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Oksana Chusovitina: auch nach Schulter OP optimistisch
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Oksana CHUSOVITINA (33),
die
am Samstag im Mittelpunkt der
Sportlerehrung des Rheinischen Turnerbundes stehen wird, erholt sich auch nach den Feiertagen zu Hause in der Nähe von Köln von ihren Verletzungen und ärztlichen Eingriffen, die nach einem erlittenen Riss der Achillessehne notwendig waren.
Zusätzlich erfolgte nämlich noch ein Eingriff an der Schulter und Ende Januar soll auch noch der Rücken dran sein...
Dies scheint jedoch für die 33-jährige Mutter kein Grund für Trübsal zu sein..
Gutgelaunt und gelöst gibt sie im Interview eine kleine Rückschau auf die Olympischen Spiele und gewährt persönliche Einblicke in ihr Leben.
Curling in Vancover und Turnen in London
* Oksana Chusovitina im RTB-Interview
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* RTB: -- Oksana, am rechten Fuß trägst du einen Spezialschuh, so dass du dich etwas tänzelnd bewegst. Dazu sehe ich jetzt noch eine Fixierung für die linke Schulter. Wie geht es dir?
*Oksana (lacht): -- "Mir geht es gut. Zudem habe ich im Moment etwas mehr Zeit für mich, was auch mal schön ist. Naja, angenehm sind die Verletzungen nicht, aber eigentlich kenne ich das ja nicht anders. Wie bei jedem Spitzensportler, tut auch mir immer irgendetwas weh. Das ist aber kein Problem, denn es sieht alles schlimmer aus als es ist. Diesmal habe ich Pech gehabt, aber besser jetzt, als bei den Olympischen Spielen. Zudem habe ich jetzt auch die Zeit, um die anderen Handicaps zu kurieren. "
* RTB: -- Du hast dich jetzt auch an der Schulter operieren lassen. Was war da los?
*Oksana: -- "Ich hatte ja schon immer wieder mal Probleme. Da ich jetzt nicht trainieren kann, habe ich das noch mal neu untersuchen lassen. Zum Schluss ist dann eine OP nötig gewesen."
* RTB: -- "... und der Rücken wird auch noch operiert?
*Oksana: -- "Klar, der ist Ende Januar dran, dann habe ich alles auf einmal durch und kann mich auf die nächsten Aufgaben vorbereiten."
* RTB: -- Wie sieht deine Zukunftsplanung aus?
*Oksana: -- "Erst werde ich wieder gesund, um endlich wieder voll trainieren zu können. Es ist ja nicht so, dass ich im Moment nichts tue. Aber lange Pläne mache ich sowieso nicht, die habe ich nie gemacht. Ich konzentriere mich immer voll auf das nächste Ziel."
* RTB: -- Welches Ziel wäre aus deiner Sicht realistisch?
*Oksana: -- "Ich denke, dass die Europameisterschaften zu früh kommen werden, auch ich werde nicht jünger, aber die Weltmeisterschaften sind schon in der Planung. Vielleicht aber erst mal nur am Sprung und dem Balken. Danach sehen wir weiter."
* RTB: -- Ich gehe davon aus, dass du immer wieder gefragt wirst, ob du an deinen sechsten Olympischen Spielen teilnehmen wirst?
*Oksana: -- "Klar, die Frage kommt immer. Das haben die mich in der Schweiz nach der Achillessehnen-OP auch direkt gefragt. Selbstverständlich werde ich dabei sein. 2010 trete ich in Vancouver im Curling an." (Oksana hat offensichtlich viel Spaß bei der Antwort und überreicht eine Baseler Zeitung, der sie diese Antwort auch gegeben hat). "Aber im Ernst: Ich freue mich jetzt über meine Medaille und denke noch nicht an London!"
* RTB: -- Gibt es bei der fünften Teilnahme an den Spielen so etwas wie Routine?
*Oksana: -- "Auf keinen Fall. Dafür hat Olympia eine viel zu große Bedeutung. Da werde sogar ich etwas nervös." (schmunzelt). "Da geht man schon anders ran. Eigentlich ist alles anders, denn das komplette Umfeld ist unvergleichlich. So etwas geht nicht spurlos an dir vorbei."
* RTB: -- Ist der olympische Wettkampf an sich auch anders?
*Oksana: -- "Beim Wettkampf gilt fast das Gleiche, weil auch da im Kopf ist, dass das ein Wettkampf ist, der nur alle vier Jahre kommt. In dem Moment zählt es, ob man die Arbeit der letzten Zeit umsetzen kann. Da muss man den Tunnelblick haben. In Usbekistan haben unsere Trainer von uns zwischendurch immer mal unsere Übung verlangt. Einfach so. Ich glaube, dass mir das bis heute hilft. Vielleicht würde ich deshalb den Wettkampf am liebsten ohne Einturnen beginnen."
* RTB: -- Welche Bedeutung hat deine Silbermedaille beim Sprung im Vergleich zur Goldmedaille mit der Mannschaft 1992 in Barcelona?
*Oksana: -- "Meine Einzelmedaille ist mir auf jeden Fall viel mehr wert. Nicht nur weil ich sie jetzt mit 33 gewonnen habe. Eine Einzelmedaille ist viel schwerer zu erreichen und etwas Persönliches. Die Goldmedaille habe ich meiner Mutter zum Dank geschenkt und die Silbermedaille habe ich hier."
* RTB: -- Hat sich das Interesse der Medien an dir verstärkt?
*Oksana: -- "Dass kann man schon sagen, obwohl das Interesse seit der WM in Stuttgart schon sehr groß war. Mit einer Medaille ist man offensichtlich interessanter. Ich stehe offenbar im Fokus, auch wenn ich verletzt bin. Auch wenn ich nicht überall erkannt werde, so werde ich doch schon mal angesprochen."
* RTB: -- Wo hast du Weihnachten verbracht?
*Oksana: -- "Ich bin mit der Familie kurz vor Weihnachten nach Usbekistan geflogen und Anfang Januar wieder zurückgekommen, denn Alisher musste ja wieder in die Schule. Zudem sind vor der nächsten OP noch ein paar Dinge zu regeln und das Training wartet auch."
* RTB: -- Wie feiert man Weihnachten in Usbekistan?
*Oksana: -- "Auf jeden Fall nicht am 24. Dezember. Für uns ist der 6. Januar eigentlich Weihnachten, aber die Geschenke und die Feier gibt es immer an Silvester. Dann werden die Geschenke für die Kinder heimlich vor die Tür gelegt und geklingelt. Dabei darf man sich nicht erwischen lassen, was nicht immer ganz einfach ist."
* RTB: -- Wo fühlst du dich zuhause?
*Oksana: -- "Ich denke dann an Deutschland und Usbekistan. Alisher denkt dann immer an Köln."
* Das Interview für den Rheinischen Turnerbund führte Richard Dohmen