23. September 2010  
Moskau, Russland  
Rhythmische Gymnastik

Russischer Teamerfolg und erneuter 2-facher Doppelsieg in den Finals

* Letzter Tag Mannschaftsmehrkampf und Einzelqualifikation
Der vierte und letzte Durchgang im Mannschaftsmehrkampf brachte den Vertreterinnen aus Russland, Jewgenija Kanajewa, Daria Kondakowa, Daria Dimitriewa und Jana Lukonina den erwarteten Weltmeistertitel. Die alten und neuen Weltmeisterinnen gewannen mit 284,925 Punkten vor Weissrussland und Aserbaidschan. Die Gymnastinnen aus der Ukraine fahren leider auch im zweiten Jahr in Folge von einer Weltmeisterschaft ohne Mehrkampfmedaille nach Hause.

<< Jewgenia Kanajewa holte nach Reifen ihr zweites Gold mit dem Ball und steht im russischen Siegerteam; Daria Dmitriewa sicherte auch Gold mit dem Band ...

RUSSLAND - Gold (Mitte)
WEISSRUSSLAND - Silber -- ASERBAIDSCHAN - Bronze (re.)

Ursachen für die überwältigende russische Dominanz
Da am heutigen Tag der Qualifikationen Ball / Band keine Medaillenentscheidungen anstehen haben wir ein wenig Zeit um die Ergebnisse ein wenig genauer zu betrachten und zu interpretieren:
Den Mädchen aus Russland ist der Weltmeistertitel praktisch nicht mehr zu nehmen, mit 13,350 Punkten haben sie eine halbe Übung Vorsprung und sind nahezu unangreifbar.

Aber woher kommt dieser grosse Unterschied in den Leistungen zwischen den einzelnen Ländern?
Nicht einmal die „alten“, traditionellen Gymnastiknationen wie Weissrussland, die Ukraine, ganz zu schweigen von Bulgarien, können um mehr als die Silber- oder Bronzemedaillen kämpfen.

* Als allererstes wird dafür der Leistungskatalog des internationalen Verbandes verantwortlich gemacht. Dieser Katalog, erneuert im Jahr 2009 und schon ein Jahr später wieder geändert, legt den Schwerpunkt auf Flexibilität und schwierige Körperelemente, Ansprüche denen in Augen der Kampfrichterinnen im Moment nur die russischen Gymnastinnen voll erfüllen.
* Ein anderer Punkt ist, dass die Gymnastinnen aus Russland sowohl einen gewichtigen Privatsponsor, als auch gute staatliche Förderung hinter sich wissen, die es ihnen erlaubt perfekte Trainingsmöglichkeiten zu haben und Trainingscamps auf der ganzen Welt zu besuchen.
Ebenso oder noch wichtiger, ist das Vorhandensein von Abkommen zwischen staatlichen Schulen und Universitäten, die es den Gymnastinnen erlauben sich voll auf den Sport zu konzentrieren und keine Trainingseinheiten zugunsten des Lernens ausfallen lassen zu müssen.
* Alle Topgymnastinnen bekommen zudem ein monatliches Gehalt, machen gemeinsam Urlaub und Eltern, die aufgrund der Aufnahme der Tochter im Trainingszentrum in Novogorsk nach Moskau ziehen müssen wird bei der Wohnungs- und Jobsuche geholfen.
* Am allerwichtigsten jedoch ist, dass sich der russische Verband um das berufliche Weiterkommen der ehemaligen Schützlinge sorgt und ihnen nach der Gymnastikkarriere eine Arbeitsstelle beschafft.
Das alles macht, dass Rhythmische Gymnastik in Russland ein attraktiver Sport für junge Mädchen ist, auch wenn die Trainingseinheiten lang und hart sind. In dieser Hinsicht gibt es kein besseres Land als Russland für eine Gymnastin, auch nicht Weissrussland, die Ukraine oder Bulgarien bieten diese Möglichkeiten. Letztere durchlaufen seit einigen Jahren eine schwierige Phase, sowohl in finanzieller Hinsicht als auch in Bezug auf interne Querelen, was dazu führte, dass die neue Generation Gymnastinnen nicht die gleichen Chancen hat wie ihre Vorgängerinnen. In westeuropäischen Ländern, wo alle Mädchen eine normale Schulausbildung durchlaufen und dazu noch sechs bis acht Stunden täglich trainieren, träumt man nur so von Bedingungen wie in Russland. Diese Doppelbelastung ist auch der Hauptgrund für den grossen Unterschied in den Leistungen der einzelnen Nationen und das „natürliche Handicap“ warum es keine „normale“ westeuropäische Gymnastin in die Weltelite der Gymnastik schafft.
Andere Länder wie Aserbaidschan oder Kasachstan versuchen zwar das russische Trainings- und Ausbildungsformat zu imitieren, auch sie bekommen wesentliche staatliche Unterstützung, die es ihnen ermöglicht ihre besten Gymnastinnen zum Training nach Moskau zu schicken – und dennoch haben sie noch nicht das russische Niveau erreicht.
* Bericht: Esther Teijera

4. Tag:
Team-Entscheidung:

Ergebnisse, Mannschaften:
1. Russland             284,925 ,
2. Weissrussland 269,700,
3. Aserbaidschan 265,225

Anna Gurbanowa - im Bronzeteam
von Aserbaidschan,
das die Ukraine vom Treppchen drängte

Caroline Webers Qualifikation für das Mehrkampffinale der besten 24 war nie in Gefahr – sie geht als 16. des Vorkampfes in die Entscheidung am Freitag.

Im 148 Gymnastinnen großen WM-Feld aus 56 Ländern erreichte Selina Pöstinger den 44. Gesamtrang. Hingegen profitierte Nicol Ruprecht von der Streichnoten-Regelung.
Die Wörglerin konnte so ihre verpatzte Reifenkür vergessen machen. Ruprecht kletterte heute mit einem starken Bandauftritt noch um sechs Plätze nach oben, überholte Pöstinger und wurde 39. der Endabrechnung.

Aliya Garajewa - hat am Ende vier Bronzemedaille auf ihrem Konto

* FINALE - B A N D:
Das letzte Gerätefinale bei der diesjährigen Weltmeisterschaft in Moskau endete mit einem weiteren russischen Doppelerfolg. Russlands dritte Gymnastin im Team, Daria Dimitriewa erzielte in der Qualifikation eine bessere Wertnote als ihre Kollegin Kanaewa und konnte sich damit für das Finale qualifizieren. Dort zeigte sie eine ausgezeichnete Bandübung und verwies ihre Mannschaftskameradin Daria Kondakowa und Alija Garaewa aus Aserbaidschan auf die Plätze verweisen.

* Ergebnis Bandfinale:
1- Daria Dimitriewa (RUS) 28.825
2- Daria Kondakowa (RUS) 28.750
3- Aliya Garaewa (AZE) 28.050

4. Ljubov Tscharkaschina (BLR) 27.575
5. Melitina Staniuta (BLR) 27.550
6. Silvia Mitewa (BUL) 27.100
7. Joanna Mitrosch (POL) 26.850
8. Alina Maximenko (UKR) 26.675
   >  Endergebnis Bandfinale