Wettbewerbe 2012: |
Die Rhythmische Gymnastik (die man in Deutschland 'Rhythmische Sportgymnastik' nennt), reicht in ihren Anfängen bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg zurück.
Erste Wettkämpfe als sportliche Disziplin fanden aber bereits 1941 in der Sowjetunion, in Leningrad (heute St. Petersburg) statt.
Seit 1963 werden Weltmeisterschaften durchgeführt und seit 1980 gibt es Europameisterschaften.
Die ersten nationalen Titel wurden in Deutschland 1967 vergeben.
Die Einzelgymnastik ist seit 1984 olympisch. Bei der durch den Boykott zahlreicher Länder stark entwerteten Entscheidung in Los Angeles setzte sich Lori Fung aus Kanada durch.
Erster Gruppen-Olympiasieger war 1996 in Atlanta das Team aus Spanien.
* V O R S C H A U
Am Donnerstag den 9. August beginnen bei den XXX. Sommerspielen in London die Wettbewerbe in der Rhythmischen Gymnastik.
An den ersten beiden Wettkampftagen zeigen alle 24 Teilnehmerinnen der Einzelkonkurrenz und die 12 qualifizierten Gruppen ihre Übungen, um danach bei den Finals am Samstag und Sonntag die Olympiasiegerinnen aus den besten zehn Einzelgymnastinnen und zehn besten Gruppen zu küren.
Die "Süddeutsche Zeitung" hat sich dieMühe gemacht, das Reglement der Rhythmischen Gymnastik ein wenig zu erläutern:
* GYMvideo ..:
Jewgenia Kanajewa (RUS) |
In der Einzelkonkurrenz heisst die klare Favoritin auf Gold Jewgenija Kanajewa aus Russland, sie könnte in London sogar Geschichte schreiben, denn sie könnte die erste Gymnastin sein, die zwei olympische Goldmedaillen gewinnt.
Die 22-jährige Russin aus Omsk in Sibirien dominiert die Gymnastikszene seit 2008 wie noch keine Andere vor ihr, sie gewann nach Gold in Peking auch alle Mehrkämpfe bei Welt- und Europameisterschaften, zuletzt wurde sie Ende Mai Europameisterin.
Die grösste Konkurrenz kommt mit ihrer Teamkollegin Darija Dimitrijewa aus dem eigenen Lager. Die russische Cheftrainerin Irina Viner entschied sich in allerletzter Minute für Dimitrijewa als zweite russische Gymnastin - vorher aber musste sie noch die interne Ausscheidung gegen Alexandra Merkulowa, die 17-jährige Newcomerin im russischen Team, die auch zuerst auf der offiziellen Startliste der FIG gelistet war, bestreiten.
Darija Kondakowa, noch bis vor wenigen Monaten Russlands Nummer 2 spielte bei der internen russischen Entscheidung keine Rolle. Sie wurde letzte Woche in Deutschland operiert, ob aber ihre Verletzung der Grund für das Ausscheiden aus der Olympiamannschaft war oder es noch andere Ursachen geben könnte, darüber kann nur spekuliert werden
Ljubow Tscharkaschina (BLR) |
Sehr spannend wird der Kampf um die Bronzemedaille, denn fast alle der möglichen Finalteilnemerinnen, wenn sie den gut durch die Qualifikation kommen, haben Chancen auf einen Podestplatz. Alija Garajewa aus Aserbaidschan, Ljiubow Tscharkaschina und Melitina Staniuta (beide BLR), Silvia Mitewa aus Bulgarien, Neta Rivkin (ISR) und Alina Maksimenko oder Anna Rizatdinova (beide UKR) – alle können sie um Bronze mithalten.
Das diesjährige Einzelfinale könnte das erste olympische Finale ohne Beteiligung einer westeuropäischen Gymnastin werden. Bisher war Almudena Cid aus Spanien vertreten, die viermal ein olympisches Finale erreichte und dabei zweimal Achte wurde und nach Peking 2008 ihre sagenhafte Karriere beendete.
Carolina Rodriguez (ESP) |
Delphine Ledoux (FRA), Caroline Weber (AUT), Julietta Cantaluppi (ITA), Jana Berezko-Marggrander (GER) und Carolina Rodríguez (ESP) haben kaum Chancen unter die zehn besten Gymnastinnen zu kommen.
Die deutsche Gymnastin Jana Berezko-Marggrander war letztes Jahr bei der Weltmeisterschaft in Montpellier, die zugleich Olympiaqualifikation war, noch verletzungsbedingt ausgefallen, und Laura Jung erreichte den Quotenplatz für die Nachqualifikation im Januar.
Dort erturnte sich dann die 17-jährige Jana ihre Startberechtigung für London.
Bei den Gruppen sind die sechs Gymnastinnen aus Russland die grossen Favoritinnen auf Gold. Wenn sie beide Übungen fehlerfrei turnen, kann keine andere Gruppe bei den Schwierigkeiten und der Ausführung mithalten. Allerdings hatte Russland in den letzten Jahren grosse Probleme mit ihren Gruppen, bei den letzten drei Weltmeisterschaften verturnten sie jeweils eine Übung komplett und mussten Gold den Italienerinnen überlassen. Sie wechselten Trainer und Gymnastinnen, aber auch in diesem Jahr zeigten sie noch keinen durchgehend fehlerfreien Wettkampf.
Italien, die amtierenden Weltmeisterinnen, sollten Kandidatinnen für einen der Podiumsplätze sein, jedoch scheinen sie in diesem Jahr auch einige Probleme zu haben. Zuletzt wurden sie beim Weltcup in Minsk vor einem Monat sogar von Spanien von Podium verdrängt. So wird es wohl von der Tagesform abhängen, ob es die zweite ersehnte Medaille nach 2004 wird.
Die stärkste Komkurrenz kommt sicherlich aus Weissrussland. Die Gruppe wurde mit zwei Einzelgymnastinnen neu besetzt und zeigt sichere, aber auch innovative Übungen – und dies schon durchgehend über die ganze Saison hinweg, was sie zu den absoluten Goldfavoritinnen macht, falls Russland nicht fehlerfrei turnt.
Genauso wie in der Einzelkonkurrenz liebäugeln mehrere Gruppen mit der Bronzemedaille, Spanien, Bulgarien und Israel stehen in Lauerstellung, falls die Favoritinnen Fehler machen – aber ersteinmal gilt für alle dasselbe: die Qualifikation gut überstehen.
STARS DER GESCHICHTE:Einzige Doppel-Olympiasiegerin ist bislang Natalja Lawrowa, die 2000 und 2004 Gruppen-Gold für Russland gewann und bei einem Autounglück 2010 tragisch ums Leben kam.
Letzte Olympiasiegerin war 2008 Jewgenia Kanajewa, die in London erneut als haushohe Favoritin antritt und Lawrowa ablösen könnte.
Über Jahrzehnte war die Rhythmische Gymnastik ein reiner Frauensport. Erst in den vergangenen Jahren fanden in den USA und in Japan erste Wettbewerbe für Männer statt.
DEUTSCHE OLYMPIABILANZ SEIT 1984:
Bei der olympischen Premiere belegte die Wattenscheiderin Regina Weber den dritten Platz und gewann damit die bislang einzige Medaille für den Deutschen Turner-Bund (DTB).
Jana Berezko-Marggrander aus Schmiden vertritt Deutschland in London 2012.
Erstmals wieder seit der erfolgreichen Formation von Sydney 2000 ist auch wieder eine deutsche Gruppe wieder dabei.
Österreich wird durch Caroline Weber vertreten.
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