17. Dezember 2005
Schweiz
Gerätturnen
Das neue Leben des Niki Böschenstein
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Niki Böschenstein Wende im Plan....
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Niki Böschenstein (SUI) versucht, es so gelassen wie möglich zu nehmen. Vor 14 Tagen glänzte er an der Turn-WM als bester Schweizer aller Zeiten.
Jetzt ist er wegen einiger 'Vorkommnisse' zur WM in 'Down under' vom Schweizer Turnverband für zwei Monate gesperrt worden - richtig, gesperrt, bis hin zum Verweis aus dem Schweizer Leistungszentrum Magglingen.
Trotzdem bleibt der 20-Jährige aber für die Zukunft zuversichtlich und will die Wende zurück zu anspruchsvollen leistungssportlichen Zielen in Kürze wieder schaffen.....
Das neue Leben des Niki Böschenstein - von Beat Gehri, Biel Er habe sich damit abgefunden, sagen Freunde. Selber will sich
Niki Böschenstein zu seiner Sperre nicht mehr äussern. Der «Magglinger» hatte zur der
Kunstturn-WM in Melbourne den 13. Rang belegt, dann aus lauter Freude am Resultat «bester Schweizer aller Zeiten» zu sein, eins über den Durst getrunken. Die Folge erschreckte nicht nur die Turnwelt. Dem 20-jährigen Spitzenturner aus Würenlos wurde vom Verband nicht nur der Lohn für zwei Monate gestrichen, er musste auch für zwei Monate aus seinem Zimmer in Magglingen ausziehen.
Sehr viele «Asyl»-Angebote
«Er hat eine gute Unterkunft bei einer befreundeten Familie gefunden», verraten Freunde. Und nicht nur das: Viele aus der Bieler Umgebung hätten ihn angerufen, um ihm «Asyl» zu gewähren.
Das Zimmer im Schachenhaus in Magglingen, wo er mit seinen Kollegen aus der Schweizer Nationalmannschaft all seine Habseligkeiten hat, ist nicht etwa für zwei Monate neu belegt: «Er hat in dieser Zeit einfach keinen Zugang zu seinem Zimmer», bestätigt Georges Hefti vom Baspo. Das Baspo, seit dreieinhalb Jahren die Wahlheimat Niki Böschensteins, hat mit der verhängten Sperre nichts zu tun, versichert Prorektor Walter Mengisen, der sich zur Sache auch nicht äussern will - und für das Verdikt nur ein Kopfschütteln übrig hat.
Trainingszentrum Solothurn
Böschenstein hat sich laut BT-Recherchen wieder «gefunden», nachdem der 20-Jährige im ersten Moment noch Rücktrittsgedanken hegte. In Solothurn hat er unter der Leitung von Rolf Müller im Trainingszentrum einen Ersatztrainingsplatz gefunden, deren Geräte er durchaus passabel finde.
Allerdings ist er jetzt gezwungen, nach dem Fitnesstraining in einem Center in Biel und der Schule am Gymnasium an der Alpenstrasse täglich per Zug nach Solothurn zu pilgern, um zu versuchen, seine Form nicht zu verlieren.
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Niki will ab Februar wieder durchstarten...!
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EM und WM als nächste Ziele
So verschwiegen er sich in seinem «Fall» gibt, so offen und scheinbar wieder enthusiastisch äussert er sich zu seinen Zukunftsplänen. «Bereits im Mai finden in Griechenland die Europameisterschaften statt.» Deshalb gelte es, ab dem 1. Februar, «wenn ich wieder in Magglingen unter der Leitung der Nationaltrainer arbeite, neue Elemente in mein Programm einzubauen». Aber, das will der Spitzensportler festgehalten haben:
«Die EM ist für mich nicht so interessant, weil kein Mehrkampffinale stattfindet.»
Für ihn gehe es da hauptsächlich darum, «die Mannschaft zu unterstützen».
«Es wird schwierig werden»
Da sei die WM, die am 14. Oktober im dänischen Aarhus beginne, schon viel interessanter.
«Mit dem 13. Rang habe ich eigentlich mein Ziel, unter die ersten 15 zu kommen, nicht nur erreicht, sondern übertroffen.» Es werde schwierig werden, denn die Konkurrenz schlafe nicht und verschiedene Turner würden ihr Potenzial bis dahin sicher steigern. Am Pferd müsse er sich noch stark verbessern, an den anderen Geräten «schwierigere Teile einbauen». Die einzige Disziplin, die ihn momentan noch ruhig lasse: «Der Barren, das ist klar meine Paradedisziplin.»
Das grösste Problem sei momentan jedoch das Pferdpauschen, «da kann ich im Moment nicht trainieren». Er habe sich am Handgelenk verletzt, «bereits vor der WM». Mit einer schmerzstillenden Spritze sei er trotzdem gestartet, «aber eigentlich mache ich solche medizinischen Eingriffe nur in ganz seltenen Fällen».
Seine Familie, verrät er noch, habe ihm in seiner ganzen Karriere sehr geholfen. Mit der Mutter habe er auch seine ersten Erfahrungen gemacht. «Im Muki-Turnen, das mir aber bald verleidete, worauf ich beim TV Watt bei Regensdorf schon mit fünf Jahren mit Kunstturnen begann.»
Für den in Magglingen ausgesperrten Niki Böschenstein ist Zugfahren angesagt: Schule in Biel - Training in Solothurn.
Autor: Beat Gehri,
mit freundlicher Genehmigung des Bieler Tageblattes vom 16-Dez-2005