16. April 2008  
F.I.G. Council in Kapstadt  
Gerätturnen

Turn-Weltverband plant weitere Neuerungen

F.I.G.-Council im Mai ...

Zwei Jahre sind die neuen Wertungsvorschriften im Turnen gültig, da stehen bereits neue z.T. gravierende Umwälzungen bevor.
Mitte Mai beim Council des Weltverbandes F.,I.G. steht ein neuer Modus für künftige Olympiaqualifikationen zur Debatte,
... der bereits in Fachkreisen - auch am Rande des Cottbuser Turnweltcups 2008 - für Diskussionen sorgte.

Eine zweite Chance zur Olympiaqualifikation
Vom IOC eingefordert und als bereits definitiv festgelegt gilt, dass es künftig nicht nur eine Gelegenheit - bisher nur die Weltmeisterschaften des jeweils vorolympischen Jahres - zur Qualifikation für die Olympischen Spiele geben soll, sondern es soll eine zweite Chance geschaffen werden.
So sollen bei den Weltmeisterschaften 2011 sich nur die jeweils besten 8 Damen- bzw. Männermannschaften - d.h. die Team-Finalisten - direkt für die Spiele in London qualifizieren.
Die restlichen 4 Nationalmannschaften sollen bei den vorolympischen Wettbewerben im Februar 2012 ermittelt werden, die zuvor zur WM die Ränge neun bis 18 belegt hatten.
Man wird damit auch einer Forderung des IOC besser gerecht, die Qualifikationen dichter an die Olympischen Spiele selbst zu legen.
(Für die diesjährigen Spiele waren noch 95 der 98 Tickets zur WM im September 2007 in Stuttgart vergeben worden, drei Turner erhielten von der FIG-Wildcards ausgestattet.)

Reckspezialist Pegan (SLO):
... in Peking nicht dabei!

Wesentlich umstrittener ist der Vorschlag der FIG-Exekutive, die Mannschaftsstärke von bisher sechs auf künftig fünf Turner zu reduzieren. Dafür will man dann  a l l e n  Medaillengewinnern der Vor-WM eine Olympia-Startchance einräumen, d.h. man will damit auch tatsächlich die Besten bei Olympia starten lassen ( - was z.B. in diesem Jahr im Falle des Reckkünstlers Aljaz Pegan nicht zutrifft!)

Ebenso heftig diskutiert wird über die Forderung, eine so erworbene Startchance nur dann einzuräumen, wenn die Qualifikanten zur WM an mindestens 75 % der Geräte am Start waren!
Mit einer solchen Regelung will man die Überspezialisierung auf nur ein Gerät verhindern und wieder mehr den Mehrkampfcharakter und die Vielseitigkeit des Gerätturnens betonen. Auch provozieren derartige Einseitigkeiten durchaus die Dopinggefahr...!
Kommt es zu dieser 8/4-Stufen-Qualifikation, müssen jene Nationen, die den erlauchten Kreis der Erst-Qualifikanten im ersten Anlauf nicht erreicht haben, sich noch einer weiteren, harten Vorbereitungsphase unterziehen, um die Olympiatickets dann im zweiten Anlauf zu erzielen, was zu völlig neuen Überlegungen der Saisongestaltung führen muss.
Auch Trampolinturnen und die Rhythmische Gymnastik  sollen ihre Qualifikationen nach diesem Muster vollziehen,
- d.h. z.B. dass die Trampolinturner zur WM 2011 zunächst nur 8 der insgesamt 16 Startplätze austurnen,
- die Gymnastinnen 12 der 24 Tickets für den olympischen Mehrkampf, bzw. die ersten 6 der 12 möglichen Gruppenplätze vergeben; aufgefüllt wird dann bei den Pre-OLympics zu Beginn des Olympiajahres.
Heiße Debatten stehen dem FIG-Council bei dessen Tagung im Mai in Kapstadt bevor!
* Eckhard Herholz, Gymmedia