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400 Medaillen – 150 Goldene

Ein Gespräch mit Leonid Arkajew (RUS),  dem erfolgreichsten Trainer der Welt...

arkajew150.jpg (16218 Byte) Leonid Arkajew, Mitglied des UEG Executiv-Kommittees,
Präsident des russischen Turnverbandes, Cheftrainer für das Männer- und das Frauenturnen, ist eine legendäre Erscheinung im Weltturnsport. Seit München 1972 hat er eine nahezu komplette Teilnahme bei Olympischen Spielen, Weltmeisterschaften und Europa-Titelkämpfen aufzuweisen.
(GYMmedia-Gespräch mit H.-J.Zeume)

GY Mmedia: Sie sind etwas fülliger geworden. Ist das ein Ausdruck von Sorge oder von Freude?

Arkajew:  Ich kann die Ursachen genau sagen. Ich habe sehr viel Arbeit und kann jetzt nicht mehr genug sportlich selbst etwas für mich tun. Früher hatte ich noch Zeit, um ein wenig zu laufen und mich mit dem Fahrrad-Ergometer zu beschäftigen. Aber unter dem Strich kann man meine Fülle als Freude betrachten. Denn die Arbeit stellt mich zufrieden und bereitet mir Freude.

Wieviele Stunden am Tag arbeiten Sie für das Turnen?

Arkajew: Vormittags von 7 bis 13 Uhr, abends zwischen 17 und 19.30 Uhr. Zwischen diesen Trainingseinheiten in unserer alten olympischen Base fahre ich noch nach Moskau rein. Und zwar dreimal in der Woche.

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Wie lange werden Sie noch das Niveau des russischen Turnens auf jenem der zurückliegenden zwanzig Jahre halten können?

L. Arkajew:: Das kann ich nicht beantworten. Ich weiß nicht wie sich Russland entwickelt. Ich bin jetzt 27 Jahre als Trainer dabei. Noch sind die Voraussetzungen gegeben, Weltspitzenleistungen auszuprägen. Wie lange noch, das weiß ich nicht.

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(Foto:  GYMmedia-archiv)

Wieviele Turnerinnen und Turner im Spitzenbereich gibt es noch heute in Russland?

WM 1981, Moskau: UdSSR-Siegerteam

Arkajew: Ich habe jetzt schon zehn Jungen und zehn Mädchen ausgewählt, die als reale Kandidaten für die Weltmeisterschaften 1999 in Tianjin und die Olympischen Spiele 2000 in Sydney angesehen werden könne. Ihr Leistungsvermögen ist wie eh und je sehr hoch.

  Mit welchen Gedanken gehen Sie zu den Weltmeisterschaften nach Tianjin, im Oktober 1999?

Arkajew: Die Chinesen sind ja unsere größten Gegner. Und ich weiß auch, daß sie sich nicht nur in technischer Hinsicht auf die Weltmeisterschaften vorbereiten, sondern auch andere Fragen versuchen organisatorisch zu klären, damit sie gewinnen. Bei den Jungen und bei den Mädchen. Ich habe schon eine ganz interessante Information erhalten können, über die ich aber nicht sprechen möchte – wie sich die Chinesen organisatorisch vorbereiten.

Denken Sie schon über die Olympischen Spiele 2000 hinaus bis zu jenen 2004 in Athen?

Arkajew: Ja. Wir bereiten jetzt parallel vor eine Mannschaft für 2000 und eine andere für 2004. Bei den Jungen und bei den Mädchen.

Wieviel Prozent Spitzenturner gibt es heute noch in Rußland im Vergleich zu früher?

Arkajew:  Etwa gleich stark.

  Man hat die Pflicht abgeschafft und viele sagen, man hat die Pflichtkür eingeführt. Viele, wie Karl-Heinz Zschocke, sind kein Freund davon. Was sagen Sie selbst zu dieser Entwicklung im Weltturnsport?

Arkajew: Ich unterstütze die Meinung von Karl.-Heinz Zschocke. Für unser Land ist das nicht sehr schlimm, weil wir ein spezielles Ausbildungsprogramm für junge Turnerinnen und Turner haben. Aber für die anderen Länder, insbesondere für die schwachentwickelten Nationen,ist das natürlich nicht gut.

Steht für Sie die Mannschaft im Vordergrund oder der Mehrkampf-Einzelerfolg?

Arkajew: Wichtiger ist doch der Sieg in der Mannschaft, sie hat für mich immer den Vorrang gehabt. Der Sieg in der Mannschaft eröffnet zugleich große Chancen für die Darbietung großer Einzelleistungen.

  Im Olympischen Dorf von Sydney 2000 werden die Straßen nach berühmten Sportlern aus aller Welt benannt. Eine soll den Namen von Larissa Latynina tragen. Was sagen Sie dazu, wie geht es der wohl bekanntesten Turnerin der alten sowjetischen Turnschule?

Arkajew: Sie ist Pensionärin und lebt in Moskau. Sie hat es verdient, sie hat die meisten Medaillen einer Sportlerin bei Olympischen Spielen gewonnen, sie ist hervorragend 1956 in Melbourne aufgetreten. Das werden die Australier in der Erinnerung behalten haben.

Bei den Weltmeisterschaften 1966 in Dortmund stand Latynina 32jährig in der Westfalen-Halle ein letztes Mal auf der großen Turnbühne, die auch der junge Turner Leonid Arkajew betreten wollte...

Arkajew:  Ich war damals zu schwach in Dortmund und wurde deshalb nur als Ersatzmann nominiert. Aber das hat auf mich einen großen Eindruck hinterlassen. Ich hatte verstanden, daß ich wegen meines nicht so guten Verhaltens zum Leistungssport es nicht geschafft hatte. Deshalb bin ich heute auch darum bemüht, dass sich die Turner und die Turnerinnen, die ich jetzt betreue, anders verhalten.

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Wer waren für Sie die herausragenden Turnerinnen und Turner, die Sie betreuten und noch immer betreuen?

Arkajew:  Die Kotschetkowa und Nikolai Andrianow. Heute trainiere ich persönlich Jelena Produnowa und Anna Kowaljowa sowie Jewgenij Podgornij.

Arkajew und Produnowa kurz vor dem Grand Prix in Stuttgart

  War Dmitri ("Dima")  Bilosertschew für Sie der komplizierteste Fall?

Arkajew: Nein. Mit ihm konnte man arbeiten. Er hat alles sehr gern ausgeführt, mit Überzeugung auch. Aber man konnte ihn auch überzeugen, ein gewisses Regime im Training einzuhalten. Das war für ihn kein Problem, bestimmte sportliche Regeln einzuhalten. Und es war auch angenehm mit ihm zu trainieren.

Führen Sie eine Statistik über die Anzahl Medaillen, die Sie als Trainer bei Olympischen Spielen, WM und EM mithalfen zu gewinnen?

Arkajew: Ich hatte mal so eine Statistik. Jetzt bin ich mit dem Zählen nicht mehr nachgekommen. Aber ich kann natürlich sagen, daß unter meiner Verantwortung zirka 400 Medaillen erreicht wurden, bei EM, WM und Olympia, davon etwa 150 Goldmedaillen. Was die Mannschaftsmedaillen anbetrifft, wird ja nicht jede einzelne, sondern nur eine pro Mannschaft gezählt.

  Sie sind damit der erfolgreichste Turntrainer aller Zeiten, vielleicht sogar  d e r   erfolgreichste Trainer aller Zeiten...

Arkajew: Was das Turnen angeht bin ich mit Ihnen einverstanden. Über den zweiten Teil der Frage habe ich mir noch keine Gedanken gemacht.

  Ist die Tatsache, daß Sie nie bei Olympia, WM oder EM gestartet sind, obwohl Sie das Zeug dazu besaßen, der Hintergrund,
daß Sie solch ein erfolgreicher Trainer wurden?

Arkajew: Ich denke ähnlich. Dieser Umstand hat mich motiviert mit meinen Turnern und Turnerinnen das zu schaffen, was mir als Sportler versagt geblieben ist.

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(Foto: Zschocke, privat)

(Red.: Arkajew (- auf dem Foto links) turnte Anfang Mai 1966 beim Länderkampf   DDR - UdSSR in Schwerin mit, war bester Einzelturner und Kapitän der UdSSR-Riege (siehe Foto rechts)

Leonid Arkajew (links) im Handschlag mit Werner Dölling, im Hintergrund Gerhard  ("Fliege") Dietrich und Siegfried Fülle
(alle Ex-DDR, 1966)

  Wenn Sie noch einmal jung wären, würden Sie dann wieder Trainerwerden wollen?
Arkajew:   Ja!

Was ist das Schwierige, was das Schöne an diesem Beruf?
Arkajew:  Wenn man das Turnen nicht liebt, ist es sehr schwierig, im Beruf Erfolg zu haben.

  GY Mmedia:   Vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für die russischen Teams auf dem Wege nach Tianjin im Oktober!

(Für GYMmedia:
Bericht:  Hans-Jürgen Zeume/
Übersetzung:  Karl-Heinz Zschocke/
Endred.online:  E.Herholz)

© Copyright/ Alle Rechte bei GY Mmedia Berlin
(Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung der  GYMmedia-Redaktion)

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