleiter richtig weiß, wie man trainieren muss, dann kann doch der Sprung nur eine Bereicherung sein. Also ist alles nur eine Frage der Übung, des ordentlichen konditionellen Aufbaus und der technischen Beherrschung, Sport eben im richtigen Sinne. Ich finde Sprung klasse und würde ihn nicht missen wollen. Bin zwar Turner, aber bei uns steht ein Rad rum. Da machen wir schon mal solche Sachen
* Herwig Klaftrath, Düsseldorf
**********************************************************************
28-Feb:
... meine Meinung dazu:
"Hallo, ich bin dem Rhönradsport schon lange verbunden. Erst aktiv und seit ca. 20 Jahren als Übungsleiterin und Kampfrichterin. Da unser Verein schon immer männliche Mitglieder hatte, gehörte der Sprung, wenn auch nicht so intensiv wie heute, für mich schon immer zum Training. Dies nehme ich zum Anlass meine Meinung zum Offenen Brief Sprung kund zu tun:
Abschaffen? -- Nein, da international gefordert.
Gefährlich? -- Ja, die Verletzungsquote liegt überproportional höher als bei anderen Disziplinen. Alle Sprünge, die über „normale“ Salti hinausgehen, sind ohne die (häufige) Nutzung einer sog. Schnitzelgrube oder Longe, nicht wirklich sicher trainierbar.
Trainingsaufwand? -- Da im Sprung viele andere Fertigkeiten und Abläufe erlernt und automatisiert werden müssen als bei Gerade od. Spirale ist der Trainingsaufwand enorm hoch. Machbar ist dieser Aufwand schon, aber ist dieser Mehraufwand bei meist gleichen Hallenkapazitäten und Trainerpersonal, durch unsere (ehrenamtlich betriebenen) Vereine leistbar?
Leistungsport? -- Ich fürchte, das Rhönradturnen ist, obwohl die Leistungen es verdienen, noch kein anerkannter Leistungssport…oder gibt es geförderte Leistungszentren, bzw. wird z. B. die WM durch den DTB entsprechend beachtet?
Sprungziel? -- Wenn ich mir die Sprünge der letzten Deutschen Meisterschaften (dies ist Deutschlands Elite!) vor Augen führe, komme ich zu folgendem Urteil: Einige wenige (meist Männer) zeigen tolle, akrobatische Sprünge. Ebenso wenige wagen Salto gestreckt, Auerbach usw. die mehr „Kamikaze- Sprüngen“ gleichen, als schön oder gar entspannt anzuschauen sind. Die große Masse aller Teilnehmer springt, wenn sie denn den Angang gemeistert haben, einen Salto vw. od. rw. Zugegeben, mittlerweile sind gute dabei. Seit Einführung des Sprungs auch für Turnerinnen ist schon eine ganze Turngeneration nachgewachsen, die von jung auf wettkampfmäßig springt. Man sollte meinen, die Rhönradgemeinde hatte genug Zeit Erfahrungen zu sammeln und das Beste herauszuholen. Doch hatte man, bei Einführung des Sprungs für alle, wirklich Einheitssprünge als Ziel vor Augen?
Fortschritt oder Rückschritt? -- Stillstand ist Rückschritt, aber nicht jede Veränderung ist Fortschritt! Unser Sport hat sich enorm weiter entwickelt. Das ist gut. Aber die Anzahl der Vereine, die Bundesklasseturner hervorbringen, ist rückläufig.
... Warum? -- Ich vermute, weil der Aufwand drei verschiedene Disziplinen zu trainieren für viele zu hoch ist, bzw. für neue Vereine oder Quereinsteiger keine Möglichkeit besteht dort hineinzuwachsen. Lässt man all jene, die zu „schlecht“ sind für die Bundesklasse, in der Landesklasse (ich möchte deren Leistungen nicht schmälern) starten, wird die Disziplin Spirale, die unseren Rhönradsport so einzigartig macht, langfristig Schaden nehmen. Je weniger das Spiralerollen erlernen, desto geringer beschäftigen sich Trainer und auch Kampfrichter mit diesem Thema. Und dies wäre eindeutig ein Rückschritt, denn keine Disziplin ist so schwierig zu erlernen und von Erfahrung so abhängig wie das Spiraleturnen.
Lösung? -- Das Rhönradturnen braucht eine gute Landesklasse, die diesen Sport verbreitet und braucht Spitzenathleten, die in drei Disziplinen international für Furore sorgen! Aber es braucht auch die Palette dazwischen, für die es keine wirkliche Plattform gibt. Lasst uns doch diese Plattform (z. B. Wahlwettkämpfe mit zwei Disziplinen) schaffen und somit dem Spitzensport Nahrung geben.
* Tamara Schömig
***********************************************************************