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(02-Jan-2001)

Leichtigkeit statt Körperspannung

Bundesliga-Turner Peter Nikiferow  findet Spaß beim Tanz in der Gruppe

. - von Doreen Haustein
 Anfangs, sagt Jens Millbradt, habe es natürlich interne Diskussionen gegeben. Doch dann habe der Trainerstab entschieden: Freizeit sei Freizeit, die keinem Trainereinfluss unterliege. Folglich hatten die Übungsleiter während des Oktober-Lehrgangs in Kienbaum gute Miene zu machen, als ihnen ihre Athleten, die Bundesligaturner des SC Berlin, reihenweise aus dem Übungsraum davonliefen. Um in der benachbarten Halle während der wenigen Pausen noch das Allerletzte aus den geschlauchten Körpern herauszuholen.

Freizeit, dass heißt für Robert Hirsch und Stefan Herbrich schon seit drei Jahren Euroteam. Über Freundinnen waren sie mit der beim benachbarten TSC Berlin von der Frauenmannschaft erfolgreich betriebenen jungen Sportart in Berührung gekommen. Und waren hellauf begeistert. Fortan schlugen sie ihre Salti nicht mehr nur über das Pferd und das Reck, sondern nach dem offiziellen Turntraining auch auf dem Minitrampolin sowie der Akrobatikbahn. In der Gruppenübung am Boden turnten und tanzten sie aus Mangel an Männern zunächst im Mixed.

Doch dann gewannen sie einen Freund hinzu, dann noch einen und noch einen. Übungsleiterin Heidi Krebs hatte noch nie Männer choreografiert, geschweige denn solche Männer, wie sie da unverhofft vor ihr standen. Wie sollte sie Jens Milbrandt anpacken, der, ein ehemals erfolgreicher Turner, beim Olympiastützpunkt Berlin als Trainer seine Brötchen verdient? 

Oder Peter Nikiferow, der seit Jahren zum Besten gehört, was der deutsche Turnerbund zu bieten hat. 
Das Problem löste sich von selbst, war eigentlich gar keines. Vom Ehrgeiz gepackt, trainierten die Männer weit über das geforderte Soll heraus. So gab Stefan Herbrich dem durch die Olympischen Spiele in Sydney in Trainingsrückstand geratenen Nikiferow etliche Nachhilfestunden. Damit dieser bei der im Oktober in Birmingham ausgetragenen Europameisterschaft nicht aus der Reihe tanzen würde.


Peter Nikiferow

Der Erfolg war der fünfte Platz beim internationalen Debüt. Bei der Erinnerung daran, kommt die 29-jährige Übungsleiterin ins Schwärmen: "Die Jungs haben ein wahres Feuerwerk abgebrannt, haben fehlerlos geturnt." Angesichts der professionellen Konkurrenz aus Skandinavien war der fünfte Rang das maximal Erreichbare.

Unverlangte Schwierigkeiten

Die TSC-Euroteamer sind ausnahmslos ehemalige oder noch aktive Bundesligaturner. Auf der Akrobatikbahn und dem Minitrampolin warten sie mit Höchstschwierigkeiten auf, die ihnen so schnell auch kein Skandinavier nachmacht. "Und", sagt Krebs, "die auch kein Kampfrichter von ihnen verlangt." Wichtig im Euroteam sind Synchronität und perfekte Landung bei den Sprüngen. Da zählt ein ordentlich gelandeter Salto mehr als ein verwackelter Tsukahara. Das wollen Nikiferow und Co. nicht akzeptieren, wollen immer alles zeigen, was sie können. Heidi Krebs sieht darin den Versuch, tänzerische Defizite bei der Gruppenübung am Boden wettzumachen. Es ist schwer, sagt Nikiferow, der prominenteste Euroteamer, die beim Turnen geforderte Körperspannung zu Gunsten tänzerischer Leichtigkeit abzulegen.

Da kommt der Weltklasseturner schon mal ins Straucheln. Wie bei seinem Premierentraining, als er bei einer Schrittkombination stolperte, fiel und den anderen, die emsig weiterprobten, unter die Beine geriet. "Aufhören, aufhören", erzählt die Trainerin amüsiert, soll er ganz aufgeregt gerufen haben.

Nikiferow ist 29 Jahre alt. Den Gedanken ans Aufhören hat er lange von sich geschoben. Nach der abgelaufenen Bundesligasaison, die die Berliner auf Rang sechs beendeten, ist er für Nikiferow jedoch hochaktuell. "Neuneinhalb Jahre Bundeswehr", sagt er, "sind genug." Ab April stehe das eigene Geldverdienen im Vordergrund. Und ob da noch Raum für den Leistungssport bleibe, sei abzuwarten.

Ein wichtiger Turner, der dem SC Berlin und seinen Trainern damit verloren gehen würde. An den Breitensport. Denn im Euroteam, sagt Nikiferow, wolle er unbedingt weitermachen, zumindest bis ins Jahr 2002, da reize ihn dann die nächste Europameisterschaft.
(Hervorhebungen/ Fotos gymmedia)

 
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European Gymnastics Service

GYMmedia Berlin
- schm -
03-01-01

 

 

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