Darja Varfolomeev (GER), Weltmeisterin |
Natürlich kann man dies auch smarter umschreiben: "Darja Varfolomeev wirbt im Bundestag für die Rhythmische Gymnastik" ... als die 16-jährige Ausnahmegymnastin gestern erstmals den Deutschen Bundestag besuchte. Aber peinlich ist es schon, wenn man angesichts kaum noch nachvollziehbarer Preisgeldexzesse und Profisalärs gewisser anderer Sportarten erfährt, das eine 5-fache Weltmeisterin dieses Sommers einer Crowdfunding-Kampagne bedarf, die über 8.000 Euro erbrachte, um damit die Kosten des Starts bei einem hochgradigen internationalen Wettbewerb zu stemmen...!? So geschehen Ende September, wo sie gemeinsam mit der Deutschen Vize-Meisterin Margarita Kolosov und der Vize-Junioren-Europameisterin Lada Pusch nach Tokio reiste, ...
→ ... um sich dort als TSV Schmiden in der japanischen Hauptstadt Tokio zur
"Vereins-Weltmeisterin des AEON-Cups" krönen zu lassen:
Deutsches Gymnastik-Trio (Mitte) als Vereins-Weltmeister (TSV Schmiden)
vor der welberühmten Derjugina-Schule (UKR) und vor Israel. ► AEON-Cup 2023 - Tokio
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Nun, vier Tage vor ihrem 17 Geburtstag war diese Ausnahmeerscheinung des internationalen Sports, war Darja VARFOLOMEEV, zu Gast im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, um "für eine bessere Förderung ihrer Disziplin" zu werben. Als hätten deutsche Institutionen es nicht längst selbst bemerken können, ja müssen (!), dass in der Förderrangfolge der 103 Sommersportarten die Rhythmische Gymnastik an 99. Stelle (!) steht ... eine Sportart, die in diesem vorolympischen Jahr
- allein sechs WM-Titel erkämpfte, Medaillen und Finalplatzierungen bei Junioren-Weltmeisterschaften errang, deren Top-Athletin Varfolomeev inzwischen eine 6-fache Weltmeisterin ist, die Europameisterin wurde, Weltcup-Siegerin und 5-fache nationale Meisterin wurde, die von der Deutsche Sporthilfe zurecht zur "Sportlerin des Monats" gekürte und die vom "Europäischen Olympischen Komitee" als "Beste Nachwuchsathletin Europas" geehrt wurde!
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Dass der Schützling einer erstklassigen Trainerin (Yulia Raskina) - eine solch' herausragende Spitzensportlerin einer der anspruchsvollsten Leistungssportdisziplinen überhaupt - in einer Bittstellerrolle um mehr Aufmerksamkeit, um mehr Unterstützung buhlen muss, ist mehr als ein trauriges, ein peinliches Armutszeugnis des deutschen Sports und seiner unausgewogenen und unzulänglichen Spitzensportförderung!
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Der Präsident des zweitgrößten deutschen Sportverbandes (DTB), Turn-Präsident Alfons Hölzl, bestätigte in einem ARD-Sportschau-Interview auch: "... dass die Bundesförderung nicht ausreicht, um die Wettkämpfe zu finanzieren. ..." und " ... was das IAT ("Institut für Angewandte Trainingswissenschaft" - die Red.) angeht ... wir für Trainingsdatendokumentation, Wettkampfauswertungen usw., keine entsprechende Förderung erhalten. Im Ergebnis müssen die Athleten selber mit dazuzahlen!"
Und die Welmeisterin Darja Varfolomeev ergänzt: .".. und auch Anzüge, Handgeräte sind auch richtig teuer, ... ein Anzug ungefähr 1.000 Euro, ..."!
Lapidarer Schlussatz des ARD-Sportschauberichtes:
"Ob ihr erster Bundestagsbesuch die Gymnastik auch finanziell weiter nach oben führt, bleibt abzuwarten!"
Zehn Monate vor Paris ... da warte man mal weiterhin so schön!
(c) gymmedia / E. Herholz