23. Oktober 2008  
Potsdam  
Gerätturnen

Turngeschichte: POTSDAMER Turn-Traditionstreffen 2008

Traditionstreffen - mehr als bloße Nostalgie ....
Kurz nach Olympia gab es in einer der ehemaligen Hochburgen des deutschen Turnens, in Brandeburgs Metropole POTSDAM, das 3. Turntraditionstreffen des des letzten Jahrzehnts:
Nach 1998 und nach 2003 trafen sich exakt 100 Ehemalige und Gäste des legendären "ASK Vorwärts" Potsdam", der noch immer der erfolgreichste deutsche Turnklub der Geschichte ist und dessen Athleten des Männerturnbereiches einst Weltruhm errangen.
Interessante, auch "kurvenreiche Lebensläufe", wie die des ex-internationalen Reckstars Wolfgang Thüne, seines damaligen Auswahlcoaches Peter Weber bis hin Potsdamer und letzten DDR-Turn-Olympiasiegers Holger BEHRENDT sind interessante Aspekte eines noch völlig unaufbereiteten Teils der deutschen Sportgeschichte...

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... virtuelles Dankeschön, an den Organisator Dr. Günter BEIER - Mitglied der Olympiariege Mexico-City 1968 (Bronze)
- gebastelt vom hallensere Ex-Trainer Lutz WIEDEMANN, der auch seine sportlichen Wurzeln in Potsdam hatte

Auch der heutige Chefredakteur des LSB Baden-Würtemberg ("Der Sport") und Herausgeber des Turn-Fachmagazins LEON*,  Andreas GÖTZE - Anfang der siebziger Jahre (1971) Deutscher Pferd-Meister (DDR) - der selbst der späteren ungarischen Pauschenpferd-Legende Zoltan MAGYAR Paroli bieten konnte, war einst ein ASK-Turner ... 

Erinnert wurde bei diesem Treffen auch an jene verstorbenen Exponenten der Potsdamer Turnschule, wie an den ehemaligen Cheftrainer und internationalen Kampfrichter-Experten Rolf BAUCH oder das Mitglied der 1960'er Olympiariege und EM-Teilnehmer der fünfziger/sechziger Jahre, an Günther NACHTIGALL....
Vielschichtig sind die Gründe, die so viele Menschen nach so vielen Jahren, freiwillig zusammenkommen lassen.

* Dazu ein paar grundsätzliche Bemerkungen...:

Mehr als bloße Nostalgie ...
Wenn es Menschen nach z. T. über einem halben Jahrhundert zu solchen Treffen zieht, muss 
m e h r  geschehen sein, als man das leider allzu oft und immer noch viel zu häufig in oberflächlichen Rückblicken des historischen Schubkastendenkens liest.

- Gerhard 'Fliege' DIETRICH (li.) - war der erste Turner der Welt zur WM 1966 in Dortmund mit einem Salto rw. mit Doppelschraube als Reckabgang;
- Jürgen PAEKE - gewann Olympiabronze mit der Mannschaft 1972 in München

... auch, und für die meisten(!)  Teilnehmer - Veranstaltungen mit hohem, emotionalem Erlebniswert und haben deshalb in den Herzen Vieler zu Recht einen festen Platz gefunden!

Engagement und Politik - Normalität und Widerspruch
So war das auch bei jenen, die sich mit engagiertem Herzen in die Strukturen des sich entwickelnden Leistungssports im Gerätturnen in der frühen DDR einbrachten.
Da spielten Potsdam und sein späterer Armeesportklub gerade im Gerätturnen eine initiierende Schlüsselrolle. Hier konzentrierten sich besonders die Besten ihrer Disziplinen, Sportler, wie Funktionäre.

Im angeregten Gespräch: die Ex-Nationalmannschaftsturner (v.li.): Wolfgang KLOTZ, 3 Mal Teambronze bei Olympia (München 1972, Montreal 1976) und zur WM 1974 in Warna;
Reinhard RYCHLY, Olympiamannschafts-Bronze 1972 und Wolfgang THÜNE, im selben Olympiateam, danach Vize-Weltmeister am Reck (1974) und EM-Bronze, der 1975 der DDR den Rücken kehrte ...

Aber auch hier gab es solche und solche:
...:J e n e  die in erster Linie sich im Funktionärsapparat als "Apparatschiks" hochdienten, unter denen so mancher "Beseelte" zu leiden hatte, und die
 v i e l e n   a n d e r e n , die geschickt die sich nun mal im Osten gewollt entwickelnden, einzigartigen Fördersysteme ausnutzten, um darin langfristig Weltspitzenleistungen zu entwickeln, dafür das "politische, und ideologische  Brimborium" - auch nicht immer lächelnd - aber oft billigend, in Kauf nahmen.
Insbesondere im damaligen Nachwuchsbereich des Turnens waren in Potsdam und anderswo weltweit einzigartige Turnstrukturen aufgebaut worden, die mit Bildern, wie man sie heute aus China kennt, absolut nichts zu tun hatten!
Das war in den sportlichen Fördersystemen der zivilen Spitzensportclubs nicht viel anders, als in denen der  Armee (ASK) und des Ministeriums des Innern (Dynamo), wenn auch mit der dort vorherrschenden Befehlsstruktur und unter den z. T. abartigen Entwicklungen der Staatssicherheit der letzten DDR-Jahrzehnte, oft menschenverachtende Missbräuche zu beklagen waren.

... auch der weltweit anerkannte spätere und letzte DDR-Cheftrainer der DDR (Bildmitte), Dieter HOFMANN , der die DDR-Riege in Seoul zu Silber führte - hier mit den Turnern Sven Tippelt und Sylvio Kroll - turnte ursprünglich beim Potsdamer Armee-Sportklub ASK, wechselte später als Trainer nach Halle...

Den DDR-Spitzensport jedoch allein nur auf "Systemabrechnung" und auf die allbekannte Dopingproblematik zu reduzieren - übrigens ein Phänomen, mit der gerade die jetzige Gesellschaft extrem belastet ist - wird der Komplexität des vielzitierten sog. "Sportwunders DDR" absolut nicht gerecht -
... das wäre so, als würde man dem heutigen DTB ständige die frühere Wandlung der Deutschen Turnerschaft zu einer rein "Deutschnationalen Organisation" und durch ihre „reinliche Scheidung von Turnern und Sportlern“  erzwungene Nähe zum Nationalsozialismus um die Ohren schlagen....!

Geschichte ist eben komplizierter, nuancierter ...
Auch Turnbruder Friedrich Ludwig JAHN ist eben nicht bloß der oft gescholtene Nationalist oder verunglimpfte Antisemit, sondern war ein "Mensch seiner Zeit" mit Bedeutung und Einfluss auf Geschichte.

Auch bezüglich des DDR-Sports ist viel mehr differenzierte, ausgewogene, historische Arbeit erforderlich, die sowohl die Abartigkeiten und Entgleisungen wider die Menschlichkeit analysieren und verdeutlichen muss, aber andererseits auch das Fortschrittliche und Geleistete, was vor der Sportgeschichte Bestand hat, wesentlich stärker in den Mittelpunkt von Geschichtsaufarbeitung setzen sollte!

Zwei ehemalige Potsdamer Weltstars:
Olympiasieger Holger BEHRENDT,
Ex-Reck-Weltmeister Ralf BÜCHNER

... am Wochenende, Samstag, den 25. Oktober 2008, gibt es einen sog. "Tag der offenen Tür" aus Anlass des 50. Geburtstages des führenden Spitzensportsclubs in Sachsen-Anhalt, des
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