11. Februar 2010
Ilmenau, Berlin
Gerätturnen
* Hallo, wie geht s ...? Katja Abel - Berlins letzte Olympiaturnerin
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Katja Abel, an einem digitalen Schnittplatz in künftigem, möglichem Arbeitsambiente
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... eine Athletin, die sich nie unterkriegen ließ!
Eine der erfolgreichsten deutschen Turnerinnen dieses Jahrzehnts, mit einer der bemerkenswertesten Sportkarrieren überhaupt, wurde soeben ihren "letzten Ballast" los:
<< Katja ABEL, Berlins letzte Olympiaturnerin, kann ab heute wieder jede Schuhmode tragen, wurde doch die 26-jährige Studentin für "Angewandte Medienwissenschaften" an der Technischen Universität Ilmenau nun auch den letzten "Short Walker" los - eine skischuhähnliche pneumatische Gehschiene - die sie nach einer zweiten nötigen Fußoperation im Dezember 2009 zuletzt noch tragen musste. Unbehindert allerdings hat die willensstarke Berlinerin nach Peking 2008 längst ihre berufliche Neu-Orientierung betrieben und wechselte vom Studium des Sports und der Biologie in ein neues Fach an der Technischen Universität Ilmenau ....
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... dem Mehrkampftyp wurde ausgerechnet der Stufenbarren im Winter 2004 zum Verhängnis...:
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Katja Abel: "Mich plagten vor allem nach den Europameisterschaften 2008 in Clermont-Ferrand im Olympiajahr massive Fußprobleme, die ich eigentlich bis Peking nie los wurde. Wie ich dort dann noch den Vierkampf durchgestanden habe, weiß ich heute gar nicht mehr. Auf alle Fälle war da 2008 im Herbst eine erste Operation nötig. Jetzt, am 18. Dezember folgte dann gewissermaßen eine 'Nachbesserung', und ich spüre jetzt schon täglich die Verbesserung hin zur Normalität...!"
Die Konzentration auf die Olympischen Spiele hatten Defizite im zuvor betriebenen Studiengang Sport/Biologie entstehen lassen, so dass sie die Chance zum Wechsel, hin zu einem generell anderen und anspruchsvollen neuen Studiengang an der renommierten Ilmenauer TU wagte, wo sie momentan im 3. Semester steht.
Doch blicken wir noch einmal zurück auf die sportliche Karriere dieser ehemaligen deutschen Spitzenturnerin:
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... dass Katja Abel nach ihrem Trauma den Stufenbarren wieder bestieg und sich ihren Olympiatraum doch noch erfüllte, ist auch eine unglaubliche mentale Leistung!
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Die zweimalige Deutsche Mehrkampfmeisterin (2001 - Dessau, mit Birgit Schweigert; 2003, in Heilbronn als "100. Deutsche Mehrkampfmeisterin der Geschichte") kann auf eine der außergewöhnlichsten Turnkarrieren verweisen:
Fast auf den Tag genau vor 6 Jahren, am 6. Februar 2004, zog sie sich beim Stufenbarrentraining in Berlin an beiden Armen zwei komplette Unterarmfrakturen zu. Bei einem dynamischen Wechsel vom unteren zum oberen Holm mit Konterbewegung wollte sie das Element trotz vorausgegangenen Fehlers noch optimieren und zog durch ... und - stürzte dramatisch!
Olympiaträume zerplatzt, das Karriereende der damals 21-Jährigen schien unausweichlich, war doch noch nicht mal klar, ob nicht sogar körperliche Beeinträchtigungen im normalen Alltag zurückblieben ...!
Nicht so diese außergewöhnliche junge Frau:
"Ich kann doch s o nicht einfach aufhören...!?
Außerdem hätte das gar nicht passieren dürfen! Hier hatte ich mich wohl selbst von innen heraus zu sehr unter Druck gesetzt, wollte zum falschen Zeitpunkt zuviel...!"
Und die Perfektionistin in ihr, die sowieso aus jeder Situation immer das Beste machen will, wollte es auch ihrem Umfeld im "eigenen Hause" beweisen, dass sich eine Katja Abel nicht so einfach abschreiben lässt...!
Leichter gesagt, als getan. Zunächst erst einmal mit "Titanplatten" in beiden Armen belastet, ging über ein Jahr lang überhaupt nichts.
Als im Mai 2005 das ganze "Metallzeugs" entfernt wurde, begann sie drei Monate später tatsächlich wieder mit gezieltem Turntraining.
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... der Bronzesprung von Volos!
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Katja dachte zunächst nur in kleinen, überschaubaren Etappen und startete tatsächlich wieder zur Europameisterschaft 2006 (Volos), und nicht nur das:
Katja Abel holt eine Medaille! Bronze am Sprung!
Seit der Berlinerin Dörthe Thümmler (Barren) und seit Anja Wilhelm (Wolfsburg; Balken) 1987 zur EM in Moskau, war das nach 19 Jahren (!) die erste EM-Medaille wieder für das deutsche Frauenturnen!
"Das war ein absolutes, motivierendes Schlüsselerlebnis für mich", - erinnert sie sich heute.
Und nun erst dachte sie so richtig über die nächste Etappe nach: Turn-WM in Aarhus im November 2006. Doch ein neuerliches Missgeschick - Bänderrisse in beiden Füßen zur WM-Qualifikation in Berlin - warfen sie wieder zurück.
Und w i e d e r mobilisierte sie sich von innen heraus ("... was sind schon die 'lächerlichen' Bänderrisse gegen die Armfrakturen...?!") und suchte gezielt ein neues Umfeld:
In Berlin trainierte sie zuletzt vorwiegend allein, doch brauchte nun neue Reize und so wechselte sie im Herbst 2006 nach Stuttgart, auch weil man ihr in Berlin nicht mehr die neuerliche Überwindung eines solchen Rückschlages zutraute, "... jetzt erst recht...". dachte sie!
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Tamara Khokhlova, Katja Abel
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So begann Katja Abel mit Beginn des Wintersemesters 2006 als Studentin Sport/Biologie in Stuttgart einen neuen Lebensabschnitt und gleichzeitig gezieltes Turntraining im Kunst-Turn-Forum Stuttgart, und das nun in den wohltuenden Händen von Tamara Khokhlova.
"Diese Trainerin hat mir nicht nur neue sportliche Impulse auf hohem Niveau verpasst, sondern mir auch menschlich die Augen für Dinge des Lebens geöffnet", erinnert sich Katja dankbar.
"Tamara Khokhlova verstand es wirkungsvoll mich sportlich an neue Grenzen zu führen o h n e an Menschlichkeit zu verlieren! Außerdem waren Bedingungen und Atmosphäre im Stuttgarter Kunst-Turn-Forum und die Tatsache, mit Kim Bui und Marie-Sophie Hindermann gute Trainingspartnerinnen zu haben, mehr als wohltuend!"
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Weltcup-Bronze am Stufenbarren im Olympiajahr!
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Was niemand für möglich hielt:
Katja holte Weltcup-Medaillen (Stufenbarrenbronze in Cottbus), gewann sogar Weltcupfinals (Buenos Aires) sowie erneut eine Mehrkampfmedaille bei den Deutschen Meisterschaften (Bronze) und schaffte somit den Sprung ins deutsche
WM-Team 2007 in Stuttgart.
Dort lief ihr persönlicher Vierkampf optimal und jetzt stand für sie so richtig fest, dass sie sich nun mit ihrem großen Ziel, der
Olympiateilnahme 2008, ernsthaft befassen sollte!
Dass sie dabei die oben beschriebenen schmerzhaften Fußprobleme monatelang begleiten sollten, wusste sie da noch nicht.
Nach Peking 2008 und mit 25 Jahren konnte sie, persönlich gereift und gestärkt, weitaus zufriedener an die weitere Lebensplanung denken, als wenn sie zwischenzeitlich aufgegeben hätte...!
Fest steht: Diese junge, zielorientierte Dame ist nicht nur eine der erfolgreichsten deutschen Turnerinnen, sondern eine, die im Vollzuge ihrer Sportart Eigenschaften bewiesen und erworben hat, die noch so manches von der angehenden Medien- und Kommunikations-Expertin erwarten lassen...!
(c) Eckhard Herholz
GYMmedia INTERNATIONAL