Der Tag begann mit
einem Schock für Russland....
... und endete mit einem Schock für Deutschland
Aus
Gent berichten Eckhard Herholz / Reinhardt Linder
Eigentlich soll sich
eine Turnmannschaft im Podiumsdurchgang der Wettkampfhalle die
letzte Sicherheit im Kontakt mit den Originalgeräten holen.
Aber Topfavorit Russland erwischte es in einer der ersten
Vormittagsgruppen des Podiumsdurchganges eiskalt.
Jewgeni
Podgorni...
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... beim Sprung noch topfit, dann der Sturz am Reck und ein
enttäuschter Jewgeni Podgorni auf dem Weg ins
Krankenhaus >> |
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Da war
Mehrkampftitelverteidiger Nikolai
Krukow schon
mit Rückenproblemen angereist, und dann stürzte einer ihrer
wichtigen Mannschaftsturner Jewgeni
Podgorni
derart unglücklich nach einem Giengersalto am Reck auf rechte
Schulter und Ellenbogen, dass er vor Schmerz erst einmal liegen
blieb und sofort vom hinzugeeilten Arzt untersucht werden musste.
Wenig später sah man ihn schon mit mächtiger Schulterbinde und
ruhig gestelltem Arm, dessen Ellbogen ständig mit Eis gekühlt
wurde. Eine nach dem Podiumsdurchgang mit den Russen und mit Nemow
geplante Pressekonferenz wurde abgesagt. "Da sind wir
eigentlich mit sieben Turnern angereist und nun habe ich nur noch
vier....", so ein völlig geschockter Leonid Arkajew, ohne
Angabe von Begründungen, wer denn außer Podgorni und dem leicht
gehandicapten Krukow der andere "Ausfall" bei den
Russen sei.
Arkajew
geschockt: Eis am Ellenbogen
Dabei
sah es zuvor gar nicht schlecht aus. Besonders am neuen
Sprungtisch Pegases wirkte Alexei
Bondarenko mit
seinem Überschlag-Doppelsalto enorm explosiv, sah auch am
Barren gut aus >> |
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Nemow
beeindruckte mit Rondat-halbe Drehung-Überschlag, Salto vorwärts
gestreckt mit 1 1/2-Drehung. Solide wirkten die Russen auch am
Barren, und am Reck probierte Alexej Nemow Tkatschew gestreckt, dann
gebückt, stürzte allerdings beim direkten Giengersalto. Und dann
eben dieser Crash von Podgorni mit sicher vorentscheidender
Bedeutung für den Medaillenkampf...
Sofort witterten
schon einige anderen Mannschaften "Morgenluft": So die
Koreaner, die sich gut präsentierten und nun sogar erste
Medaillenträume wagten...
Überhaupt wird es einen spannenden Teamwettbewerb geben, der
sämtliche Prognosen oder Erfolgsgewohnheiten völlig ad absurdum
führen wird. Die jungen Nobodies aus China turnen (noch) nicht in
der oberen Etage und werden nicht im Entferntesten an
Titelverteidigung denken. Es bleibt ohnehin ein ewiges chinesisches
Geheimnis, warum sie den Einsatz ihrer Stars bei den Chinesischen
Spielen im November der Weltmeisterschaft vorziehen.
Belastungsunverträglichkeiten als Grund mag man den gestylten
Typen, die athletisch und koordinativ zumeist über den Dingen
stehen, nicht so recht abnehmen, obwohl China bei der Universiade (in
Peking) und bei den Goodwill Games schon Jahreshöhepunkte hinter
sich hatte.
Dazu ist auch noch die Ukraine verletzungsgeschwächt... da könnten
diesmal die Medaillen an Mannschaften gehen, die zuvor noch nicht
mal davon geträumt haben.
Gibt
es nun künftig einen "Zimsi", oder nicht?
Zumindest gab es heute schon ersten Zwischenapplaus aus Fachkreisen
in der noch spärlich besetzten Halle. Der Österreicher Thomas
Zimmermann - auch "Zimmsi" genannt - stellte
doch tatsächlich seine Sprungkreation ziemlich sicher auf die
Matte: Es ist ein Überschlag, Salto vorwärts-gehockt mit
nachfolgender halben Drehung und anschließendem Salto rückwärts,
gehockt. Diesen Sprung - zuvor noch von keinem anderen Turner der
Welt gezeigt - hatte er mit detaillierter Beschreibung
reglementgerecht beim Technischen Komitee eingereicht.
Der
Vorarlberger, der seine 10. Weltmeisterschaft bestreitet, und
noch kein bisschen müde scheint, liebäugelt natürlich mit
einer Bestätigung dieses Sprunges als "Zimmermann".
(-
siehe Szizze >> |
Ständiger Kontakt mit
der Trainerbank >>
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Klar ist erst einmal nur, dass das der fünfte Sprung der
Sprungliste mit einem Ausgangswert von 10,0 sein wird, aber es war
auch schon zu hören, dass die Namensgebung noch keineswegs sicher
scheint. Ist es doch eigentlich ein artverwandter "Roche",
also ein Doppelsalto mit halber Drehung... oder ein "doppelter
Cuervo"....!? Fachchinesisch, auf jedem Fall wäre es "Zimmsi"
zu gönnen, dass sein Name in die Turnterminologie eingeht. Wichtig
aber auch, dass er erst einmal das Finale erreicht. Dann aber wird's
dünn, beherrscht er doch keinen hochwertigen, aber geforderten
zweiten Sprung! Mit einem einfachen Kasamatsu (9,3) ist da nix zu
machen. Aber vielleicht bastelt er sich im positiven Finalfalle doch
noch ein paar zusätzliche Drehungen zusammen.
In
den späten Abendgruppen turnte noch China und zuletzt Deutschland:
Hiobsbotschaft auch dort:
Beim Einturnen am Barren verletzte sich Team-Oldy
Waleri
Belenki, erste Diagnose von Mannschaftsarzt Dr. Boschert:
Bizeps-Sehnenabriss im rechten Arm und das definitive Aus für den
sympathischen Stuttgarter, der doch so gern als der WM-Rekordhalter
seine 11. Weltmeisterschaft (seit 1989) bestritten hätte!
"Fünf kleine
Negerlein"....wer wird Nummer 6?
Pfeifer oder Berczes oder muss wie vor Sydney Marius Toba
wieder Feuerwehr spielen?
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Aller
Voraussicht nach heißt das nun WM-Einsatz für den Hannoveraner Sergej
Pfeifer. Trotzdem hat Sportdirektor Wolfgang Willam gleich beim
SV Halle den Christian Berczes angerufen, der sofort
eingeflogen wird, so dass die Entscheidung dann hier vor Ort
zwischen Pfeifer und Berczes fallen soll.
Kommentar Trainer Klaus
Nigl: "Belenkis Ausfall hat uns nicht geschockt, denn
wir mussten mit solch einem Zwischenfall rechnen, trotzdem sind
wir alle traurig, dass es Waleri erwischt hat. Wir hätten ihm
diese, seine letzte WM, schon gegönnt...!"
Deutlich
wurde leider durch diesen Zwischenfall, wie dünn die Decke im
deutschen Turnen geworden ist! |
Weitere
Podiums-Eindrücke:
>> Rumänien:
Durchaus ein Medaillenkandidat. Mit Marian Dragulescu haben sie
ohnehin einen dynamischen Mehrkämpfer, nicht nur wegen seiner
Vorzügen am Sprunggerät und am Boden - und Marius Urzicas
Stützqualitäten am Pauschenpferd und Barren sind ohnehin
weltbekannt.
>>Griechenland:
Man spricht hier von einer weiteren Sprung-Innovation des
Bodenolympiasiegers von Atlanta, Ioannis Mellissanidis. Auch der
Koloss von Rhodos ist wieder da und stellte sich mit sagenhaften
Kraftqualitäten vor, nachdem er nach Sydney ein paar lockere Monate
(Übergewicht) zwischengeschoben hatte. Hier darf man sich auf das
Ringeduell der Giganten Tambakos - Csollany - Jowtschew - Iwankow freuen.
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