Die WM-Frauenwettbewerbe |
Seit ihrem Einstieg in die globalen Turn-Wettbewerbe im Jahre 1934 ermitteln nun auch 2009 in London die Frauen bei ihren nunmehr 32. Turn-Weltmeisterschaften ihre Besten, im Mehrkampf, und an den Geräten.
Wie bei den Männern auch stehen die Mannschaftswettbewerbe nicht auf dem Programm. Von den 154 gemeldeten Turnerinnen aus 55 Nationen sind tatsächlich 147 angereist. Wohltuende und der Komplexität des modernen Kunstturnens gerecht werdende 63 %, das sind 97 Turnerinnen, haben sich für den kompletten Vierkampf eingeschrieben...
Die weibliche Kunstturn-Welt ist kurzlebiger ...
Im Mehrkampf der Frauen wird es komplett andere Siegerinnen bei diesem Championat geben, denn von den seit 2005 und natürlich vorherigen Medaillen- und Titelträgerinnen, ist keine mehr dabei:
Chellsie Memmel (Melbourne 2005; USA) sagte kurzfristig ab, Vanessa Ferrari (Aarhus 2006; ITA) kam auch über die EM 2009 im eigenen Lande nicht mehr in Schwung, Shawn Johnson (Stuttgart 2007;USA) lässt ebenso aus, wie auch Olympiasiegerin Nastia Liukin. Da wegen Verletzung auch Rumäniens Sandra Izbasa nicht dabei ist, gibt es also in jedem Falle auf dem Londoner Siegerpodest des Mehrkampfes gänzlich neue Namen und Gesichter!
Yang_Yilin (CHN): an ihr und an anderen Chinesinnen entzündete sich 2008 eine heftige und noch nicht ausgestandene Startalter-Diskussion |
Die Mehrkampf-Favoritenlage sah bis eben noch nach einem möglichen Kampf der europäischen Doppelspitze Ksenia SEMENOWA und Ksenia AFANASSJEWA (beide Russland) aus, die zur EM in Mailand Gold und Silber gewannen und sich sicher mit der Olympiadritten YANG Yilin (CHN), die in Peking nur einen Platz vor Semenowa rangierte, auseinanderzusetzen haben. Doch Afanassjewa zog ihre Meldung kurz vor Abreise zurück. Yang, YILIN sei übrigens laut Londoner Meldeliste am 25. August 2009 17 Jahre alt geworden....!
Ob und inwieweit da die Schweizer Überraschungsdritte von Mailand, Ariella KAESLIN mit eingreifen kann, hängt sicher von deren Herbstform und wohl auch ein wenig vom Wettkampfglück ab. Zumindest hat die Schweizerin die meiste WM-Erfahrung, denn sie ist aus dem 24'er-Finale 2006 (Aarhus), neben Daria ZGOBA (UKR), die einzige Turnerin, die noch im Mehrkampf antritt.
Europas russische Doppelspitze der EM 2009: Afanassjewa und Semenowa, doch nur Letztere tritt an! |
Hier hoffen die Rumäninnen nun auf Anamarie TAMIRJAN (5. EM) und Diana CHELARU (14. EM) bei ihrem WM-Debüt, denn vom Stuttgarter Vierkampf-Finale sind auch nur noch 6 Turnerinnen mit vollem Mehrkampf in London vertreten.
Dass der Generationswechsel bei den Frauen heftiger ist als bei den Männern, zeigt die Tatsache, dass aus dem letzten Olympiafinale neben YANG Yilin (Bronze) und Ksenia SEMENOWA (4.) nur noch 4 weitere Turnerinnen sich das volle Programm für London vornehmen: Becky DOWNIE (GBR; 12.), Georgia BONDORA (AUS; 13.), Koko TSURUMI (JPN; 17.) und Ariella KAESLIN (SUI; 18.).
Beth Tweddle - die Europameisterin von Volos war auch 2009 in bester Verfassung! |
Allerdings spürte man im Frühjahr beim europäischen Kontinental-Ereignis in Mailand bereits die Neuformierungen, denn immerhin treten in London 15 der EM-Finalistinnen wieder im Mehrkampf an. Nicht dabei übrigens die EM-Sechste Aagje VAN WALLEGHEM - Belgien fehlt komplett!! - und auch nicht die EM-Achte, Anja BRINKER (GER), die sich im nacholympischen Jahr nur auf ihr Spezialgerät Stufenbarren.beschränken will, so wie auch der britische Star Elisabeth TWEDDLE auf Barren und Boden.
Über mögliche Gerätkonstellationen bei den Frauen sollte man fundierte und seriöse Vorbetrachtungen erst nach den ersten Podiums- und Qualifikationseindrücken anstellen. Aber auf alle Fälle stellen sich mit Kaeslin (Sprung), Tweddle (Barren und Boden)
sowie Demjantschuk (Balken) alle Mailänder Europameisterinnen und - außer Berger (RUS) und Ferrari (ITA) - auch alle kontinentalen Medaillengewinnerinnen einer sicherlich spannenden Welt-Konkurrenz.
Betreffs der Situation des internationalen Frauenturnens sollte man noch anmerken, dass eine Vielzahl von Ländern absolute Schwierigkeiten beim Neuaufbau international konkurrenzfähiger Kaderkreise hat. So sind folgende Länder zwar mit Männern, aber ohne Frauen dabei, wie:
Armenien, Azerbaidschan, Kasachstan und Georgien, Belgien Serbien, Lettland, Luxemburg, Neuseeland, Taiwan fehlen u. a.. Nur die Türkei und Libyen sind mit kleinen Frauendelegationen, aber ohne Männer angereist.
Probleme scheinbar auch in Frankreich, Bulgarien,Ungarn, Usbekistan, die gerade mal mit jeweils zwei WM-Teilnehmerinnen "Kontakt" halten; Weißrussland gar mit nur einer Turnerin.
* Eckhard Herholz
GYMmedia INTERNATIONAL