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und das ist nun definitiv..? Was gab letztlich den Ausschlag? Yvonne: In erster Linie war es die nicht ausreichende persönliche Chance,
unter den konkreten Nominierungsbedingungen in Deutschland das Ziel der tatsächlichen
Olympiateilnahme zu erreichen. So sehe ich das persönlich für mich, und bei allem
Respekt vor den Zielen der anderen Mädchen: Es wird verdammt schwer im Mai in Paris zur
EM unter die besten 10 im Mehrkampf oder in einem Gerätefinale einen Rang unter den
besten 6 zu erreichen - so ist wohl die Olympianorm! Und von noch einigen Fussproblemen
seit der letzten WM geplagt, wäre ein neuerlicher Anlauf aus meiner Sicht unrealistisch
gewesen!
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Welche Rolle hat Trainer Gödicke
gespielt? Yvonne: Als er eben aus dem Urlaub
kam, haben wir alles besprochen. Er hatte zwar noch gehofft, dass ich weitermache,
bedauert meinen Entschluss natürlich sehr, hat aber meine Entscheidung voll akzeptiert!
Es ist mir nämlich überhaupt nicht leicht gefallen! |
Yvonne, wenn Du zurück blickst
waren es 15 Jahre Leben mit dem Turnsport!
Yvonne: Es war alles ganz toll und
insgesamt eine wunderschöne Zeit, auch wenn es zwischendrin auch mal schwer war!
1984, da habe ich mit 4 Jahren bei Olaf Gundlach in Neubrandenburg begonnen. Als ich dann
nach zentralen Wettkämpfen ausgesucht wurde für einen Platz an der Kinder-und
Jugendsportschule in Berlin - mein Gott, war ich da stolz, zu den Besten zu gehören! Von
1988 gehörte ich zum damaligen SC Dynamo Berlin - das war zumindest was das Frauenturnen
betrifft, der erfolgreichste Turnklub der Welt und ist es sicher bis heute noch!
Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen wie Karin Janz, Annelore Zinke, Maxi Gnauck, Gabi
Fähnrich, Dörte Thümmler sind im Weltturnsport unvergessene Namen.
Olympiateilnahme 1996, vier WM-Starts, 8 Deutsche-Meistertitel, davon 2 Mal Deutsche
Mehrkampfmeisterin.... naja, die Zeit kann man leider nicht zurückdrehen, obwohl ich das
gern tun würde...!
Pioch: Nach Atlanta `96 |
Zeit
zurückdrehen..., was meinst Du damit? Yvonne: Wenigstens bis 1995! Da hatten wir nämlich mit viel Pech zur WM im
japanischen Sabae erstmals als Mannschaft Olympia in Atlanta verpasst. Damals haben wir
noch richtig gut geturnt - ich glaube auch mit mehr Substanz als im Herbst '99 in Tianjin.
Als einzelne Starterinnen dann 1996 im Georgia Dome von Atlanta hatten Kathleen Kern und
ich - oder hat überhaupt eine (frühere) Turnnation wie Deutschland keine Chance. |
Was nun, kannst Du ohne Turnen
leben...?
Yvonne: Erst mal muss ich das ja gar
nicht. Ich gehe noch täglich aus Spass in die Halle zum Training, um gut abzutrainieren,
auch um der Gefahr der plötzlichen Gewichtszuhnahme entgegenzuwirken. Dafür soll's wohl
einige kurzzeitige Beispiele gegeben haben.
Kannst Du Dir die
Fortsetzung einer Leistungssportkarriere in einer gänzlich anderen Disziplin
vorstellen...? Yvonne: Ja, da gab's mal so eine
Situation im Herbst '97. Ich war da mit den Fussball-Nationalspielerinnen Sylke Rottenburg
und Claudia von Lauken zur Bundeswehr-Grundausbildung und als die mich fussballspielen
sahen, hat mich
die Claudia schon gefragt, ob ich nicht in ihrem Verein spielen will...
Aber daraus ist dann nichts geworden.
Ehemalige Turnerinnen in Australien oder die
Daniela Bartova, die 1991 noch im tschechischen Team zur Turn-WM in Indianapolis stand,
bestimmen seit geraumer Zeit die Weltspitze im Stabhochsprung der Frauen. Wäre das
'was für Dich...? - Du wärest dafür sicher bestens geeignet!
Yvonne: (...nach längerem
Schweigen!) .. daran habe ich bisher noch nicht gedacht. Vielleicht ist das wirklich
ein Tipp?! Ich weiss, dass es die Schwester von Ex-Nationalturnerin Angelika
Schatton 'mal probiert hatte.
Ich denke mal drüber nach! |
Die Virtuosin
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Die Kämpferin
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Was passiert nun
privat nach Deiner Entscheidung? Yvonne: In diesem Jahr trete ich erst einmal ein wenig kürzer, spanne etwas ab und
werde mich dann auf meine Ausbildung bei der Deutschen Angestelltenkasse DAK ab 2001
vorbereiten. Ausserdem arbeite ich bereits jetzt schon 2 bis 3 mal pro Woche als
Übungsleiterin in Berlin-Marzahn und betreue dort mit Jana Schütt Mädchen der ersten
Klasse.
.. und noch privater?
Yvonne: Dass ich mit Daniel Farago
befreundet bin, ist ja schliesslich kein Geheimnis. Insofern habe ich wenigstens
mittelbar mit Oympiavorbereitung zu tun, denn Daniel will es nach dem knappen Scheitern
zur letzten WM diesmal nach Sydney schaffen. |
Leider können wir nicht zusammen dorthin
fahren, das wär's gewesen! Im Übrigen akzeptiert er voll meine Entscheidung und hat als
erster mitgekriegt, wie schwer mir das gefallen ist, und wie er mich im letzten Jahr vor
Tianjin immer wieder aufgebaut hat, das war schon toll!!
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Angenommen, Du hättest einen
Wunsch frei... Yvonne: Sagen wir mal unbescheidener
Weise, ich hätte zwei Wünsche:
Dann würde ich ersten flugs ein deutsches Frauenteam nach Sydney wünschen - natürlich
m i t mir - aber das geht ja leider nicht.
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Der zweite Wunsch
aber, der ist realisierbar:
Die für das Frauenturnen in Deutschland zuständigen Spitzenvereine sollten dringend
Klima und Atmoshäre untereinander verbessern! Das betrifft in erster Linie die dort
zuständigen Trainer - weniger die Turnerinnen. Wir hatten und haben uns immer gut
verstanden, wenn aber da "oben" Funkstille oder Stunk herrschten, dann haben
auch wir weniger miteinander gesprochen oder telefoniert, das hat sich auch auf uns
Sporlerinnen negativ ausgewirkt. Und wenn Deutschland je wieder im Frauenturnen eine Rolle
spielen will, sollte das wohl unter eigentlich Gleichgesinnten zu allererst und am
leichtesten zu machen sein! |
Schönes Schlusswort! Sieht man
Dich noch zu einem Turnwettkampf?
Yvonne: Klar, wenn Daniel in der 1.
Bundeslige turnt und Ende März ganz sicher beim Grand Prix in Cottbus zum "Turnier
der Meister" - als Zuschauerin, natürlich.
Dann spätestens bis dahin, vielen Dank und
Tschüss und alles Gute, Yvonne!
(Das Gespräch für GYMmedia führte
E.Herholz)
FOTOS: Mathias Wendt, GYMview Berlin
-ehe-
26-01-2000
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