Gerda Peschke: |
Wie wir erst heute erfuhren, ist bereits vorige Woche, am 04. Dezember 2019, die langjährige und verdienstvolle Kampfrichterin der Rhythmischen Gymnastik, Gerda PESCHKE, im Alter von 98 Jahren, verstorben. Vor einem halben Jahrhundert hatte sie die Gymnastik-Sparte beim Kieler Turnerbund gegründet, die Rhythmische Gymnastik in Schleswig-Holstein mit aufgebaut und wesentlich geprägt. Nicht nur ihre Trainertätigkeit bis ins hohe Alter, sondern auch die Kampfrichterei waren ihre Passion. Frau Peschke hat zahlreiche Deutsche Meistertitel für den Kieler TB errungen und ihre Tochter bis zur WM begleitet. Jahrzehntelang war die gebürtige Hamburgerin im Verein, auf Landes- und Bundesebene sowie international ehrenamtlich für die Rhythmische Gymnastik tätig. Als Kampfrichterin war sie national und international sehr geschätzt. Ihr höchster Einsatz waren die Olympischen Spiele in Barcelona 1992. Bis zu ihrem 87. Lebensjahr war sie Kampfrichterin und hat mit 85 ihre letzten Deutschen Meisterschaften (2007) gewertet.
Bereits im Jahre 2005 hatte der damalige Landesinnenminister Schleswig-Holsteins, Klaus Buß, der damals 83-Jährigen, das Bundesverdienstkreuz überreicht ....
* Damals würdigten auch die Kieler Nachrichten (19.03. 2005) den engagierten Lebensweg von Gerda Peschke, in welchem ihre geliebte Sportart Gymnastik stets einen wichtigen und vorderen PLatz einnahm:
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♦ 83-jährige Kampfrichterin mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
- gefunden in den Kieler Nachrichten vom 19.03.2005
Mit 'außergewöhnlichem Einsatz', wie Buß bemerkte. 'Das geht alles nur, wenn die Familie funktioniert. Und meine Familie war und ist da sehr großzügig mit mir gewesen', sagt Gerda Peschke mit klarer und kräftiger Stimme....
Seit ihrem Umzug nach Kiel im Jahr 1960 war die ausgebildete Sportlehrerin bereits in verschiedenen Kieler Turnvereinen als Übungsleiterin aktiv. Beim Kieler Turnverein Brunswik (KTB) baute sie ab 1972 die Sparte Wettkampfgymnastik auf – den Vorläufer der Rhythmischen Sportgymnastik - führte viele 'ihrer Mädchen' in die Nationalmannschaft und Tochter Patricia zu zwei WM-Teilnahmen.
Eine zweite internationale Karriere startete Gerda Peschke 1975 als Kampfrichterin. 1992 glückte dann, was ihr bei der ersten internationalen Laufbahn als Turnerin versagt geblieben war: die Teilnahme an Olympischen Spielen. 'Die Atmosphäre war einfach aufregend, etwas ganz besonderes', erinnert sie sich einst an die Kampfrichterzeit in Barcelona.
Eigentlich hatte sie im deutschen Turn-Olympia-Team von 1940 stehen sollen, doch der Zweite Weltkrieg verhinderte die sportlichen Wettkämpfe. Gerda Peschke galt als großes Talent. Im Sommer 1939, 14 Tage vor Kriegsausbruch machte die damals 17-Jährige beim Weltgymnastikfest in Schweden auf sich aufmerksam. 'Ein unvergessliches Erlebnis, besonders die Vorführung zu zweit am Stufenbarren. Der war neben den Ringen mein Lieblingsgerät', erzählte sie.
... ein Bild aus letzten, glücklichen Tagen eines erfüllten Lebens! |
Gerda Peschke hat viel Zeit für den Sport geopfert. Doch der Sport hat ihr auch eine Menge zurückgegeben. 'Ich habe viel von der Welt gesehen, viele Menschen und Mentalitäten kennen gelernt. Ohne den Sport wäre das so wohl nicht möglich gewesen', sagt sie. Und der Sport lässt sie auch mit 83 Jahren nicht los. Auf internationaler Ebene hat sie Kampfrichterei zwar nach Barcelona 1992 beendet, aber auf nationaler Ebene steht die agile Rentnerin weiter im Dienst der Rhythmischen Sportgymnastik.
Noch heute (2005) ist sie zweimal pro Woche beim KTB-Training, wenn auch 'nur' als Zuschauerin. 'Das muss sein, um die Übungen korrekt bewerten zu können', sagt Gerda Peschke. Landesmeisterschaften in Rendsburg, norddeutsche Meisterschaften in Bremen. So lautete das Programm der vergangenen Wochen – alles im eigenen Auto. Sie ist immer viel unterwegs: Oper in Kiel, Theater-Abonnement in Hamburg, Englischkurs an der Volkshochschule, Freundinnen besuchen, Kaffeetrinken mit den Kindern oder sich um den kleinen Urenkel kümmern. Langweilig wird ihr nie. Und vom 14. bis 20. Mai steht das Internationale Deutsche Turnfest ist Berlin an. Dann ist Gerda Peschke natürlich mit dabei, wenn die große Turnerfamilie zusammentrifft. Als Kampfrichterin. Als Zuschauerin bei anderen Sportarten. Im Hintergrund. So, wie sie es mag. Jens Witte
* Quelle: Kieler Nachrichten (2005)
Die große deutsche und internationale Familie der Gymnastikbegeisterten ist um eines ihrer engagiertesten und warmherzigsten Mitglieder ärmer geworden, und wird Gerda PESCHKE stets ein ehrendes Andenken bewahren!
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