23. Mai 2005
Turnfeststadt Berlin
Sportaerobic
Sport-Aerobic: Vom Hüpfen zum Leistungssport
Die FRANKFURTER RUNDSCHAU befasst sich mit der Sport-Aerobic unter der Überschrift:
Vom Hüpfen zum Leistungssport
Nichts zu sehen von dem, womit Ottilie-Normal- Verbraucherin sich wöchentlich so quält, um gegen die Pfunde und das Alter anzukämpfen. Statt dessen Grätschsprünge in die Bauchlage, Liegestütz in Variationen und Beine, die wie beim Gardetanz bis zur Nase fliegen. Begleitet von hämmernden Rhythmen. Aber da, endlich, ein Kreuzschritt, ein Knee-lift, ein Side-Step - doch richtig bei der Aerobic.
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TK-Vorsitzende Monika Wiethoff
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'Natürlich', sagt Monika Wiethoff, die den zum Wettkampfsport gewachsenen Fitnesstrend auf Bundesebene als Fachwartin vertritt, 'die Grundschritte müssen gezeigt werden.' Doch gehe das bei einigen Finalisten der Titelkämpfe während des Internationalen Deutschen Turnfests in Berlin so schnell, dass sie von den ungeübten Zuschauern kaum wahrgenommen werden, lenken zudem Hand- und Körperbewegungen die Blicke ab. Wie wenn ein Tanzschüler den Profis zuschaut.
Ganz so weit ist die sportliche Variante des einst von Jane Fonda popularisierten Körpertrainings aber noch nicht. Zumindest nicht hier zu Lande. Woanders, etwa in Süd- oder Osteuropa, genießt sie einen anderen Stellenwert, trainieren die Besten, wie die deutsche Meisterin Janka Daubner weiß, bis zu 40 Stunden in der Woche.
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Ein Aerobic-Trio vom TSV tempelhof-Mariendorf (Berlin)
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Doch Aerobic ist nicht olympisch, auch wenn man es gern wäre und mittlerweile sogar Weltmeisterschaften ausgetragen werden, die Sportart wird entsprechend nicht gefördert. Zwar gebe es, wie Wiethoff erzählt, in Halle und Ulm bereits DTB-Stützpunkte. Die seien allerdings nicht mit Bundesstützpunkten zu verwechseln und erhielten keine öffentlichen Mittel.
Bis zu 30 Stunden Training
Nebenbei lässt sich Sport-Aerobic allerdings auch nicht betreiben, zumindest wenn man in die Nähe der Weltspitze hüpfen möchte. 30 Stunden etwa trainiert die Hallenserin Daubner. Die Angestellte ihres Landesturnverbandes, für den sie zur Hälfte als Stützpunktleiterin Aerobic arbeitet, turnt seit neun Jahren auf dem Parkett. Damals hatte die ehemalige Nationalkunstturnerin, die bei der WM 1989 in Stuttgart mit dem DDR- Team den fünften Platz belegte, Aerobic im Fernsehen gesehen.
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Juliane Zosel vom ATW Dresden
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'Mir hat Sport schon immer unheimlich viel Spaß gemacht', erzählt sie. Und 'in der Aerobic können auch Ältere noch international auftreten'. Wie die 32-Jährige zuletzt beim Weltcup in Bulgarien, den sie als Siebte abschloss. Was die Elemente angeht, die in die vier Kategorien Sprünge, Beweglichkeit/Gleichgewicht sowie statische und dynamische Kraft gegliedert sind, hat sie dabei festgestellt, dass viele in der Weltelite 'nicht mehr können'. Allerdings tragen sie ihre Kür lockerer vor. In der modernen Sport-Aerobic ein zunehmend wichtiger Faktor.
Bestand die Sportart einst nur aus 'Power und Elementen', wie Daubner sagt, gehe es jetzt um die Ganzkörperbewegung. Eine Aerobic-Übung sei 'eine Mischung aus Sportgymnastik und turnerischen Elementen, die rasend schnell' präsentiert werde. Und - ganz entscheidend - 'natürlich', wie Bundeskampfrichterin Agnes Wolf betont.
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Isabell Piepiorra aus Potsdam
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Die Entwicklung weg vom kraftbetonten Sport zum attraktiven Mix hat auch dazu geführt, dass nicht mehr nur die ehemaligen Kunstturner unter den Aerobic-Sportlern den Ton angeben.
Doch eigentlich möchten die Aerobic-Verantwortlichen nicht nur Quereinsteiger aus anderen Sportarten bei sich begrüßen. Dazu bedürfe es allerdings weiterer qualifizierter Trainer, vor allem männlicher. Denn Jungs, glaubt Wiethoff, üben in einem bestimmten Alter nun mal lieber bei Männern. Darauf führt die Fachwartin auch zurück, dass bei der deutschen Meisterschaft lediglich zwei Aktive dabei waren. Nicht mehr als bei den wöchentlichen Aerobic-Kursen im Fitness-Studio.
Text: Katja Sturm/Frankfurter Rundschau
Fotos: Gritt Ockert/GYMmedia