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dann war das Eis gebrochen
Dr. Karin Büttner Janz heute und einst - eine Beobachtung von Klaus M. Fiedler |
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Karin Janz 1973 |
Oben
auf der Videowand liefen die Bilder der Erinnerung: - die straffe Haltung vor Übungsbeginn, der Körper hebt sich in den Zehenstand - der Anlauf, der Absprung, die raschen Drehungen des Körpers, exakt, ohne Fehl und Tadel, - dann die Landung, Füße parallel, kein Ruckeln, kein Zuckeln: Ein perfekter Sprung! Und es gab Gold dafür, Olympisches Gold. |
Dr. Karin Büttner-Janz 2000 |
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Karin Janz, die 20-jährige Berlinerin, erhielt
diese höchste sportliche Auszeichnung als Siegerin des Olympischen Pferdsprungwettbewerbs
der Spiele von München 1972. Und es gab noch einmal Gold für sie, auch in München, auch 1972: für eine wunderschöne, makellose Kür am Stufenbarren. |
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Die Video-Sequenz, gezeigt bei der Festgala "50 Jahre Berliner Turnerbund", erinnerte an dieses Ereignis. Und die so optisch Geehrte kann sich der Faszination dieser filmischen Sequenz, dieser ganzen Veranstaltung, die ein emotional sehr ausgewogenes Kaleidoskop des Turnens mit all seinen Facetten ist, nicht entziehen. Anfangs zurückhaltend, fast distanziert, den Journalistenfragen ausweichend, taute sie von Minute zu Minute auf und ist dann eine gelöst wirkende, selbstbewußte Frau. Eine Expertenjury hat diese immer noch schmale, ja grazile Karin Janz zur "deutschen Turnerin des Jahrhunderts" gewählt. Sie anerkannte dabei zum einen die sportlichen Erfolge mit den genannten Olympiasiegen, mit dem Weltmeister- und vier Europameistertiteln und wollte zugleich auch die beruflichen Leistungen gewertet wissen. Diese Auszeichnung, so die darauf Angesprochene, "ist schon etwas Besonderes. Doch sicher hätten auch andere Turnerinnen sie verdient." Nur wenige Sportler der Welt aber erhielten eine andere Auszeichnung, die auf der BTB-Gala im debis-Haus am Berliner Potsdamer Platz in einer kleinen Ausstellung zu sehen war: ein Buch aus Glas. Das Internationale Olympische Komitee verleiht es für herausragende sportliche und akademische Leistungen". Karin Janz gehört zu diesen wenigen. * BEGEGNUNGEN
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Internationale Erfindungen à la Janz
Was ihr der Sport
im Hinblick auf ihren späteren Beruf als Medizinerin gegeben habe, wurde
sie an diesem Festtag des BTB gefragt. "Mut", antwortet sie, "Beharrlichkeit,
Ausdauer, Konzentrationsvermögen."
Gerade Ausdauer und Konzentrationsvermögen wären für sie als Orthopädin, die oft stundenlang am Operationstisch steht, unerläßlich. Karin Janz hat einmal, da war sie gerade 18 Jahre alt und die Olympia-Triumphe von München standen ihr erst noch bevor, auf die Frage nach dem Wert des Sports in ihrem noch jungen Leben eine kluge Antwort gewußt, in der wir die Karin Janz von heute wiedererkennen: "Der Sport, finde ich, formt einen Menschen. Beispielsweise wenn es um die Ausdauer geht, wenn man etwas erreichen möchte. Wenn man es unbedingt will, dann kann man es auch errreichen. Beim Turnen sind es oft die neuen Elemente und Verbindungen. Manchmal brauche ich viel Ausdauer, um sie beherrschen zu lernen. Und in der Schule, bei den Schularbeiten braucht man auch Ausdauer." Ausdauer, um Neues zu erlernen... Karin Janz hat das Turnen belebt mit ihrer "Erfindung" am Stufenbarren, dem gegrätschten Salto vorwärts in den Hang am oberen Holm, nach ihr im Regelwerk des internationalen Turnerbundes "Janz-Salto" genannt. Und Karin Janz hat die Orthopädie belebt. Auch hier mit einer Erfindung, die auf dem spezielle Gebiet der Bandscheibenmedizin bahnbrechend war. Gemeinsam mit Medizinalrat Prof. Dr. Kurt Schellnack erfand sie nach langem Forschen und Tüfteln die "Bandscheiben-Endoprothese", eine künstliche Bandscheibe also, die die bis dato praktizierte Methode, abgenutzte, verschlissene Wirbelgelenke künstlich zu versteifen, ablösen konnte. Erstmals 1984 wurde diese neue Methode, in der Berliner Charité entwickelt, angewandt. Die etwa zwei mal drei Zentimeter große Bandscheibe aus einer Metall-Legierung und einem Plastikgleitkern wurde einem Patienten zwischen die Lendenwirbel implantiert und ersetzte so eine defekte Bandscheibe. Seit 10 Jahren
Chefärztin für Orthopädie Aus: TurnMagazin für Berlin und Brandenburg 1-2/2000 |
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* 17-FEB-2002: |
c) gymmedia 2/2000 -schm- Fotos: Juri Reetz |