25. Juni 2003
Wuppertal
Rhönradturnen
Interview mit der IRV-Vize-Präsidentin Sigrun Leisner: WM-Bilanz
Nach den
V. Weltmeisterschaften im Rhönradturnen, die Ende Mai 2003 in der norwegischen Olympiastadt von 1994, Lillehammer . stattfanden, erkundigte sich GYMmedia nach dem Stand und den internationalen Entwicklungstrends dieser Sportart.
Lesen Sie dazu das GYMmedia-Exklusiv-Interview mit
Sigrun Leisner (Wuppertal), Vize-Präsidentin für Öffentlichkeitsarbeit/Mrdien/Presse des 'Internationalen Rhöhnradverbandes' (IRV)...
GYMmedia-Exklusiv-Interview:
GYMmedia:--- Waren denn diese Welttitelkämpfe tatsächlich ein 'öffentliches Ereignis' in der Olympiastadt Lillehammer oder Norwegen?
Leisner:-- 'Das öffentliche Interesse an einer nicht-olympischen (Turn-) Sportart, wie dem Rhönradturnen, ist sicher generell nicht sehr hoch. Ich finde aber, dass es den Norwegern gut gelungen ist, das Rhönradturnen mit der WM in den norwegischen Medien, Presse und Fernsehen, gut zu positionieren. Leider fehlte in Lillehammer als Wintersportort, das Umfeld an turninteressiertem Publikum.
Da es in der Region auch keine Rhönradvereine gibt, waren die Zuschauerzahlen leider sehr gering. Dieses Risiko war man zu Gunsten eines für die Aktiven optimalen Austragungsortes eingegangen. Ich denke, dass wir dies in Zukunft intensiver abwägen und bedenken sollten.
GYMmedia:--- Zu welchen Erkenntnissen ist der IRV in Auswertung dieser WM betreffs weltweiter Verbreitung der Disziplin Rhönradturnen gekommen?
Leisner:-- 'Eine Auswertung der WM wird es im IRV-Präsidium mit der Technischen Kommission erst im September geben.
Meiner Meinung nach müssen wir in den nächsten Jahren strategischer an der weltweiten Verbreitung des Rhönradturnens arbeiten. Es waren in Lillehammer 13 Nationen am Start. Dabei handelt es sich, von einigen wenigen Ausnahmen wie USA und Österreich mal abgesehen, um Nationen, die sich seit einigen Jahren auf der Internationalen Bühne etabliert haben. Kontakte zu vielen anderen Länder bestehen bereits. Es fehlt leider an Materialien und Personal, um strategisch unsere Sportart weiter zu verbreiten. Hier könnten wir sicher mehr tun bzw. viel verbessern. In den fast 10 Jahren der internationalen Arbeit standen wir immer wieder im Spannungsfeld zwischen Förderung der bestehenden Rhönradgruppen weltweit und der internationalen Verbreitung des Rhönradturnens. Ich hoffe, dass wir zukünftig konsequenter strategisch arbeiten.
GYMmedia:--- Wieder dominierten die Deutschen! Gibt es Progress in anderen Ländern?
Leisner:-- 'Der Druck auf die deutschen Rhönradturner wird stärker. Das konnte man bei der WM in Lillehammer auf jeden Fall merken. Insbesondere die Turner und Turnerinnen aus Japan und Norwegen sind hier zu nennen. In diesen Ländern hat man über viele Jahre gute Basisarbeit geleistet, die sich nun auszahlt. Aber auch die Jugendturner aus Israel haben sich hervorragend präsentiert. Leider ist eine weitere Entwicklung in der Seniorenklassen aus Israel durch den Militärdienst stark behindert. Insgesamt darf man nicht vergessen, dass in Deutschland auf eine jahrzehntelange Erfahrung zurückgegriffen werden kann. International befinden wir uns noch im ersten Jahrzehnt.'
GYMmedia:--- Eben erst IRV Mitglied geworden, schon Ausrichter der nächsten WM: Kann das 2005 in Belgien gutgehen?
Leisner:-- 'Auf jeden Fall. Hintergrund der Bewerbung ist das Dreiländereck Belgien - Deutschland und die Niederlande. Die WM 2005 wird durch Euregio-Zuschüsse unterstützt. So werden auch die belgische Stadt Eupen und die deutsche Stadt Aachen Austragungsorte der WM sein. Durch die Nähe zum Ausrichter werden wir die Organisatoren ebenfalls gut unterstützen können.'
GYMmedia:--- Welche weiteren Highlights gibt es außer Weltmeisterschaften in nächster Zeit noch und worin liegen die Schwerpunkte des IRV?
Leisner:-- 'n diesem Jahr wird es keine weitere Veranstaltungen geben. Es stehen aber dringende Aufgaben an. So müssen die Wertungsbestimmungen weiter überarbeitet und übersetzt werden. Auch wurden in einigen Ländern brauchbare Materialen für die Praxis erarbeitet. Diese müssen zusammengetragen und den verschieden Ländern in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt werden. Nächstes Jahr wird am 3. und 4. April der Welt- Teamcup stattfinden. Wir sind mit 2 deutschen Vereinen, dem TSV Taunusstein und TSV Bayer Leverkusen, im Gespräch und werden in den nächsten Tagen die letzten Details besprechen. Im Anschluss an den Weltcup wird dann wieder der internationaler Leistungslehrgang in Taunusstein /Deutschland und im Sommer ein Jugendcamp in Turku / Finnland stattfinden.'
GYMmedia:--- Wie schätzt die IRV-Vizepräsidentin für Öffentlichkeitsarbeit die Online-Präsenz des Rhönradturnens auf den GYMmedia-Plattformen ein?
Leisner:-- 'Im Gespräch mit Rhönradturnern aus aller Welt merke ich immer wieder, dass GYMmedia.com und www.gymmedia.de fast zur ersten Adresse auch im Rhönradturnen geworden sind! Die Rhönradturner sind eine weltweit große Familie. Durch die Plattform von GYMmedia hält man sich auf dem Laufenden. Schade nur, dass die Beteiligung der verschiedenen Länder noch sehr zurückhaltend ist.
Über GYMmedia haben wir aber auch schon einige neue Interessenten für unsere Sportart gewinnen können. Die bisherige Zusammenarbeit mit GYMmedia hat dem Rhönradturnen in seiner jüngsten Entwicklung sicher sehr gut getan. In einer Internationalen Sportarbeit kann man auf das Internet mit seinen verschiedenen Möglichkeiten nicht verzichten.'
GYMmedia:--- Mit welchen Problemen hat der IRV bei der Popularisierung seiner Sportart am meisten zu kämpfen, bzw. was ist ihm bisher am besten gelungen und was wünschen Sie sich bezüglich der noch wirksameren Popularisierung dieser auch show-wirksamen Disziplin am meisten?
Leisner:-- 'Im Rhönradturnen wird in verschiedenen Ländern viel Kraft aufgebracht, sich als nicht-olympische Sportart Wettkampfsportart zu etablieren oder überhaupt erst wahrgenommen zu werden.
Eine konsequente Unterstützung der Verbände fehlt, von wenigen Ausnahmen abgesehen, fast überall. Man denke nur an die aktuelle Entwicklung und Diskussion im Heimatland des Rhönrades Deutschland. Bei Showveranstaltungen sind Rhönradturner immer wieder gern gesehen, werden aber scheinbar weiter nicht ernst genommen. Ich wünsche mir, dass sich die Verbände, in denen sich die Rhönradturner national organisiert haben, zum Rhönradturnen als Wettkampfsportart bekennen. Leider ist das nicht nur ein rein deutsches Problem. Eine Lösung in der Gründung eigener Verbände sehe ich persönlich nicht.
Über Shows, die wir auch seitens des IRV begrüßen und unterstützen, konnten in den letzten Jahren weltweit viele für das Rhönradturnen begeistern werden. Es ist unser aber an vielen Stellen nicht gelungen das reine Show-Image abzulegen und uns als ernstzunehmende Wettkampfsportart zu positionieren. Meiner Meinung nach müssen wir uns als Internationaler Verband mit dieser Problematik zukünftig mehr befassen und unsere Arbeit hinsichtlich der weiteres Entwicklung messen lassen.'
GYMmedia:--- Wir danken für das Gespräch!
Das Interview für GYMmedia führte Eckhard Herholz
>> Rückblick: GYMmedia-Reports von den
V. Weltmeisterschaften im Rhönradturnen