Dr. Karin Büttner-Janz ist nicht nur eine der weltweit berühmtesten Turnerinnen - Olympiasiegerin 1972, 15fache Medaillenträgerin bei OS, WM und EM und Deutschlands Turnerin des Jahrhunderts - sondern auch eine Koryphäe der Medizin. Die Wirbelsäulenspezialistin, Privatdozentin und Direktorin der Klinik für Orthopädie im Vivantes Klinikum Hellersdorf, forscht seit 22 Jahren auf dem Gebiet der künstlichen Bandscheibe.
In der vergangenen Woche kam die Nachricht, dass die von Dr. Büttner-Janz entwickelte künstliche Bandscheibe nun auch in den USA eingesetzt werden darf.
Berliner Morgenpost vom Mittwoch, 10. November 2004
Bandscheibe aus Berlin darf auch Amerikanern implantiert werden
Die künstliche Bandscheibe 'made in Berlin' sieht eigentlich unspektakulär aus: Sie besteht aus zwei Metallplatten und einem weißen Gleitkern aus Kunststoff. Doch offenbar ist diese Prothese etwas Besonderes, denn sie hat das Prüfsiegel der strengen amerikanischen Zulassungsbehörde für Medizinprodukte (FDA) bekommen. Das bedeutet, auch Amerikanern kann die Prothese in US-Kliniken eingesetzt werden.
Für die 52 Jahre alte Berliner Orthopädin und Prothesen-Erfinderin Karin Büttner-Janz ist dies ein später Erfolg ihrer Bemühungen. Seit 22 Jahren arbeitet die ehemalige Charité-Ärztin und heutige Direktorin am Vivantes-Klinikum im Friedrichshain schon an der künstlichen Bandscheibe. Ihr inzwischen drittes Prothesen-Modell sei seit 1987 im Einsatz.
Bei mehr als 100 Patienten habe sie diese Prothese inzwischen erfolgreich eingesetzt. Weltweit seien ihre Kunst-Bandscheiben bei 9000 Rückenkranken implantiert worden. Geeignet für die Prothese seien Patienten, bei denen sonst eine Versteifung der Bandscheiben im Bereich der Lendenwirbelsäule vorgenommen worden wäre. Die Vorteile der künstlichen Bandscheibe: Die Patienten seien beweglicher, der Verschleiß an benachbarten Bandscheiben sei geringer, die Kranken seien nach dem Eingriff schneller wieder mobil. Eine amerikanische Firma stelle die Berliner Prothese mittlerweile her.
Finanziell profitiere Büttner-Janz allerdings nicht von dem Erfolg ihrer Erfindung. 'Ich bekomme dafür kein Geld', sagt die Orthopädin. Aber ihr Forscher-Ehrgeiz ist dennoch ungebrochen. 'Ich arbeite schon an der nächsten Bandscheibe', sagt sie. Das wäre Modell Nummer vier.
-mopo/tak