23. Oktober 2003
Vorarlberg/Österreich
Gerätturnen
Österreichs Rekord-Internationaler setzt Karriere fort
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Thomas Zimmermann macht weiter
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Trotz seiner persönlich tiefen Enttäuschung über die zur WM in Anaheim verpassten Olympiaqualifikation hat sich Österreichs bester Turner des letzten halben Jahrhunderts Thomas Zimmermann entschlossen, seine Karriere noch nicht zu beenden.
Der 38fache Österreichische Staatsmeister, der an 12 Weltmeisterschaften (!) teilnahm, will sich jedoch vorwiegend dem Wettkampfgerät Sprung widmen.
>> Mehr dazu von unserem Mitarbeiter Mag. Robert Labner (ÖFT)....
Vom Allrounder zurück zum Spezialisten
Thomas Zimmermann setzt seine Turnkarriere weiter fort: 'Aber nur noch am Sprung !'
von Mag.Robert Labner, ÖFT
'Lust auf's Turnen setzt sich durch...!'
Der als krönender Abschluss einer extrem langen Karriere geplante große Auftritt in Athen bleibt definitiv aus: Österreichs Kunstturn-Aushängeschild Thomas Zimmermann spielte nach der Mitte August verpassten Olympiaqualifikation daher tief enttäuscht mit Rücktrittsgedanken. Doch ein weiteres Mal setzte sich bei dem 30jährigen Vorarlberger die 'Lust auf's Turnen' durch. Das Ergebnis: Zimmermann wird sich auf seine Spezialität Sprung konzentrieren und 2004 noch einmal voll durchstarten!
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Am Pferd zur WM in Anaheim
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Thomas Zimmermann ist Österreichs erfolgreichster Kunstturner seit dem 2. Weltkrieg.
Der Sportsoldat wurde 38 Mal Staatsmeister, hält den Weltrekord mit 12 WM-Teilnahmen, war bei sieben Europameisterschaften am Start und bei zwei davon im Finale.
Sechsmal stand Zimmermann in Weltcup-Finals, rückte im Vorjahr bis auf Rang 6 der Pauschenpferd-Weltrangliste vor und erreichte beim Weltcupfinale den 5. Rang.
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.. bei seiner 'Zimmermann'-Uraufführung in Cottbus
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Der Sprungspezialist Die größte Aufmerksamkeit der Weltturnszene sicherte sich Thomas Zimmermann allerdings 2001 mit der Erfindung seines eigenen Sprunges (Überschlag mit geschraubtem Doppelsalto), der als absolute Höchstschwierigkeit in die internationalen Wertungsvorschriften aufgenommen und bis heute erst von einem einzigen anderen Turner auf der Welt nachgemacht werden konnte.
(- Siehe
GYMmedia-News vom 4. Oktober 2001) Paradoxer Weise gelang es Zimmermann jedoch bislang nicht, seine überall anerkannte Sprung-Weltspitzenleistung auch in entsprechende Ergebnisse umzusetzen: Bei der WM 2001 patzte er, bei der EM 2002 - wo der Österreicher als seriöser Titelkandidat gehandelt worden war - verletzte er sich beim Einturnen schwer am Knie und musste operiert werden.
Schon einmal, in der Zeit nach Sydney 2000 trug er sich mit Rücktrittsgedanken, entschloss sich aber im
Frühjahr 2001 zu neuerlichen Zielstellungen, aus der heraus im neue Motivationen erwuchsen.
Zimmermann: 'Im heurigen Jahr hatte ich alles auf eine einzige Karte gesetzt und mich voll auf den Mehrkampf an allen sechs Geräten konzentriert. Denn nur über den Mehrkampf bestand die Möglichkeit, einen Olympiaquotenplatz zu erhalten. Diesem Ziel opferte ich teilweise sogar meine Spezialstärken am Sprung und Pferd, bin aber im Sommer bei der WM in Anaheim schließlich an der Verwirklichung gescheitert. Nun stand ich vor der Frage, wie es weiter gehen sollte. Ich habe sehr viel erreicht, die Olympiateilnahme ist aber nicht mehr möglich. Gibt es da noch Ziele, fragte ich mich, und wenn ja - welche ? Nach langem Nachdenken und Analysieren bin ich mir jetzt sicher. Ich will noch weiter machen, denn die Lust am Turnen ist noch da. Der Reiz, der jetzt noch besteht ist jener, wieder so zu springen wie zur Zeit, als ich meinen Sprung kreiert habe. Das heißt, ich werde keinen Mehrkampf mehr bestreiten und an den Einzelgeräten nur noch den Sprung forcieren. Ich möchte mir momentan auch keine Ziele in Form von Platzierungen vornehmen. Wenn ich es schaffe, wieder so zu springen wie 2001 und 2002 und meinen eigenen Sprung in guter Qualität zu zeigen, dann werden sich die Resultate von selbst einstellen.'
Neue, letzte sportliche Zielstellung:
2003 wird Thomas Zimmermann an keinen Wettkämpfen mehr teilnehmen. Es wird für ihn sicher nicht einfach, nach über einem Jahr nur Mehrkampftraining nun alles auf eine Karte zu setzen. Das Training muss umgestellt werden und 'Zimsi' außerdem einen zweiten Sprung der absoluten Top-Kategorie lernen. Denn seit einer seit einem Jahr gültigen Reglementumstellung benötigt man bei internationalen Sprung-Medaillenentscheidungen zwei unterschiedliche(!) Sprünge.
Zimmermann: 'Ich beherrsche den dafür vorgesehenen doppelten Tsukahara schon relativ sicher, sehe hier kein Problem. Dieses Ziel ist mit Sicherheit das letzte in meiner aktiven Laufbahn als Kunstturner. Wer mich kennt weiß, dass ich auch dieses Ziel mit aller Konsequenz und mit vollem Einsatz angehen werde!'
.' ÖFT-Präsident Dir. Mag. Franz Fetti: 'Thomas ist ein Musterexemplar eines Vorzeige-Sportlers und Vorbilds für die Jugend. Ich kann ihm zu seiner Entscheidung nur vorbehaltlos gratulieren und freue mich über sein da capo !'
Mit freundlicher Genehmigung: ÖFT / Mag. Robert Labner