Matthias Fahrig (GER): Europameister! |
Mit "großem Bahnhof" wurde gestern Abend auf dem Flughafen Leipzig/Halle der frischgebackene Mannschafts- und Boden-Europameister Matthias FAHRIG (24) von Vertretern des Olympiastützpunktes, des Landesturnverbandes Sachsen-Anhalt und natürlich von seinem Club, dem "SV Halle", empfangen.
Mit diesen beiden Goldmedaillen und dem Vize-EM-Titel am Sprung avancierte der Wittenberger nicht nur zum besten deutschen Turner, sondern zum erfolgreichsten Athleten der Turn-EM in Birmingham!
Seit dem EM-Titel eines Ralph Bärthel vor 33 Jahren (Wilnius, 1977) ist das für die Hallenser wieder der erste große Titel und auch für den Vize vom Vorjahr selbst das erste EM-Gold seiner bisherigen Karriere ...
Mit dieser Flagge wurde Matthias FAHRIG von seinen Trainingskameraden des SV Halle begrüßt;
natürlich waren die Ecken 'standesgemäß' mit Magnesia verziert!
Der frischgebackene Europameister mit seinem Trainer Uwe Ronneburg, gestern bei der Begrüßung auf dem Leipzig/Halle AIRPORT. |
Matthias FAHRIG:
Kein Mann der g e r a d e n Wege
- von Eckhard Herholz, GYMmedia
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... gibt es die überhaupt, die schnurgeraden Wege zum großen Erfolg? Das Leben ist ein Verwirrspiel, ein ständiges Suchen und manchmal auch Finden.
" ... aber mit dem lohnt es sich einfach, zu arbeiten, ... wenn man sich auch 'was Leichteres vorstellen kann!"- so sein Trainer beim SV Halle, Uwe Ronneburg!
Wer mit diesem "wilden Jungen" aus der Lutherstadt Wittenberg, und mit dessem karibischen Blut in den Adern, je zu tun hatte und hat, wird das bestätigen!
Matthias Fahrig (24) war und ist ein dynamischer Typ!
Früher manchmal auch unberechenbar.
Jetzt aber hat der Grad der Selbststeuerung enorm zugenommen.
"Wer Klippen überwindet hat, hat auch Erkenntnisgewinn!"
So jedenfalls sieht ihn sein langjähriger Trainer Uwe Ronneburg, der seinen Schützling im Olympiavorfeld 2004 übernommen hatte, nachdem sich der Ex-Vize-Europameister Hubert Brylok im Schüler- und Juniorenalter um ihn bemüht hatte.
... vor einem Jahrzehnt:Da war schon vielen Experten klar, dass dieser dynamische und kaum zu bremsende Junge aus Wittenberg ein Riesentalent ist, und man müht sich seither beim SV Halle mit allen Regeln der "pädagogischen Kunst", aus dieser quirligen "Flitzpiepe" einen Turner zu machen.
Zur Junioren-EM 2002 in Patras schaffte es der 16-jährige Matthias erstmals in die deutsche Auswahl - dort war der Berliner Renè Piephardt Vize hinter Golotsutskow (RUS) - ein Fabian Hambüchen lag damals noch auf Rang 12 im Mehrkampf.
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* 2003 - Matthias wurde in Heilbronn Dritter der Deutschen Jugendmeisterschaften im Mehrkampf, hinter Waldemar Eichorn und Vladimir Klimenko - mehr wäre drin gewesen: aber er verturnte ausgerechnet am Boden ... wo er sich aber im Finale dann doch den Deutschen Jugendmeistertitel sicherte.
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2004 zur EM der Männer in Ljubljana war auch Matthias erstmals mit dabei, an Boden und Sprung eingesetzt. Das deutsche Team noch weit weg von der Spitze. Die Rumänen um Dragulescu dominierten. Thomas Andergassen schaffte zwei Finalplatzierungen, und das war's damals auch schon für die Deutschen; und die Jungen waren eben noch nicht ganz flügge...
OLYMPIA-Teilnahme in Athen mit gerade mal 18 Jahren! Matthias fightete sich mit den anderen ins Mannschaftsfinale, und kämpfte dort, wie alle wie ein Berserker mit psychischem Ballast, denn auch ein wenig für seinen Turn-Kollegen Ronny Ziesmer - der sich zuvor im Trainingscamp den Hals gebrochen hatte..!
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2005 - zur EM in Debrecen wartete Matthias schon mit einer sensationellen Bodenübung, insbesondere in seiner 1. Akroreihe, auf - Doppelsalto vw, Salto vw. Salto mit 1/2-Schraube --- ... und musste die Matte unfreiwillig verlassen. Mit so 'was kann man Champion werden, das wurde damals schon "potenziell" sichtbar ...
Zuvor war er mit einer blöden Schulterverletzung ins Jahr gestartet, musste einige Wettkämpfe auslassen.
Bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin zwar Meister am Sprung, aber nur 7. im Mehrkampf ... und nach der WM in Melbourne kam es wegen einer "Sause" zum Eklat: Der DTB nahm ihn aus dem Olympiakader 2008 heraus: Sperre fürs Nationalteam!!
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2006 - ein "Neuer" meldete sich wieder zu Wort: "Ich hab aus allem gelernt! Was war, ist gegessen...!" - und so mühte sich der inzwischen 20-Jährige wieder um Anschluss, wollte ins WM-Team 2006 nach Aarhus! Mit viel Nachdenken und der geduldigen Hilfe seines Heimtrainers Uwe Ronneburg und des halleschen Umfeldes, wollte sich Matthias der"Steuerfunktion des Kopfes" bewusst werden...!!
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* 2007 - ... und als er sich zwischen den Wettkampftagen der Deutschen Meisterschaft in Gießen ebenfalls erneut die "Party" nicht verkneifen konnte, kam es zum 2. Ausschluss aus dem Turn-Team Deutschland!
"Wiederholungstäter bestraft man härter", und so konnte er seine Mannschaft zur Heim-WM in Stuttgart und deren Bronzemedaille nur aus der Ferne feiern sehen...!
Das Umdenken: "Doch ich habe aus meinen Fehlern gelernt. Früher war ich schlechtes Mittelmaß, habe mich daneben benommen. Jetzt weiß ich, dass man auch trainieren muss. Ich habe bewiesen, dass ich nicht nur Scheiße bauen kann.“
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* 2008 - Bruch des Mittelfußes im März, der Cottbusser Weltcup und die EM (Amsterdam) kommen zu früh, ebenso die Olympiaqualifikation im Mai in Berlin und auch die Deutschen Meisterschaften in Chemnitz:
Matthias sieht auch die Olympischen Spiele Peking nur von draußen....
Inzwischen war ihm aber sein eigenes Potenzial durchaus bewusst geworden...!
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* 2009 - Das "Klicken" im Kopf hat besseres, effizienteres Training zur Folge. Das hallesche Umfeld tut viel! War Matthias beim Cottbusser Weltcup noch medaillenlos (7. Boden, 4. Sprung), so katapultierte er sich zur EM in Mailand auf dem Teppich und hinter Fabian Hambüchen auf den Silberrang und bekam Sprung-Bronze!
Wenn der Junge jetzt nur durchzöge, nicht wieder nachließe...!?
Die WM in London sah ihn dann als 6. am Boden, als 4. am Sprung - hier hatten drei vor ihm zwei 7.0-A-Wert-Sprünge, er nur einen...
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* 2010 - zur Jahres-Auftakt-PK des DTB in Berlin erfuhr Matthias, dass ihn die deutschen Turnfans mit überwältigender Mehrheit zum "TURNER DES JAHRES 2009" gewählt hatten und so präsentierte sich ein sehr > selbstbewusster Matthias Fahrig ...! (*GYMmedia TV).
Zur EM 2010 in Birmingham nun:
Als erfolgreichster Wettkämpfer mit 2x Gold und Medaillen an seinen beiden Spezialgeräten, hat er einen großen Schritt getan: die nächste WM ist im halben Jahr in Rotterdam, die Olympischen Spiele in nur 28 Monaten in London!
Wer weiß ...?! * > Fahrig-O-Ton (BG TV)
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... und heute?
Nach dem Empfang am Montagabend auf dem Leipzig/Halle AIRPORT, am heutigen Vormittag danach, sitzt Matthias "im Schweiße seines Angesichts" über Prüfungsvorbereitungen, denn am 11. Mai 2010 steht eine schriftliche Prüfung zum Sport- und Fitness-Kaufmann ins Haus, und da sollte man als frisch-gebackener Europachampion schließlich auch nicht alt aussehen!
... und heute, um 14.30 Uhr, wartet bereits Coach Uwe Ronneburg in der Trainingshalle an der Robert-Kochstraße mit der nächsten Trainingseinheit wieder, denn für Rotterdam und London 2012 zählt jeder Tag!
Und warum sollte der Turner des Jahres 2010 nicht wieder Fahrig heißen - oder aber Nguyen, oder Hambüchen...?
In solch' komfortabler Situation war das deutsche Männerturnen wohl noch nie!
(c) GYMmedia / - ehe -
* KOMMENTAR:... zur deutschen Presselandschaft, heute:
Wenn man weiß, wie kompliziert Erziehung im Grenzbereich menschlicher Leistungsfähigkeiten sind - im Leistungssport nämlich - oder wie problematisch es ist, Reifungsprozesse Heranwachsender ohnehin, auch ohne Grenzbelastungen körperlicher oder mentaler Art in den Griff zubekommen,
für den sind solche "Schlagzeilen" über Athleten wie Fahrig und Hambüchen im deutschen "Blätterwald" mehr als peinlich, vor allem wenn man weiß, was für ein sensationell gutes Innenklima in diesem TURN-TEAM Deutschland herrscht, zwischen allen Athleten und auch ihrem Chef-Trainer!!
So ist heute peinlicher Weise über Matthias Fahrig z. B. zu lesen:
"Partylöwe: Vom Turnrüpel zum Leitwolf" (??) oder
- und das soll wohl ein Zitat von Matthias Fahrig sein:
"Ich habe Hambüchen gehasst" (??)
Und wenn man sogar in Überschriften führender deutscher Blätter von "F l o r i a n" Hambüchen (Financial Times, Deutschland) liest, mag Letzteres sicher bloß ein Tippfehler sein, aber so manchem deutschen Journalistenkollegen wünschte man sich zwischendurch auch mal eine Lehrstunde in einer Trainingshalle der Turner.
Dann könnten sie künftig auch besser die gelegentlichen Turnelemente der Fußballer, wie Klose oder Nani, interpretieren.
(** "... noch ein Jahrhundert Zeitungen, und alle Worte werden stinken!"
Zitat: 1883, Friedrich Nietzsche)
* Eckhard Herholz, GYMmedia INTERNATIONAL