17. Juli 2004  
Berlin / Schwäbisch Gmünd  
Gerätturnen

Erste Botschaft Ronny Ziesmers an das Olympia-Team... heute vor-olympischer Länderkampftest!

Gestern noch ließ der durch einen tragischen Sportunfall verunglückte Cottbuser Turner Ronny Ziesmer aus dem Unfallkrankenhaus Berlin eine erste Botschaft an seine Mannschaft übermitteln, die heute nun in Schwäbisch Gmünd (- seit 19 Uhr) ihren letzten vorolympischen Test in einem Länderkampf zu bestehen hat:
'Einen schönen Gruß an alle Jungs... sie sollen die 'Arschbacken' zusammenkneifen und ein ordentliches Ding machen, ...auch in Athen... und wenn sie mögen, auch ein wenig für mich...!

Trainer Gunter Schönherr

DTB-Spendenkonto 'Ronny Ziesmer'
Zur Unterstützung von Ronny Ziesmer und seiner Familie für die zu erwartenden Kosten nach Abschluß seiner stationären Reha-Maßnahmen hat der Deutsche Turner-Bund kurzfristig ein vorläufiges Spenden-Konto eingerichtet:

Postbank Frankfurt
Konto: 0042 707 600
BLZ: 500 100 60
„Ronny Ziesmer“
17-Jul-2004: -- Länderkampf Deutschland - Italien - Rumänien
Schwäbisch Gmünd, ... hat seit ab 19 Uhr begonnen

Mit dem Auftrag von Ronny...
Es wird wohl der schwierigste Länderkampf aller Zeiten, den je ein deutsches Turn-Nationalteam oder ein deutscher Turner zu bestreiten hatte.
Unter einer riesigen psychischen Last gehen da die 7 Männer in einen Wettkampf, wohl wissend, dass da ihr Turnkamerad Ronny in einem Berliner Krankenbett liegt und mit einer unvorstellbaren Hilflosigkeit eines eben noch hochleistungsfähigen, athletischen Körpers in eine noch ungewisse Zukunft blickt!
... ein ordentliches Ding machen...!
Da mögen die oben gestern von Ronny Ziesmer ausgesprochenen Worte in Richtung seines Teams, mit dem er eben noch selbst olympische Träume anvisiert hatte, eine vielleicht Barrieren oder psychische Blokaden abbauende Wirkung auslösen: Wir turnen jetzt für Ronny...!
... oder ist für manchen die Last zu groß, mit dem Schrecklichen im Hinterkopf, dem Risiko und möglichen Folgen vor sich nun das Letzte aus sich rausholen wollend...?
Wer weiß... wer kann schon in die Psyche des Einzelnen hinein blicken, in dieser Hightech-Sportart, die zu jeder Hundertstelsekunde immer 100% Aufmerksamkeit, Power und Leistungsbereitschaft erfordert, sonst...!

Da scheint eigentlich das zu erwartende sportliche Ergebnis einfach sekundär, nebensächlich. Welcher Trainer will danach eine sachliche Leistungsbilanz ziehen? Das kann nur eine Psychoanalyse sein, die den Grad einer vielleicht möglichen, beginnenden, schrittweisen Bewältigung zum Ziele hat.

Mediales - auch olympisches - Interesse...?
Die 1.000 Zuschauer fassende Halle war schon kurz vor Beginn des Wettkampfes gefüllt.... viele, viele Monate ist es her, dass sich überregionale TV-Kameras beim Turnen einfanden.
Das ZDF ist nun in Schwäbisch Gmünd vor Ort, plant einen Beitrag für das Sportstudio... seit fast 10 Jahren war dort Turnen kein Thema mehr, hat das ZDF zuletzt zur Wendezeit (1. Oktober 1990, Kunstturn-Masters Deutschland- USA UdSSR in der Münchener Olympiahalle) gar von einem Turn-Länderkampf Notiz genommen...
Ist es vorolympisches Interesse, Chronistenpflicht oder nur makabre mediale Aufmerksamkeiten in einer Zeit, in der es scheinbar nur um Reizschwellenüberschreitungen geht...?
Sei es wie es sei. Bleibt den Athleten vorrangig zu wünschen, dass 'sie ihr Ding' im Sinne von Ronny und 'vielleicht auch ein wenig für ihn' machen, denn er es war sein Lebenstraum, jetzt auf dem Wege ins olympische Athen bei ihnen sein zu können!
Eckhard Herholz

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