18. September 2010
Moskau, Russland
Rhythmische Gymnastik
* VORSCHAU: Die WM in der Höhle der Löwinnen
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... nahezu erdrückende russische Dominanz
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Niemand zweifelt an der neuerlichen, erdrückenden Dominanz der russischen Gymnastikschule, die kontinuierlich und seit Jahren nahezu unangefochten die Weltspitze der Elitedisziplin Rhythmische Gymnastik bestimmt.
Nach der bulgarischen Ära in den neunziger Jahren (Maria Petrowa), den nachfolgenden ukrainischen Erfolgen (Jelena Witritschenko, Jekaterina Serebrianskaja), gelang es nur noch der unvergleichlichen Anna Bessonowa (UKR; zuletzt 2007) in der olympischen Königsdisziplin, dem Mehrkampf, russische Siege zu verhindern:
* Die Berichterstattung von den Weltmeisterschaften in Moskau
werden unterstützt von SPIETH Gymnastic
* GYMmedia-Redaktion: Esther Teijeira
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Alina Kabajewa - gewohnte Siegerpose über viele Jahre...
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Russisches Heimspiel erwartet Seit 1999 eroberten dreimal
Alina Kabajewa, je einmal
Olga Kapranowa und zuletzt
Jewgenia Kanajewa die goldene Vielseitigskrone des Mehrkampfes und auch die Mehrzahl aller Siege und Medaillen mit den Handgeräten ging an die momentane Führungsnation, zumal ihre bisherigen stärksten ukrainischen Gegenspielerinnen ein wenig "schwächeln" und
durch individuelle Grabenkämpfe in den letzten Jahren wesentliches internationales Terrain verloren haben.
Dies wird unangefochten beherrscht durch die russische "Gymnastik-Zarin"
Irina Winer, der es mit konsequenter Hand und mit starkem, finanziellem Hintergrund (- ihr Mann ist u. a. ein millionenschwerer russischer Banker) gelungen ist, ein unwiderstehliches Bedingungsgefüge für "abgehobene" Leistungen in dieser Sportart zu schaffen
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Anna Bessonowa - die schöne, elegante, ukrainische Weltmeisterin 2007
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Nahezu ideal und passgenau zum abgehobenen russischen Spitzenniveau ist das derzeitige internationale Reglement des Turn-Weltverbandes, dessen bevorzugten Punktvergaben nur jene erhalten, die dem dort akribisch beschriebenen Katalog der Leistungsausprägung am nächsten kommen - und dies gelingt eben weltweit nur einer Handvoll von Athletinnen, die fast zu 100 % russisch sprechen.
Der "Rest" freut sich über die hie und da übrigbleibenden Medaillenbröckchen, mit zumeist maximal bronzenem Glanz, denn nur je zwei pro Nation sind für Finals zugelassen - es sei denn, eine der russischen Spitzen war bei einem Weltcup oder einem Grand Prix nicht angereist. Selbst auf eine sehr geringe russische Fehlerquote ist da kaum Verlass.
Und für diese nicht-russischen Medaillen"reste" kommt wiederum maximal eine Handvoll russisch-sprechender Gymnastinnen in Frage, wie Melitina Staniouta, Ljubow Charkashina aus Weißrussland, Alina Maksimenko aus der Ukraine, Aliya Garajewa aus Aserbaijdschan,...
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Jewgenia Kanajewa - gewohnt an den Geschmack des Goldes
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Anna Alybjewa aus Kasachstan oder die Israelin
Irina Risenzon, vielleicht.
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Somit muss sich der "Rest der Gymnastikwelt" sehr bescheiden und es ist dann schon immer schon ein Riesending, wenn Österreichs Spitzengymnastin
Caroline Weber oder die Polin
Johanna Mitrosz oder
Sylvia Mitewa auch eine Gymnastin aus der
ehemals führenden Gymnastiknation Bulgarien, die Top-Ten des Mehrkampfes, ein Gerätefinale oder gar die Nähe des Medaillenpodestes erreichen.
Also werden die fünffache Titelverteidigerin
Jewgenia Kanajewa, die Vorjahres-Vize
Daria Kondakowa sowie
Daria Dmitriewa und
Jana Lukonina mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit das Maß aller gymnastischen Dinge in Moskaus Olympiahalle sein.
Zur Situation bei den Gruppen - ... und zur Einstimmung:
- der dreifache Europameister Russland im Frühjahr in Bremen
* V I D E O:
Auch hier zur WM in Moskau ist die russische Gruppe natürlich auch Anwärterin für Gold, mindestens auf Medaillen, aber hier müsste man nicht unbedingt von einer Sensation sprechen, wenn der Führungsrang von Konkurrentinnen streitig gemacht werden würde:
Italien und Weißrussland an erster Stelle, aber auch die stetig wachsende Stärke der Chinesinnen und Japanerinnen lassen interessante Kämpfe um Führungsposition und Medaillen sowohl im Mehrkampf als auch in den Finaldisziplinen 5 Reifen bzw. 3 Seile / 2 Bänder erwarten, denn ein Guppenwettkampf ist eben immer auch erst nach dem letzten, gefangenen Gerät und dem nachfolgenden, erlösenden Lächeln des Quintetts bei der Schlusspose zu Ende.
Das müssen eben auch erst die Gastgeberinnen schaffen.
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Caroline Weber (2007) - seit Jahren in der internationalen Spitze
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Fröhlich, optimistische Österreicherinnen
Caro Weber will zum vierten Male ins WM-Finale
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Für Österreich sind insgesamt neun Gymnastinnen gemeldet.
Die größten Hoffnungen ruhen einmal mehr auf Caroline Weber, die sich zum vierten Mal in Folge bei Welttitelkämpfen unten den Top 20 klassieren will.
Die 24-jährige Dornbirner Ausnahmeerscheinung vor Abflug in die russische Hauptstadt:
„Die WM hat einen sehr belastenden Zeitplan. In der Mammut-Qualifikation vom Montag bis Donnerstag turnt jede Athletin täglich nur eine einzige Übung. Noch dazu zu verschiedenen Uhrzeiten. Dann am Freitag im Finale (welches die besten 24 erreichen, Anm.) muss man alle vier Küren in nur zwei Stunden zeigen. Es wird viel davon abhängen, wie meine Konkurrentinnen und ich trotz des ungewohnten Formats unsere Leistungen abrufen können“.
Gemeinsam mit Nicol Ruprecht (T) und Selina Pöstinger (OÖ) tritt Caroline Weber auch im „Mann“schaftsbewerb an. Dazu werden die Bewertungen aller drei (von Montag bis Donnerstag) als Länderergebnis zusammen gezählt. In derselben Besetzung erreichte der ÖFT im Vorjahr in Japan mit Platz 14 sein bislang bestes WM-Resultat in diesem Bewerb.
Nationaltrainerin Luchia Egermann: „Wir möchten das Ergebnis aus 2009 verteidigen. Das ist realistisch, doch sehr schwierig, wir müssen dazu wieder optimal auftreten“.
Im Gruppenbewerb steigen Barbara Lanzer (St), Sophia Lindtner (NÖ), Claudia Linert (W), Susanna Pröll (V), Melissa Schmidt (OÖ) und Natascha Wegscheider (St) bereits in die Olympia-Qualifikation ein:
Nur die besten 24 kommen weiter, dürfen sich bei der WM 2011 dann um die Quotenplätze für London 2012 matchen.
Im Vorjahr hatte Österreich (in fast völlig anderer Formation) bei der WM genau diesen 24. Platz erreicht.
Österreichs Bundesfachwartin Gabriela Welkow-Jusek: „Wir sind optimistisch, diesmal deutlich besser abzuschneiden!“
* Quelle: Labner / ÖFt
Deutschland ist derzeit international in den gymnastischen Einzeldisziplinen nicht konkurrenzfähig und demzufolge in Moskau nicht vertreten.
Die Deutsche Nationalgruppe aber befindet sich im Aufwind und will an die vierten Ränge bei den
Europameisterschaften 2010 in Bremen anschließen, obwohl sie eben den Ausfall von
Karolina Raskina zu verkraften hatt.
Im Frühjahr hatten sie auch in den Gerätefinals solche Nationen wie Bulgarien, Spanien, Israel, und Aserbaidschan hinter sich lassen können.
Kapitänin der Formation,
Camilla Pfeffer vom TSV Schmiden:
"Wir sind gut vorbereitet und haben in den letzten Wochen tolle Ergebnisse erzielt. Im abschließenden Trainingslager in Kienbaum müssen wir noch einmal an den Feinheiten feilen, dann können wir optimistisch in die WM gehen." Auch Teamchefin Ekaterina Kotelnikova zeigte sich hoch erfreut über die Medaillenränge zuletzt beim Weltcup-Turnier in Pesaro / Italien (Platz 3) und beim Grand-Prix-Turnier in Holon / Israel (Platz 2), mahnt jedoch zur Besonnenheit:
"Die Konkurrenz schläft nicht. Unser Ziel ist und bleibt die Olympia-Qualifikation 2011. Ich bleibe dabei, wir peilen die Plätze 8 bis 10 an, wobei eine Tendenz nach oben zuletzt natürlich erkennbar war." Ähnlich äußerte sich Aktivensprecherin
Sara Radman (TSV Schmiden):
"Wenn sich nach oben eine Chance ergibt, greifen wir an, keine Frage. Aber wir wissen, dass wir dann perfekt durchkommen und zugleich von Fehlern anderer profitieren müssten." Die Gruppe turnt in der Besetzung:
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Camilla Pfeffer (Kapitänin),
Sara Radman (TSV Schmiden),
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Mira Bimperling,
Cathrin Puhl (TV Rehlingen),
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Regina Sergeeva (TSG Söflingen).
Das Trainerteam besteht aus Teamchefin
Ekaterina Kotelnikova, Bundestrainerin
Natalia Stepanowa und Ballettmeister
Vladimir Komkov.
Absagen musste leider Karolina Raskina (TSV Schmiden), die einen
Ermüdungsbruch im linken Mittelfußknochen erlitten hat und daher etwa drei Monate pausieren muss.