| . | 
    
      
         : Wie war das aber
        mit den im Turnen doch so        
                          
        schwierigen Elementen....?Anke:  Eigentlich lief das
        problemlos, weil man uns didaktisch und methodisch gut geführt hat - Berlin war ja
        schliesslich das (welt-) berühmteste Frauenkunstturnzentrum mit Spitzentrainern....! 
        Allerdings hatte ich persönlich am Balken beim Abgang "Rondat-Doppelsalto"
        immer ein flaues Gefühl, ich weiss auch nicht warum. Ich habe dann bewusst versucht, das
        durch grössere Wiederholungszahlen abzubauen, 'is mir aber bis zuletzt nie ganz gelungen.  | 
         
  | 
       
     
     : Anke Schönfelder fiel immer
    durch schöne Bewegungen auf, sie war die "Elegante"  
                       
    mit hoher Ausstrahlung. Woher kommt das? 
    Anke:  Das ist wohl die Art, wie ich eben bin, vielleicht auch ein wenig genetisch
    bedingt. Eine spitzenmässige Choreographie kann da wohl nur noch veredeln, aber die
    Anlage, das Talent, das muss man mitbringen, glaube ich. Ich habe wohl davon etwas im
    Blut. 
    
      
        1989:
        Weggefährtinnen...  
          
        Diana Balzer, Heike Krüger, Sybille Kunze, Anke Schönfelder  | 
         : Soweit zu deinen Anfängen.
        Wann ging dann die  
                            
        leistungssportliche Karriere so richtig los?Anke:  Das
        war 1989 zu den letzten DDR-Meisterschaften der Geschichte, im damaligen Karl-Marx-Stadt
        (Chemnitz) - ohne das wir wussten, dass es die letzten sein sollten. Damals waren wir noch
        Junioren, die Diana Schröder und ich, und trotzdem hatten wir da sensationellerweise in
        der Pflicht geführt! Und nach der Kür war ich immer noch Dritte - das war furchterlich
        peinlich für die damals "Grossen", die Etablierten, wie Bärbel Wielgos, Antje
        Wilkenloh, Annett Bleil... . Man hat uns dann aber als "ausser Konkurrenz" und
        unter "ferner liefen" geführt, aber das war für mich der Moment, wo ich das
        erste Mal glaubte: Anke, jetzt kann's losgehen, und tatsächlich,   nur 1 Jahr
        später turnte ich dann erstmal auch international bei den Europameisterschaften in Athen
        - der letzte Auftritt der Turn-DDR bei einer EM. Ich war dann auch dabei beim allerletzten
        Länderkampf im September 1990 gegen die Schweiz. 
          | 
       
     
    
      
         
         : Wie siehst Du aus heutiger Sicht die
        Ereignisse  
                           
        der politischen Wende?Anke: 
        Das war schon irgendwie eigenartig: Eben noch
        DDR-Riege, DDR-Hymne beim Länderkampf, und schwupps, hatten wir nur 7 Tage später ganz
        andere Sachen an. Im Trikot der Bundesrepublik startete ich als deutsche Turnerin beim
        Weltcup in Brüssel... aber eigentlich habe ich das damals in seiner ganzen Tragweite als
        15Jährige noch nicht so richtig geschnallt...!  | 
         
  | 
       
     
    
      
         
  | 
         : Diesen Ereignissen verdankst
        Du aber einen  
                            
        einmaligen Status in der Turngeschichte...!Anke:  Meinen
        Sie die Deutschen Meisterschaften? Ja, ich glaube schon, dass der Mehrkampftitel 1991 in
        Bergisch-Gladbach als 1. Gesamtdeutsche Meisterin vor der Geschichte etwas Besonderes ist,
        den kann man mir nicht nehmen; und - das werde ich auch nichr vergessen - ich war letzte
        Junioren-Meisterin der Ex-DDR!  | 
       
     
    
      
         : Und 1 Jahr später standest
        Du in Barcelona in der  
                           
        bislang letzten deutschen Olympiariege...!Anke:  Ach
        ja, noch heute ist mir dieser dämliche Sturz am Stufenbarren so peinlich! Der ist ja von
        den Medien auch fürchterlich oft durchgereicht worden, von "Bitte lächeln..."
        bis  "Verstehen Sie Spass..."! ist das als Kuriosum dargestellt worden.
        Niemand hat sich eigentlich darum gekümmert, was das für  m i c h   für
        ein furchtbarer Moment war, wie dieser Bauchklatscher psychisch weh getan hat. Physisch
        habe ich überhaupt nichts gemerkt, denn eigentlich war diese Breitseite die perfekteste
        Art der schmerzfreien Bauchlandung einer Turnerin, tausendmal geübt, aber emotional...!
        Ich hätte rausrennen und mich verstecken können...!  | 
         
  | 
       
     
     :  Und wie man weiss, hast
    Du damit lange Zeit Deine Probleme gehabt! 
    Anke:  Ja, das war wohl der Auslöser zu meiner allerersten Krise in meinem Leben -
    aber auch meiner (bislang) letzten. Dann gab es da noch eine völlig verpfuschte
    Handoperation, gleich nach dem olympischen Frust von Barcelona und ich habe mich zunächst
    total zurückgezogen - keine Lust mehr auf Athletiktraining. Erstmals rebellierte ich: Ich
    kann, ich will nicht immer schön sein, immer gut, zu allen freundlich, immer gut
    'drauf...!  Es war wie ein Schneeballeffekt und schwupps, lief ich mit 15 kg
    Übergewicht 'rum. Ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, um da wieder heraus zu kommen. 
    
      
          | 
         : ... und wie ging
        das?Anke: 
        Ich bemerkte da plötzlich, wie die Kleinen im Training
        dolle Sachen machten und ich zu grübeln anfing: Das kann doch wohl nicht sein..., ....
        und ich soll bei Olympia gewesen sein? Abhängen ist eh' nicht meine Art, und dann hat
        mich mein Trainer Wolgang Riedel wieder aus dem persönlichen Schlamassel förmlich
        'rausgezogen und daran bin ich als Persönlichkeit gewachsen - eine meiner grössten
        Leistungen im Leben, bisher! Das Comeback erfolgte dann 1994 zur Deutschen Meisterschaft
        im Rahmen des Deutschen Turnfestes in Hamburg. Und obwohl ich dort "nur" 2x
        Dritte geworden bin, war mir das mehr wert, als jeder zuvor gewonnene Titel. Niemand hatte
        noch mit mir gerechnet. Auch in der Pflicht konnte ich wieder präsentieren, nach 3
        Geräten führte ich sogar. Das war für mich  d e r  AHA-Effekt: Ich kann's
        packen! Für mich war das aus psychologischer Sicht einer meiner grössten Siege.  | 
       
     
     : Damit
    hattest Du dich nicht nur wieder ins Gespräch gebracht, sondern Du standest  
                       
    im gleichen Jahr im Herbst in der deutschen WM-Riege von Dortmund. 
    Anke:  Im Nachhinein fällt mir auf: Eigentlich wurden wir schon damals förmlich
    von vielen der Verantwortlichen und von Teilen der Presse "breitgetreten", wenn
    ich das mal so sagen darf, wie super schlecht wir wären, und so. Wenn man das mal mit
    heute vergleicht...!? Ich persönlich hätte damals nicht geglaubt, wie tief das deutsche
    Frauenkunstturnen noch sinken sollte. 
     : Gab es denn nur einen traurigen Abschied
    vom Leistungssport, damals? 
    Anke:  Nein,
    absolut nicht. Besonders schön empfand ich nach den WM '94 das herrliche Erlebnis
    DTB-Turn-Gala! Ich hatte da ganz enge, auch menschliche Kontakte zu Swetlana Boginskaja
    und zu Oxana Tschussowitina, die z.B. meine Bodenübungen gut fanden, sich sogar für
    meine Musik interessierten, das war damals so eine türkische Gute-Laune-Musik. Das waren
    immerhin die Weltstars des Kunstturnens...und auch mit Magdalena Brzeska harmonierte ich
    gut in dieser leider kurzen Zeit der Tour. Und man durfte auch mal mehr als nur 3 Worte
    mit den Männern sprechen, das war zuvor auch kaum möglich. Ich erinnere mich da an
    Sergei Charkow, der hat mich zum Beispiel am Boden trainiert, schliesslich war der mal mit
    18 Jahren (Seoul '88) Olympiasieger! Oh, ja, das war eine schöne Zeit und ein herrlicher
    Karriereabschluss.  
    Solche  Erlebnissen sollte man heute den Turnerinnen mehr und bewusster in ihren
    Karrierenaufbau einfügen, das motiviert unendlich! 
    
      
         : Dann aber hast Du schlagartig
        mit dem aktiven  
                           
        Leistungssport aufgehört!Anke:  Ja, aber nur was
        das Kunstturnen betrifft. Im Februar '95 bin ich über den Aufruf des legendären
        Potsdamer Jugendsender "FRITZ-RADIO" zu einem "Try out" gekommen, und
        zwar zum Basketball-Team Alba Berlin, genauer gesagt zum "Alba-Berlin
        Dance-Team". Wir tanzen während der Spiele, bzw. in den "Time-outs und in der
        Halbzeit. Bitte nicht mit Cheerleading verwecheln - also keine irgendwelchen
        Sprechgesänge oder so. Wir zeigen wirklich Dance, Funky, Hipp Hopp, und auch Tumbling, da
        kann ich meinem "Turnaffen" noch mal so richtig Zucker geben. 
         :   Und wie sehen Deine weiteren
        beruflichen Pläne aus? 
        Ich war bereits 2 Jahre in Afrika, je 1 Jahr in Namibia und
        in Südafrika und dadurch habe ich natürlich beste Kontakt sowohl zum Turnen als auch in
        Richtung Choreographie. Mit einer Freundin zusammen werde ich ab Sommer 2000 in Swakopmund
        (Namibia) eine Tanzschule eröffnen,  s i e  mit Schwerpunkt Standard- und
        Lateinamerikanische Tänze,  i c h  in die Richtung Modern Danze, Jazz Dance,
        Hipp Hopp, Funky ... die Nachfrage und der Bedarf sind dort riesig! Zudem bin ich noch an
        der Humboldt-Uni in Berlin eingeschrieben und belege dort Kurse in
        Germanistik/Afrikanistik und studiere - momentan im Fernstudium - an der UNISA  
        (University of South Africa) Pretoria.   | 
        Heute
        im Alba-Dance-Team: 
          
        Anke (re) mit der ehemaligen DDR-Turnerin Annett Bleil 
          | 
       
     
    Die Zeit bis zur Abreise nach Afrika nutze ich
    zu journalistischer Weiterbildung: Als Volontär bei GYMmedia mache ich mich mit moderner
    Kommunikation via Internet vertraut - da hat dann die Agentur ab Sommer eine Afrika- und
      Namibia-Korrespondentin! 
    Besonders freue ich mich dabei auf meinen ersten GYMmedia-Einsatz Ende März zum
    Grand Prix in Cottbus! 
     : Na dann, auf gute Partnerschaft, und:
    Danke - Anke! 
    (Das Gespräch für GYMmedia führte Eckhard Herholz 
    Berlin, 23-02-2000) 
    (Lesen Sie auch das Interview mit Gabi
    Weller (Heuchelheim, z.Zt. USA),  
    Anke's langjähriger Teamgefährtin ... 
         .... und zu den deutschen Turnhoffnungen 2000 Gritt Hofmann  und  Katja Abel (beide SC Berlin). 
       |