31. Januar 2004
Wien / Österreich
Rhythmische Gymnastik
Hanna Oberhofer erklärt Rücktritt
'Prioritäten ändern sich!'
Die EM-Finalistin, WM-Teilnehmerin und fünffache Staatsmeisterin Österreichs in der Rhythmischen Sportgymnastik, Hanna Oberhofer hat ihren Rücktritt vom aktiven Spitzensport erklärt.
Nach 12 Jahren intensiver Beschäftigung mit der Sportgymnastic will sich nun die 18-Jährige Tirolerin vom Innsbrucker Sportverein den nicht weniger anspruchsvollen Zielen ihres weiteren Lebens widmen...
Der Österreichische Fachverband für Turnen ÖFT würdigt die Karriere der landesbesten Gymnastin:
ÖFT-info: ---Nach reiflicher Überlegung zieht Hanna Oberhofer einen Schlussstrich. Die 18-jährige Innsbruckerin beendet ihre Karriere, die ihr große Erfolge beschert hat.
Die erste Gymnastik-Staatsmeisterin Tirols hatte sich wenige Tage vor der WM in Budapest drei Bänderrisse zugezogen. „Nach der Verletzungspause fehlten mir der Biss und die Motivation, mich wieder an die Spitze zu kämpfen und ich merkte, dass ich nicht mehr mit ganzem Herzen bei der Sache war.“ Damit beginnt für Hanna nun ein neuer Lebensabschnitt. „Jetzt steht einmal die Matura im Vordergrund, im Herbst beginne ich in Texas mit dem Studium der Kommunikationswissenschaften.“
Das Leben danach...
Eines hat die EM-Finalistin und fünffache Staatsmeisterin schon immer betont: 'Es gibt auch ein Leben nach dem Hochleistungssport. Mit der Matura wird alles anders, der Schulabschluss am Sport-BORG Innsbruck hat meine Prioritäten verändert'. Die verpasste Olympiaqualifikation hat ihre Entscheidung nicht beeinflusst. Das Grand-Prix-Finale der Rhythmischen Gymnastik in ihrer Heimatstadt Innsbruck musste sie wegen ihrer Verletzung auslassen.
„Da ich ab August in den USA studieren will, wäre die Europameisterschaft in Kiew 2004 mein letzter großer Wettkampf und damit ohnehin Schluss gewesen.“
Zwölf Jahre hat die Rhythmische Gymnastik ihr Leben bestimmt:
36 Stunden Training wöchentlich haben der Doppel-Staatsbürgerin (Österreich/USA) schöne Stunden beschert. Als ehrgeizig, zielstrebig und risikofreudig beschrieben, galt Oberhofer auch als besonders nervenstark. So hatte die am 14. Juni 1985 in Rum bei Innsbruck geborene Hanna auch kein Problem, als Österreichs Nummer eins in die Fußstapfen von Ursula Zigler zu treten. Mit fünf Staatsmeistertiteln in der Tasche katapultierte sie sich kometenhaft in die Weltklasse.
Bei ihrem WM-Debüt 2001 verschaffte sich Hanna Oberhofer ein gutes Entree als Einzelgymnastin in der Meisterklasse, war bei der Europameisterschaft 2002 danach im Einzelfinale vielbeachtete 21. geworden, holte mit der Mannschaft als 11. die beste Teamplatzierung aller Zeiten für Österreich.
„Granada war zweifellos der internationale Höhepunkt meiner Karriere'.
Hanna wurde als Aufsteigerin der Saison gefeiert, überzeugte auch im ersten Innsbrucker Grand-Prix-Finale 2002 mit einer Top Ten Platzierung.
Stolz ist sie auch auf die WM 2003, obwohl es sozusagen der Anfang vom Ende der Karriere war. „Okay, das Schicksal hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Aber ich habe trotz der Verletzung durchgeturnt und nicht aufgegeben. Ich musste ganz einfach probieren, die Minichance auf eine Olympiateilnahme zu nutzen. Es nicht zumindest versucht zu haben, hätte ich mir ewig nicht verziehen …“
Staatsmeistertitel, WM-Teilnahme, EM-Finale – eine starke sportliche Leistung im Zeitraffer von etwas mehr als drei Jahren in der Nationalmannschaft unter Birgit Schielin. „Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass wir es international so weit gebracht haben. Sie hat jahrelang unglaublich viel für uns getan. Sie war immer für uns da - dass sie als Nationaltrainerin nicht mehr weiter macht, hat meine Rücktrittsentscheidung mit beeinflusst. Auch meiner Heimtrainerin Mag. Petra Neuschmied bin ich unendlich dankbar für ihren großen Einsatz. Weiters danke ich dem Land Tirol Abteilung Sport, dem Tiroler Landesverband für Turnen, meinem Sponsor, der Tiroler Versicherung und dem Innsbrucker Turnverein. Ohne ihre große Unterstützung hätte ich das alles nicht erreichen können. Vielen Dank auch den Medien, die meine Leistungen stets ins rechte Licht gerückt haben.“
ÖFT-Bundesfachwartin Gabriela Welkow-Jusek: 'Hanna Oberhofer war stets das Musterbeispiel einer Topsportlerin: Äußerst begabt, klug, ehrgeizig, selbstbestimmt und mündig, kritisch und last but not least in der Öffentlichkeit gewandt und präsentabel. Eine Ausnahmeerscheinung, wie man sie sich nur wünschen kann. Auch der ÖFT sagt herzlich Danke.
Sehr schade, dass Hanna mit der Olympiateilnahme der verdiente Karrierehöhepunkt nur durch großes Verletzungspech verwehrt geblieben ist. In meinem Kopf wird mit Hanna stets die EM und der GP 2002 verbunden sein, wo mit ihr erstmals eine Österreicherin ganz knapp dran an der absoluten Weltspitze, sie optisch nicht mehr von den Allerbesten zu unterscheiden war'.
Quelle: ÖFT-Info, Labner