06. April 2003  
Riesa / GER  
Rhythmische Gymnastik

Zweimal Gold für Russland / Dreimal Gold für Bessonova / Bulgarien Gruppen-Europameister

Die russische Gruppe holte sich heute nach ihrem gestrigen Mehrkampfsieg auch den Europameistertitel in der Übung mit 5 Bändern. Auf Rang 2 kam Bulgarien, 3. wurde die Gruppe aus Weißrussland. Die deutsche Gruppe belegte in diesem Finale einen ausgezeichneten 6. Rang und hat sich damit endgültig in der Weltspitze zurückgemeldet.
Einen ukrainischen Doppelerfolg gab es im Einzel-Finale mit Keulen: Anna Bessonova holte sich ihren zweiten Europameistertitel vor ihrer Teamgefährtin Tamara Yerofeeva und der Bulgarin Simona Peycheva. Bessonova komplettierte ihren Erfolg mit dem dritten Einzeltitel im Finale mit Band vor Inna Zhukova (BLR) und Tamara Yerofeeva (UKR).
Die Gruppe aus Bulgarien gewann das Finale der Übung mit Bällen und Reifen vor Griechenland und Italien. Deutschland kam auf Rang 8.
Die russische Junioren- Gruppe wurde Junioren-Europameister 2003 vor Griechenland und Bulgarien.

Die deutsche Gruppe kam in der Übung mit Bändern auf einen ausgezeichneten 6. Platz

Die russische Junioren-Gruppe

Überragendes Niveau der ersten Vier
Insgesamt ein sehr hohes sportliches Niveau zeichnete dieses Finale aus. Wenn man bedenkt, dass die Gymnastinnen erst zwischen 12 und 14 Jahre jung sind, ist es phänomenal, was da in einigen Kompositionen gezeigt wird.
Einmal mehr waren die Russinnen in ihrer technischen und kompositorischen Überlegenheit nicht zu schlagen. Nach der Filmmusik aus 'Spy Games' zelebrierten sie eine überaus schwierige Übung.
Mit solcher Abgeklärtheit und technischer Perfektion agierten auch die Gruppen aus Griechenland, Bulgarien und Weißrussland.
Was diese vier Teams an originellen Verbindungen zeigten und was sie mit den fünf Reifen bewerkstelligen, ist umwerfend, zumal es unmöglich für die Zuschauer ist, alles zu erfassen, was gezeigt wird. Werfen und Fangen mit verschiedenen Körperteilen scheint problemlos zu sein...
Die anderen Gruppen waren sichtlich nervös angesichts dieses EM-Finals in der mit 3.500 Zuschauern gefüllten arena und konnten teilweise nicht an ihre Leistungen der Vortage anknüpfen.
... Bessonova zum zweiten...
Zarina Gizikova (RUS) musste beginnen und turnte temperamentvoll und fehlerfrei.
Bulgarisches Feuerwerk - Simona Peycheva wirbelt sich in die Herzen der Zuschauer, wirft die Keulen bis unters Hallendach, kann aber einmal nicht fangen - sehr schade, es ist eine Top-Übung! Sie setzt sich denn auch trotz des Fehlers in Führung.
Allerdings währt diese Führung nur, bis Anna Bessonova ihre Übung gezeigt hat. Sie ist wirklich in Top-Form und kann ihre Eleganz auch in einer Keulenübung zum Tragen bringen.
Eleni Andriola (GRE) mit einer sehr interessanten, orientalisch geprägten Übung, mit sehr guter Technik und spritzig vorgetragen - die Griechinnen bereiten sich sichtlich konzentriert auf die Olympischen Spiele in ihrem Heimatland vor...
Almudena Cid, die sympathische Spanierin, verkörpert mit ihren 22 Jahren das, was man sich von einer Gymnastin wünscht - weibliche Ausstrahlung und sportliches Können.
Ein absolutes Highlight zum Schluss: Tamara Yerofeeva mit einer wunderschönen und umwerfend ausgeturnten Übung, die perfekter nicht sein könnte - klasse!

Die russische Gruppe - zweifacher Europameister

Zweiter Titel für die russische Gruppe
Deutschlands Mädchen eröffneten heute als erste Gruppe die Entscheidungen der Seniorinnen: Unter rhythmischem Klatschen der 3.500 Zuschauer in der erdgas arena präsentierten die fünf dann eine spektakuläre Übung. Besser als am Vortag, sicherer in der Ausführung und sicherer beim Werfen und Fangen. Nicht nur das Publikum zitterte sichtbar mit - ein Strahlen ging nach jedem gelungenen Element ging über die Gesichter der Mädchen. Alles schien perfekt zu klappen, doch leider kurz vor Ende dann doch: ein Band kann nicht gefangen werden… Sie erhielten dafür 23,000 Punkte.
„Schade mit dem Schluss“, so Trainerin Carmen Weber. „Aber die Mädchen waren heute viel besser als gestern, sie haben sich noch mal großartig gesteigert. Und es war wieder ein Schritt nach vorn zu einer immer stabileren Leistung auf dem Weg zu den Olympischen Spielen.“

Sie sind einfach nicht zu schlagen: Russland gewinnt vor Bulgarien und Weißrussland das Finale und ist auch Europameister mit den Bändern. Und sie brillierten in schillernd bunten Kostümen auf der Matte, turnten mit weiblicher Eleganz und technischer Brillanz. Aber auch ihnen unterlief ein Fehler, ein Band verhedderte sich. Dennoch, die Führung blieb ihnen bei dieser äußerst ideenreiche Übung zu Musik „Oriental“ – zumal auch viele andere Gruppen nicht ohne Fehler blieben.
Bulgarien begeisterte mit fünf regenbogenfarbenen Bändern zu orientalischen Klängen. Mit großer Leichtigkeit turnten die Mädchen die Übung – ohne Fehler.
Weißrussland konnte sich über Platz drei freuen, turnte wie die Bulgarinnen stabil. In blauen Anzügen verzauberten sie zu „Worm Lounge“ von Danny Elfman das Publikum.
Die deutsche Gruppe konnte sich über einen ausgezeichneten sechsten Platz freuen. „Ich bin sehr zufrieden“ freute sich Cheftrainerin Livia Medilanski. „Es ist gut gelaufen. Für diese Veranstaltung ist das Ergebnis optimal“, resümierte sie.

Simona Peycheva (BUL)

... und Bessonova zum dritten!
Elisabeth Paisieva - sie ist heute nachmittag die Dritte, die nach dem Motiv aus 'Moulin Rouge' ihre Übung gestaltet - nach Tamara Yerofeeva und der russischen Gruppe. Elisabeth gewinnt ihre alte Form zurück, ist jedoch gegenüber ihrer Erfolgssaison von 2001 wesentlich gereift.
Anna Bessonova: eine wunderschöne, schwierige Übung nach spanischer Gitarrenmusik, mit sehr originellen Würfen und Verbindungen, die noch nicht alle gelangen - zwei Fehler, das ist ungewohnt bei ihr. Aber die Bandübungen sind neu, die Gymnastinnen trainieren sie erst seit Anfang dieses Jahres.
Zarina Gizikova mit einer schnellen, ganz auf ihren Typ abgestimmten, Übung - sie spielt mit dem Publikum, und dieses Handgerät liegt ihr offensichtlich besonders. Trotzdem bleibt auch sie nicht fehlerfei, muss einmal das aus der Wettkampffläche flüchtende Band wieder einfangen...
Mit Riesenjubel in der Halle bedacht - die Übung von Simona Peycheva, ohne Fehl und Tadel, möchte man meinen. Die Damen der Jury sahen das offensichtlich anders - Simona landete auf dem vorerst vierten Platz.
Lisa Ingildeeva mit einer wiederum sehr eleganten Übung, die ihr noch in einigen Passagen zu schaffen macht.
Tamara Yerofeeva mit einem schwarzen Band - ab und zu kehrt sie doch zu ihrer einst meistgewählten Farbe zurück - mit einer anspruchsvollen und mit ausgereifter Gerättechnik vorgetragenen Übung. Allerdings ist auch sie nicht ganz ohne Fehler - mit dem Band haben alle Gymnastinnen noch am meisten zu arbeiten bis zu den Weltmeisterschaften im September.

Die griechische Gruppe gewann silber

Mit dem 'Bolero' zum Sieg - die Bulgarinnen
Deutschland startete unmittelbar hinter den starken Italienerinnen, die mit 25,450 Punkten einen hohen Wert vorlegten. Glockenschläge und ein herzlicher Empfang des Publikums begrüßte die fünf Mädchen auf dem Podium. Schön war dann mit anzusehen, wie das deutsche Quintett miteinander spielte, wie sie sich die Reifen und Bälle harmonisch übergaben oder zuwarfen. Sie wirkten heute sehr gelöst und souveräner als im Mehrkampf – kein Wunder, die nervliche Anspannung konnte gestern größer kaum sein. Fröhliche irische Klänge beendeten die spektakuläre Darbietung.
Glückliche Umarmung dann bei den beiden Trainerinnen Carmen Weber und Vera Silajewa nach dem Vortrag. „Das war wieder eine Steigerung und noch ein bisschen besser als im Mehrkampf“, so Carmen Weber kurz nach der Übung. „Die Mädchen haben sich sehr gut gesteigert, ich bin wirklich zufrieden mit ihnen.“
Was war nur mit den Russinnen los? Fast hätten sie alle Einzelentscheidungen gewonnen, doch dann kam in ihrer Übung ein Patzer nach dem anderen. Und so holte sich Bulgarien den Titel mit 2 Bällen und 3 Reifen, vor Griechenland und Italien.
Bulgariens Gruppe hat sicher auch ihr Maskottchen „Slav“ Glück gebracht und sie konnte mit dem „Bolero“ überzeugen und sich nach langer Zeit wieder über einen internationalen Titel freuen. „Ich freue mich so für die Mädchen, die so hart gearbeitet haben“, so die Trainerin Tania Stoianova. „Ich denke, es war die schwierigste Komposition dieser Meisterschaften.“
Wie Federn leicht setzten die Griechinnen in ihren wasserblauen Kleidchen die schwierigen Kombinationen um. Doch mitten in der Darbietung fällt dann ein Reifen. Zum Glück machen die Mädchen sehr konzentriert weiter. Insgesamt zu griechischer Folklore eine schwierige und sehr schön anzusehende Komposition.
Wieder sorgte schon die gewagte Anfangsposition der Italienerinnen für Aufsehen. Dann folgen Sprünge, Würfe in gekonnter Kombination. Die wohl ungewöhnlichste und kreativste Übung wird mit dem dritten Platz belohnt, wenngleich die Gymnastinnen heute nicht so konzentriert agierten wie im Mehrkampf.
Die deutsche Gruppe belegten Rang 8. Zufriedene Gesichter im ganzen Team: „Wenn man bedenkt, dass die Mädchen erst so kurze Zeit zusammen trainieren, ist eine deutliche Steigerung in beiden Übungen heute zu sehen gewesen“, resümierte Carmen Weber. „Das war heute das Beste mit beiden Geräten, was die Mädchen je gezeigt haben. Und das nach einem so langen Wettkampf. Seit fünf Tagen herrscht Hochspannung im Team, davon hatten wir an zwei Tagen Podiumstraining, als die Kampfrichter bereits zusehen. Eines will ich noch sagen: Das Publikum hier in der arena hat uns sehr geholfen. Herzliches Dankeschön!“

Lisa Ingildeeva (GER)