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DSB-Präsident Manfred von Richthofen
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Beim Jour Fixe des Verbandes Deutscher Sportjournalisten (Sektion Berlin-Brandenburg) äußerte sich DSB-Präsident Manfred Freiherr von Richthofen gestern Abend in Berlin auch zu Entwicklungsproblemen des deutschen Sports und in großer Ausführlichkeit und mit hoher Sachkenntnis auch zum aktuellen „Turnerstreit“:
M.v. Richthofen zum JOUR FIXE der Sportjournalisten in Berlin
„Es kann heute nicht mehr gefordert und gesagt werden, es muss alles so bleiben wie es war. Es muss heute gewichtet werden – bis hin zum Verzicht. Das ist das Schwierigste....
Nehmen wir das aktuelle Beispiel Deutscher Turner-Bund:
Das Turnen ist eine Sportart mit Tradition und Verpflichtung in Deutschland. In der DDR noch länger als im Westen. Nun hat Eduard Friedrich als ehemaliger DDR-Flüchtling, so sagen Leute heute, das Handtuch geworfen. Er hatte Erfolg als Bundestrainer Turnen, als Direktor des Bundes-Ausschusses Leistungssport, als Leiter eines Olympiastützpunktes. Er ist, das weiß ich, ruppig, ist provozierend. Gott sei Dank gibt es solche Leute. Der hat nun ein Konzept entwickelt, eine Konzentration an zwei Standorten vorzunehmen…
Der DSB kann nicht mehr sechs Stützpunkte finanzieren. Das Turnen ist eine Sportart, wo konzentriert werden muss. Das muss allen Landesverbänden gesagt werden. Ein Spitzenturner muss entweder nach Berlin oder nach Stuttgart. Was war die Folge? Einige Landesverbände provozierten den Aufstand. Ihr Argument: wir lassen uns von Friedrich nichts in diesem Ton vorschreiben. Doch der Schuss ging bekanntlich nach hinten los.....
Wir werden im deutschen Sport künftig stärker gewichten müssen. Und es steht das Problem, künftig auch die nichtolympischen Sportarten besser zu fördern. Es hat viele unangenehme Briefe in diesem Zusammenhang auch an mich gegeben.“
Weitere Aussagen gab es zu diesem Thema, so zum Beispiel:
>> Wir werden mit der Ausbildung des Nachwuchses im Leistungssport Probleme haben, wenn er nicht in Eliteschulen des Sports die Möglichkeit hat, gezielt und ohne Probleme zu trainieren.
>> Eine Verkleinerung der Bundeswehr würde auch unser Kontingent Sportsoldaten reduzieren. Das würde zu neuen Diskussionen in Fragen der Förderung führen.
>> Wir stehen vor größeren Umstrukturierungen in vielen Verbänden, auch in der Auseinandersetzung mit dem Berufssport. Der hat heute bezahlte Präsidenten und anderes. Ich weiß nicht, ob Verbände mit Millionenmitgliedern oder auch nur mit 100.000 Mitgliedern künftig noch durch Ehrenamtliche geführt werden können. Vor dieser Diskussion haben kleine und mittlere Verbände Angst, die sich keine hauptamtlichen Vorstände leisten könnten.
>> Es gibt immer noch Präsidien von Sportverbänden in Deutschland, in denen keine Frauen Sitz und Stimme haben. Es gibt aber auch Verbände, die auf pari pari achten.
>> Wir sind keine Insel der Seeligen:
>> Wenn bestimmte Auflagen nicht erfüllt werden, wird es zu deutlichen Beschneidungen der Mittelzufuhr kommen! Ich hoffe, dass die Turner noch zur Vernunft kommen. Das Friedrich- Konzept ist für mich mit ein oder zwei Änderungen machbar. Das Problem des Turnens haben wir auch in anderen Sportverbänden. Es wird nicht mehr künftig acht Turner mit acht Zentren geben. Wir werden weiter den Nachwuchs fördern, aber bei fehlender Leistung nicht mehr die Spitze!!
>> Ein ganz wichtiges Problem ist die Qualifikation der Nachwuchs-Trainer. Viele der besten Trainer wären beim Nachwuchs besser aufgehoben. Denn in dieser Entwicklungsphase wird die Weltspitze für morgen vorbereitet. Nach der Junioren-Zeit verschwinden zu viele Spitzenleute. Das muss wohl am System liegen. Wir sind im Jugend- und Juniorenbereich sensationell. Doch dann sind sie weg…
- Richthofen unterstrich auch die Bedeutung von Wissenschaft und Forschung: 'Das IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft, Leipzig) muss an Einfluss gewinnen.' Aber auch dort gibt es finanzielle Probleme....
>> Jour Fixe-Notizen von GYMmedia-Korrespondent Hans-Jürgen Zeume