18. Mai 2005
Berlin, Turnfeststadt
Rhythmische Gymnastik
Die RSG-Meisterschaften und ein Protest....
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Klaudia Wittman, Erfolgreichste in Berlin
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Erfolgreichste Gymnastin der Deutschen Meisterschaften 2005 ist Klaudia Wittmann (TSG Neu-Isenburg / BSP Fellbach-Schmiden). Sie wurde zweifache Deutsche Meisterin (Ball und Band) sowie dreifache Deutsche Vizemeisterin (Mehrkampf, Seil, Keulen)! 'Damit habe ich nicht gerechnet', so die sympathische Hessin, 'gehofft allerdings schon ein wenig!'
Schon im Mehrkampf am Dienstag hatte Klaudia Wittmann das Kampfgericht mit ihren sicheren und stabilen Vorträgen überzeugen können. Auch am Finaltag, blieb sie ohne einen einzigen schwerwiegenden Fehler.
Wegen der beabsichtigten Nicht-Nominierung deutscher Gymnastinnen hatte der Bundesstützpunkt Schmiden-Fellbach sich mit einem Protest an den DTB gewandt...
>>Alle Resultate auf der >> GYMmedia-Turnfest-Website)
Klaudia hat bisher eine erstaunliche Karriere hingelegt:
Sie stand in der Junioren-Nationalmannschaft Gruppe (SKC TaBeA Halle) bei den Europameisterschaften in Riesa (2003) und war 2004 Sechzehnte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Bremen. Kein herausragendes Ergebnis eigentlich. Doch Bundestrainerin Galina Kryenko sah ihr Talent und holte sie nach Schmiden. In Berlin nun der vorläufige Höhepunkt. 'Ich muss vor allem meinen Trainerinnen danke sagen, die mich so gut vorbereitet haben: meiner Trainerin Katja Kotelnikova, die mich super motiviert hat, meiner Ballett-Trainerin Ludmilla Titkova und natürlich meiner Bundestrainerin Galina Krilenko, die mich in die Nationalmannschaft geholt hat!'
Deutsche Meisterin mit dem Seil sowie zweifache Deutsche Vizemeisterin (Ball und Band) wurde Daria Stolbin (TuG Leipzig / BSP Fellbach-Schmiden). Sie trainiert bei Bundestrainerin Galina Krylenko. Auch 'Dascha', wie sie viel lieber genannt werden möchte, freute sich riesig über ihren Erfolg. Viele Jahre von DTB-Chefkampfrichterin Birgit Guhr trainiert, ging auch Daria Stolbin nach Schmiden, um für die Nationalmannschaft zu turnen. 'Ich freue mich, dass ich in den letzten Monaten so einen großen Schritt nach vorne machen konnte', so Daria. Nur von ihrem Keulen-Finale war sie enttäuscht: 'Hier habe ich dumme Fehler gemacht.' Nach zwei Geräteverlusten wurde 'Dascha' mit den Keulen Fünfte.
Und noch ein weiterer Titel geht an den TuG Leipzig: Nachdem Wittmann und Stolbin beide Probleme mit den Keulen hatten, ergriff Luisa Mehwitz die Chance: sie wurde Deutsche Meisterin mit den Keulen. 'Ich bin fast sprachlos und völlig überwältigt, denn das war eine sehr große Überraschung für mich! Ich freue mich riesig und auch meine Trainerinnen haben sich mit mir gefreut.' Luisa trainiert ebenfalls bei Birgit Guhr. Mit dem Seil schaffte sie noch die Bronzemedaille, mit dem Ball wurde sie Vierte, mit dem Band Achte.Zwei Bronzemedaillen erreichte Jessika Kohsyk (TSV Bayer 04 Leverkusen, Ball und Band), eine ging an Melanie Kopp (TSV 1860 München, Keulen).
Großartig war die Kulisse in der Max-Schmeling-Halle, in der erstmalig die Meisterklasse in einem gemeinsamen Finale mit der Sparte 'Gymnastik und Tanz' ausgetragen wurde. Eine sehr gut gefüllte Halle mit sehr begeisterten Zuschauern, fachkundig und beifallsfreudig. Durch den Wechsel zwischen den Sportarten kamen auch keine lästigen Wertungspausen auf. Ein Konzept, das man zur Nachahmung empfehlen kann!
Die Gruppenfinals - Wattenscheid dominierte, aber....
Nachdem die Deutsche Nationalgruppe am Dienstag bereits den Mehrkampf gewonnen hatte, gingen bei den Finals am Mittwoch ebenfalls beide Titel nach Wattenscheid. ...
...wobei die Entscheidung im Finale mit fünf Bändern äußerst umstritten war,
denn Fachwelt, Publikum und Medien hatten ganz klar die Gruppe von Bremen 1860 vorne gesehen. Natürlich würde es international keinen guten Eindruck erwecken, wenn die Nationalgruppe hinter einer Vereinsmannschaft zurückstehen muss. Doch wenn dann die Bänder mehrfach am Boden liegen, Wechsel nicht funktionieren, Knoten entwirrt werden, dann fragt man sich schon, ob nicht auch die Arbeit andernorts einmal entsprechend honoriert werden muss. Denn die Gruppe aus Bremen turnte - ob nun mit einfacherer Choreographie oder nicht - jedenfalls absolut fehlerfrei, mitreißend, temperamentvoll. Das Publikum war ganz aus dem Häuschen und feierte die Bremerinnen lautstark. Als dann die Wertung für die Nationalgruppe kam, reagierte das Publikum gegenüber dem Kampfgericht minutenlang mit Buh-Rufen und Pfiffen. Auch bei der Siegerehrung wurden die neuen Vizemeisterinnen aus Bremen mit tosendem Applaus bedacht. Bronze ging an die RSG Saar.
Ganz anders dann die Übung mit 3 Reifen/2 Paar Keulen.
Hier ist bei der Nationalgruppe aus Wattenscheid wirklich eine ganz außergewöhnlich originelle Choreographie entstanden. Wunderbare Bewegungsabläufe, noch nie gesehene Geräte-Handhabung, tolle Umsetzung der Musik. Nicht nur geometrische Formen, sondern richtig künstlerische Figuren wurden gezeigt. Das lässt hoffen, dass auch die Nationalgruppe wieder international erfolgreich sein kann. Auch wenn sich ganz kleine Fehlerchen eingeschlichen hatten und Bremen 1860 wiederum völlig fehlerfrei blieb, war der erste Platz für Wattenscheid diesmal sicher, denn es gab klare Vorteile im Schwierigkeitsgrad und vor allem in der Körpertechnik. Bronze erreichte erneut die RSG Saar.
Für GYMmedia: Thomas Schütte
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Lisa Ingildeeva, Meisterin in Deutschland, nicht gut genug für EM...?
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Schmiden protestiert...!
Lisa Ingeldeeva (TSV Schmiden) wurde trotz verletzungsbedingter Trainingsausfälle unangefochtene Deutsche Mehrkampfmeisterin (54,282) mit erheblichem Vorsprung von über drei Punkten vor Klaudia Wettmann (TSG 1885 Neu-Isenburg); 49,782) und vor Daria Stolbin (TuG Leipzig; 49,700), die allesamt beim Bundesstützpunkt TSV Fellbach-Schmiden trainieren. Der allerdings protestiert mit einer geharnischten Kritik gegen die Nicht-Nominierung zur Europameisterschaft...
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Siegerehrung der drei besten Gymnastinnen: '... und ... TSCHÜSS, EM..?'
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Zur Nicht-Nominierung der Deutschen RSG-Nationalmannschaft zu den Europameisterschaften gibt es einen Standpunkt des Bundesstützpunktes Fellbach-Schmiden:
Schlag ins Gesicht für die alte und neue Meisterin in der Rhythmischen Sportgymnastik, Lisa Ingildeeva, und ihr Team:
Der Deutsche Turnerbund hat die Nationalmannschaft nicht zu den Europameisterschaften nach Moskau angemeldet. Trotz des begeisternden Wettkampfs der Gymnastinnen Lisa Ingildeeva (TSV Schmiden), Daria Stolbin (TuG Leipzig) und Klaudia Wittmann (TSG Neu-Isenburg) äußert sich die DTB-Spitze mit Kommentaren wie 'International nicht vorzeigbar'.
Der Bundesstützpunkt verwahrt sich entschieden gegen solcherlei Diskreditierung. Eine Nichtteilnahme an den Team-EM...
- bringt Lisa Ingildeeva um die Chance einer Teilnahme an der Einzel-WM
- ist in jedem Falle aus nationaler Sicht peinlicher als sogar eine weniger gute Teilnahme
- ist völlig unbegreiflich für Klaudia Wittmann und Daria Stolbin, die vom DTB selbst berufen wurden, die EM im Juni und die WM im Oktober zu turnen
- ist völlig unbegreiflich für Lisa Ingildeeva, die bei all den zurückliegenden medizinischen Problemen nur ein Ziel hatte: der Mannschaft für diese internationalen Großereignisse zur Verfügung zu stehen.
Die Olympiateilnehmerin Lisa Ingeldeeva ist eigens früher als erwartet ins Wettkampfgeschehen zurück gekommen, um für ihr Land anzutreten.
Klaudia und Daria haben für dieses Ziel ihre Familien verlassen, die Schulen gewechselt und ein Internatsleben inkauf genommen. Wer versichert ihnen dann eigentlich, dass sie bei der WM turnen werden? Oder können sie auch einfach gleich zu Hause bleiben, die Karriere an den Nagel hängen und Deutschland verliert zum zweiten mal in Folge die Gymnastinnen Nr. 2 und 3 der nationalen Spitze? Die Überlegung wird man den Mädchen nicht verübeln können.
Auch für die potentiellen Nachfolgerinnen ist die Entscheidung ein absoluter Schlag ins Gesicht. Wer auch immer die nächste Team-EM turnen wird, startet wegen der jetztigen Nichtteilnahme aus der (niedrigsten) C-Gruppe und hat wenig Chancen auf gute Platzierungen. Zur Zeit ist Deutschland in der B-Gruppe nominiert. Nachfolgende Mannschaften benötigen mindestens 6 Jahre, um theoretisch wieder nach A aufrücken zu können. Hier werden sportliche Chancen auf Jahre hin Voraus zunichte gemacht und in keiner Weise langfristig an die Zukunft gedacht.
Die Geschichte wiederholt sich: Bereits zur EM im spanischen Granada hatte DTB-Cheftrainerin Livia Medilanski die damals amtierende Deutsche Meisterin Annika Rejek (Bayer 04 Leverkusen) ebensowenig für 'vorzeigbar' (wieder dieses Wort!) gehalten wie die Vizemeisterin Isabell Piepiorra (TSV Schmiden) und sogar die mehrfache Deutsche Meisterin Olga Lukjanov.
Bei der folgenden EM in Kiew mussten dann Lisa Ingildeeva, Eugenia Ramich und Raissa Feldmann (alle TSV Schmiden) aus der undankbaren C-Gruppe starten und holten als jüngstes Team der gesamten EM einen immerhin respektablen 9.Platz mit der Mannschaft. Die schlechte Ausgangsposition wurde vom Verband verschuldet, nicht von den Starterinnen. Doch die DTB-Spitze stand auch damals nicht hinter ihren Athletinnen: 'Wir haben das schlechteste Mannschaftsergebnis in der Geschichte des DTB erreicht', so damals wiederum Cheftrainerin Livia Medilanski.
Entweder wird hier an höchster Stelle das Reglement nicht verstanden oder es ist ganz bewusst beabsichtigt, hier langfristig Schaden anzurichten. Sicher ist: die Geschichte von Granada und Kiew beginnt nun in Moskau von vorn!
Mit freundlichen Grüßen,
Thomas Schütte
Pressesprecher Bundesstützpunkt Fellbach-Schmiden
Bei den Finalwettkämpfen der Juniorinnen in der Rhythmischen Sportgymnastik gingen alle zwölf Medaillenplätze an den Bundesstützpunkt Fellbach-Schmiden.
Johanna Gabor, die für TSG Söflingen startet und bei Bundestrainerin Galina Krilenko in Schmiden trainiert, holte souverän sämtliche Finaltitel, nachdem sie tags zuvor bereits den Mehrkampf gewonnen hatte. Die Silber- und Bronzemedaillen teilten Annette Negare und Karolina Raskina (beide TSV Schmiden) 'schwesterlich' untereinander auf: Negare (Trainerin: Elena Khadartsev) ist Deutsche Jugend-Vizemeisterin mit Reifen und Keulen, trägt Bronze mit Seil und Band. Genau umgekehrt Karolina Raskina (Trainerin: Katja Kotelnikova): Vizemeisterin mit Seil und Band, Bronze mit Reifen und Keulen. Die Folgeplätze 4 und 5 gingen, wieder jeweils zu gleichen Teilen, an Olivia Maly (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Aleksandra Zapekina (Bremen 1860).
Bei den Gruppen (Übung mit 5 Bällen) siegte SKC TaBeA Halle erwartungsgemäß vor Bremen 1860 und TV Dahn. Zwar hatten sich bei den Mädchen aus Halle einige Fehlerchen eingeschlichen, die im Vorkampf gestern noch nicht aufgetreten waren, jedoch hat die Gruppe der Hallenserinnen eine faszinierende Choreographie zu einer Musik, die von zärtlich-romantisch nach feurig-temperamentvoll übergeht. Schwierige Wechsel und originelle Elemente wurden gezeigt. Schade, dass der extrem riskante Schlusswurf nicht gelang und ein Ball aus der Fläche rollte. Zur Belohnung für den Meistertitel durfte die Gruppe abends nochmal im Rahmenprogramm der Meisterklasse-Finals auftreten, wo die Übung dann perfekt gelang!
Die Max-Schmeling-Halle war besser besucht als an den Tagen zuvor, und auch die Stimmung war toll: eine spanische RSG-Mannschaft hatte sich eingefunden und heizte das Publikum mit 'Olé'-Rufen und 'Hoppa' an. Eigens für Annette Negare war ein großer Fanblock aus ihrer bayrischen Heimatstadt Cham angereist, einige der Damen sogar in ihren volkstümlichen Trachtenkleidern(!). Diese Gruppe trug maßgeblich dazu bei, dass Annette Negare zum absoluten Publikumsliebling der Finalwettkämpfe wurde.
T. Schütte für gymmedia
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Deutsche Nationalgruppe RSG
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RSG-Nationalgruppe natürlich ungefährdet...
Der erste Deutsche RSG-Meistertitel ging beim Gruppen-Mehrkampf der Rhythmischen Sportgymnastik erwartungsgemäß an die Deutsche Nationalgruppe (TV Wattenscheid 01). Zwar war die Übung mit 5 Bändern insgesamt noch recht instabil (mehrere Geräteverluste, Verlassen der Wettkampffläche, Technikfehler), jedoch zeigten die jungen Damen bei der zweiten Übung (3 Reifen + 2 Keulen) eine deutlich stärkere Leistung. Körper- und Gerättechnik waren hier stabiler und führten schließlich zu einem Zweipunkte-Vorsprung vor dem neuen Deutschen Vizemeister Bremen 1860. ....
Die Gruppe aus dem Norden begeisterte auf ganzer Linie. Originelle und gewagte Wechsel wurden gezeigt. Die Bremerinnen animierten in beiden Übungen durch die mitreißende Musik und den ausdrucksvollen Vortrag auch das Publikum.
Überhaupt war die Atmosphäre in der Max-Schmeling-Halle super, denn der Wettkampf war gut besucht und viele fachkundige Zuschauer feuerten die Gymnastinnen an.
Auf dem Bronzerang dann die Lokalmatadorinnen aus Berlin, die hier sicher wieder einmal besonders gerne aufgetreten sind. Mit fünf Bändern galt es einige Fehlerchen auszugleichen, das verflixte Band..., das kennt man ja in der RSG. Doch auch die Berlinerinnen turnten deutlich besser mit Reifen und Keulen, peppiger, ausdrucksvoller und mit größerer Sicherheit in der Gerätetechnik. So war der dritte Platz sicher. Auf den weiteren Plätzen folgten RSG Saar (4.) und der Blumenthaler TV (5.)
Für GYMmedia:Thomas Schütte