"Fissi"  | 
    - unser Mädchen im Erfolgsteam | |||
Jeanine Fissler Geb.:  | 
       | 
    
   Jeanine Fissler
    (Berliner TSC)  | 
  ||
| "Hören Sie mal," rief eine ziemlich erboste Stimme in der
    Telefonleitung der Eurosport-Redaktion, "es ist zwar die deutsche Gruppe, die da so
    erfolgreich turnt, aber die besteht aus fünf Mädchen, und es wäre nett, wenn die auch
    bei Ihnen mal namentlich genannt würden!" Der energische Anruf während der
    Weltmeisterschaften in der Rhyhtmischen Sportgymnastik kam von Carmen Weber, der Trainerin
    der besagten Gruppe, die wegen Krankheit von zu Hause aus das Auftreten ihrer Schützlinge
    im japanischen Osaka verfolgen mußte. Sie - einst selbst Gruppengymnastin - kämpft
    permanent dafür, die Gymnastinnen für die Öffentlichkeit aus der Anonymität zu holen. "Ihre" Mädchen kommen aus Rehlingen, Dahn, Berlin, Bochum und Halle, trainieren beim TV Wattenscheid, leben in Bochum und gehen dort zur Schule. "Es ist sehr viel, was diese Mädchen leisten; fünf Jahre Altersunterschied in der Gruppe, ständig weg von zu Hause. Sie sind nicht nur sehr gut ausgebildete Gymnastinnen, sondern sie müssen absoluten Teamgeist mitbringen, sich der Gruppe unterordnen, die totale Harmonie anstreben und ausgezeichnete koordinative Fähigkeiten mitbringen - eine Menge Voraussetzungen, die durchaus nicht jede talentierte Gymnastin erfüllt", so die erfahrene Trainerin. Insofern streben sie - zumindest im Wettkampf - an, was ihnen sonst zu schaffen macht: Die Anonymität der Einzelnen zugunsten einer perfekten Harmonie - der Star ist die Gruppe...  | 
||||
![]() Vertrauter
    Ort:  
  | 
    "Fissi kommt! Cool..."Wenn "Fissi" (es gibt einige, die überlegen müssen, wie
    "Fissi" richtig heißt...) nach Hause, also nach Berlin, kommt, ist ihr der
    denkbar freundlichste Empfang gewiß - nicht nur jetzt, wo sie schon fast ein Star ist.
    Schließlich ist der fünfte WM-Platz, den sich die deutsche Gruppe in einem
    außerordentlich hochklassigen Wettkampf wirklich erkämpfte, nicht nur die Qualifikation
    für Sydney 2000, sondern wirklich eine Hausnummer. Weltspitze sozusagen.  Für die jüngsten Gymnastinnen im Landesleistungszentrum Berlin ist Fissi das große Vorbild, kein bißchen anonym, sondern eine von ihnen - eine, die es geschafft hat. Die Freude war gegenseitig: "Es ist so schön, wiedermal hier zu sein", sagt Fissi, "Frau Rothenburg freut sich so sehr, die Mädchen sind lieb und übrigens schon sehr gut, und für mich ist es ein Stück Heimat." Sie übt ein bißchen mit den Mädchen, die zwischen 10 und 12 sind und die - natürlich - mal in die große, die Nationalmannschafts-Gruppe, wollen. Ein Tipp hier, ein Hinweis da, ein paar gemeinsame Drehungen, und schon sind in zwei Kürübungen neue Passagen entstanden, die allen gefallen.  | 
    
 mit ihrem großen Stern und den (noch) kleinen Ist doch klar,  
  | 
  ||
![]() "Ich wollte schon immer zur RSG..."  | 
    Begonnen
    als Turnerin Hier hat Jeanine Fissler ihre sportliche Laufbahn begonnen - als Turnerin! Durch Mutter's Schwester, die Turnerin war, kannte sie die Turnhallenatmosphäre schon, bevor sie selbst aktiv mit dem Training begann, wie üblich bereits im Vorschulalter. Doch später hatte die Tochter andere Pläne - "ich wollte unbedingt zur RSG, es war so toll, was die da bei Frau Rothenburg machten.". Die wiederum war skeptisch: Mit der Turnerfigur - das wird nie 'ne Gymnastin...  | 
     
     Schließlich klappte es, und Fissi mit ihrem Engagement, ihrem Trainingseifer, ihrer Begeisterung überzeugte alle - auch ihre Mutter, die sie natürlich trotz aller Skepsis immer unterstützte: "Als sie anfing, die ersten eigenen Übungen zu bauen, dachte ich mir, so hat sie wenigstens eine gute kreative Schule für's Leben..." Der endgültige Durchbruch kam 1994/95 mit den ersten Einzelerfolgen bei Norddeutschen Meisterschaften. Fissi hatte ihre Umgebung auch mit ihrem Kampfgeist beeindruckt: "Da muß ich eben besser trainieren", sagte sie nach ihrem ersten großen und völlig "verbauten" Wettkampf.  | 
  ||
 
  | 
    "So ein bißchen der Leithammel..." Diese ihre Tugenden, gefördert in ihrer
    Berliner Umgebung, kommen ihr heute zugute. "Fissi ist Klasse!", sagte Barbara
    Rothenburg damals, sagt Carmen Weber heute, und ihre Teamgefährtinnen sagen das auch. Auf
    Fissi kann man bauen, sie ist verläßlich, ausgeglichen - und fast immer guter Laune.
    "Ich bin die Sprecherin der Gruppe; so ein bißchen Leithammel und
    Orientierungspunkt... Das akzeptieren alle. Wobei wir mit dieser Gruppe großes Glück
    haben, wir passen ausgesprochen gut zusammen, es gibt keinerlei Neid, wir ergänzen uns
    gegenseitig." Sie hat auch andere Erfahrungen gemacht, ist eine von denen, die schon
    zur Vorgänger-Gruppe gehört hat.   | 
    
 
 Die Gruppe im Show-Outfit  | 
  ||
Fissi
    zu Hause in Berlin-Friedrichshain: 
  | 
    ![]() 
  | 
    Jetzt, da wir bei
    Fisslers in der gemütlichen Hinterhauswohnung im Friedrichshain - gelegen zwischen
    Karl-Marx-Alle und East-Side-Gallery - sitzen, ist schon klar, wo Jeanine ihre Kraft und
    ihre Ausgeglichenheit her hat. Mutter Ute, Kita-Sachbearbeiterin im Rathaus, Vater Dirk,
    Konstrukteur bei "Röntec" im Wissenschaftspark Adlershof und der 14jährige
    Bruder Norman sind für die 19jährige alles, was man im besten Sinne unter
    "Zuhause" nur verstehen kann. Jetzt freuen sich die vier auf ein neues Häuschen
    in Hoppegarten; Jeanine bekommt ihr Zimmer unter'm Dach, das hat sie sich schon als
    kleines Mädchen gewünscht... "Ich habe das Gefühl, dass sie gern nach Hause kommt", sagt ihre Mutti ein wenig untertreibend und Jeanine meint das auch für ihre Heimatstadt: "Ich mag Berlin, ich bin gern hier, und kann mir auch vorstellen, hier zu studieren. Oder im Ausland." Was, steht noch nicht fest, die Vorstellungen gehen von der Paul-Mc Cartney-Schule bis zur Luft- und Raumfahrttechnik. Sie braucht was für ihre Kreativität; ihre sehr knappe Freizeit füllen solche Tätigkeiten schon heute.  | 
  ||
| 
    
     Fotos:  
  | 
    
  | 
    
  | 
  ||