25. Mai 2004
Wien, Vorarlberg / Österreich
Gerätturnen
Thomas Zimmermann gibt Rücktritt bekannt !
Eine außergewöhnlich lange und erfolgreiche Spitzensport-Karriere geht heute zu Ende. Österreichs Kunstturner Thomas Zimmermann (31) hat seinen Rücktritt bekannt gegeben:
"Nach der verpassten Olympiateilnahme, die als krönender Karriereschluss geplant war, habe ich mich jetzt schon dazu entschlossen. Es ist an der Zeit, meinen nächsten Lebensabschnitt vorzubereiten".
Somit verlässt Österreichs bester Kunstturner der letzten 50 Jahre die internationalen Bühnen des Sports....
WM-Teilnahme-Rekordhalter
Thomas Zimmermann war 15 Jahre lang - seit der WM 1989 - auf Weltniveau aktiv, ist alleiniger "Weltrekordhalter" an Turn-WM-Teilnahmen (12), war 2002 Fünfter im Gesamtweltcup und erfand 2001 einen absolut höchstschwierigen Sprung. Dieser sichert dem "Zimmermann" auf alle Ewigkeit einen prominenten Platz in den internationalen Regelwerken. Der Weltturnverband FIG nannte den "Überschlag mit geschraubtem Vorwärts-Rückwärts-Doppelsalto" des Österreichers offiziell "eine fast unglaubliche Kreation".
Doch Thomas Zimmermanns Erfolgsliste ist viel länger, umfasst auch auf nationaler Ebene einige "All time highs". Er war und ist seit 1997 Österreichs unangefochtene Nr. 1. Zimmermann sammelte 38 österreichische Meistertitel (2. Platz der ewigen Rangliste nach Hans Sauter/V, der von 1949 bis 1959 siegte) und holte 7x den "wichtigsten" Staatsmeistertitel im Mehrkampf (1992/95/96/97/99/00/01, das ist österreichischer Rekord gemeinsam mit Hans Sauter).
|
Bei seiner ersten WM , Stuttgart 1989
|
Österreichs Turn-Superstar
64 Staatsmeisterschafts-Medaillen in der Meisterklasse (zwischen 1989 und 2002) bedeuten den 1. Rang auch in dieser ewigen ÖFT-Rangliste. "Außerdem" war Zimmermann Team-EM-Finalist 2003, zwischen März und Oktober 2002 Weltranglisten-Sechster sowie EM-Mehrkampf-Finalist 2002, 2000 und 1996. Er sammelte ein Dutzend Finalteilnahmen bei Weltcup- und Grand-Prix-Turnieren und wurde 2000 zu Vorarlbergs offiziellem "Sportler des Jahres" gewählt !
Zu seinem heutigen Rücktritt betont Zimmermann: "Ich konnte im Kunstturnen fast alle meine Ziele erreichen, leider ist Olympia nicht in Erfüllung gegangen. Ich habe den Zeitpunkt meines Rücktritts sehr bewusst gewählt und freue mich auf neue Aufgaben.
Für meine zukünftige berufliche Laufbahn bieten sich mehrere Richtungen an, ich habe mich noch nicht entschieden. Nicht verabsäumen möchte ich es, mich bei der großen Turnfamilie - meinem Verein, den Verbänden, dem Bundesheer, den Behörden und Medien - zu bedanken. Es war und ist immer noch eine schöne Zeit und ich möchte keinen Tag missen !"
|
Als Stammgast beim Cottbuser Weltcup
|
Ein Vierteljahrhundert Leistungssport!
Ganz besonders gilt Thomas Zimmermanns Dank drei Mentoren und Trainern, die seine turnerische Entwicklung maßgeblich geprägt haben:
"Manfred Moosmann hat mir mit viel Vertrauen den Grundstein gelegt und ermöglicht, mit dem Weltklassetrainer Dezsö Bordan zu arbeiten. Dezsö war für mich auch menschliches Vorbild, vermochte mich in allen Lebenslagen zu führen.
Peter Kotzurek schließlich hat mir in den letzten Jahren neue Motivation und Perspektiven gegeben, meine größten Erfolge habe ich unter seiner Leitung erreicht".
Die "besondere Tragik" der letzten Jahre
Doch in der Nachbetrachtung prägt eine "besondere Tragik" die letzten Karrierejahre Thomas Zimmermanns: Er war seit 2001 (also seit der Erfindung des "Zimmermann") vom Potenzial her absolute Weltspitze am Gerät Sprung.
Zur WM 2001 in Gent galt er als heißer Tipp, bei der EM 2002 in Patras traute man ihm sogar Gold zu. Für den ganz großen Erfolg hätte ihm der Sprung "nur" so gut gelingen müssen, wie er das im Training ununterbrochen schaffte. Doch beide entscheidenden Momente bewerkstelligte "Zimsi" gleich schlecht. Zudem verletzte sich Zimmermann in Patras außerdem so schwer am Knie, dass er fast ein Jahr lang, bis zum Frühjahr 2003, pausieren musste. Den "Zimmermann" sah man nach der EM 2002 in der Öffentlichkeit nie wieder (auch von weltweit noch keinem anderen Turner).
Es ist schon eine Ironie des Schicksals, dass Thomas Zimmermann seine größten internationalen Erfolge (Weltcup-Gesamtfünfter, Weltranglisten-Sechster, s.o.) am Seitpferd gefeiert hat, obwohl er am Sprung eigentlich noch besser gewesen wäre - das aber nie umsetzen konnte !
Der Österreichische Fachverband für Turnen (ÖFT) widmet diesem Ausnahmeathleten eine spezielle
>> Zimmermann-Website sowie auch einen ausführlichen
>> Karriere-Foto-Rückblick GYMmedia bedankt sich beim ÖFT für die Zurverfügungstellung des Materials