Edita Schaufler
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wieder aktiv dabei
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Wir werden so stark sein wie noch nie!
Edita
Schaufler ist die erfolgreichste Gymnastin des Deutschen
Turner-Bundes in den vergangenen Jahren. Sie stand 1997 mit
Magdalena Brzeska und Lena Asmus in der WM-Mannschaft, die damals
den vierten Mannschaftsplatz belegte. Das Ergebnis konnten die
beiden mit ihrer Teamgefährtin Monique Strobl bei den WM 1999 in
Osaka wiederholen. Edita, die sich fest unter den top ten der
weltbesten Gymnastinnen etabliert hat, musste schon in Osaka auf den
Mehrkampf verzichten. Ihre Fuss-Verletzung zwang sie danach zur
sportlichen Pause. Im Februar wurde sie operiert, im Mai bestritt
sie mit den Deutschen Meisterschaften ihren ersten Wettkampf – und
gewann. Nun will sie bei den Europameisterschaften wieder ihr ganzes
Können unter Beweis stellen. Sonja Schmeißer unterhielt sich mit
der 19jährigen Wattenscheiderin am Rande der Deutschen
Meisterschaften in Halle. |
Edita, wie ist es, nach so langer Zeit
wieder aktiv dabei zu sein?
Nicht anders als sonst – es ist, als ob ich gar nicht weg gewesen
wäre. Aber ich habe mich schon sehr gefreut, dass sich die anderen freuen
– weil ich wieder da bin. Ich bin so oft angesprochen worden deshalb, es
ist sehr angenehm, das zu merken.
Wie sah dieses halbe Jahr
Verletzungspause aus für Dich?
Eigentlich habe ich gar nicht viel Unterschied gemerkt, weil ich immer
in der Halle war und gemacht habe, was eben ging – und weil ich das
Abitur gemacht habe. Das war Beschäftigung genug, und so kam mir die
Pause nicht so lang vor.
Und jetzt hast Du es bestanden...
Das war natürlich was! Ich bin unheimlich froh darüber und auch
stolz, denn das ist ja wirklich wichtig für mein weiteres Leben. Mathe,
Latein, Erdkunde und Sport waren meine Prüfungsfächer – und jetzt
fühle ich mich richtig toll! Die Noten werden natürlich genau dann
bekanntgegeben, wenn ich in Saragossa zur EM bin...
So eine Pause hat ja möglicherweise
nicht nur Nachteile. Wie hast Du das erlebt?
Ich denke schon, dass diese Erfahrung gut für mich war. Erstens habe
ich jetzt den Kopf frei für meinen Sport, weil ich ganz konsequent für’s
Abi arbeiten konnte und weil ich mich so riesig darüber gefreut habe.
Zweitens habe ich in dieser Zeit gemerkt, was mir fehlt, was mir wichtig
ist. Ich habe meine ersten Übungen mit ganz neuem Spaß und neuer Kraft
geturnt!
Wie wäre das gewesen, wenn Du die
Deutschen Meisterschaften nicht gewonnen hättest?
Nicht schlimm. Es sollte in erster Linie ein Test für mich sein, wie
weit ich schon wieder bin, und wie ich im Wettkampf bestehe. Ich habe kein
Problem damit. Ich weiß nicht, wie andere das sehen. Aber naja –
gefreut hätte ich mich natürlich nicht...
Mittlerweile bist Du nicht mehr die
"Einzelkämpferin" – Deine Teamgefährtin Lena Asmus hat sich
in dieser Saison stark an die Plazierungen herangeturnt, die Du bisher im
internationalen Maßstab eingenommen hattest. Wie siehst Du Euer
Verhältnis?
Na gut! Ich hatte sie ja bisher immer nur in der Halle gesehen, nicht
im Wettkampf. Sie kommt sehr gut rüber und hat an Ausdrucksstärke
gewonnen – also werden wir dieses Jahr so stark sein, wie noch nie ein
deutsches Team vorher! Bei alle guten Gymnastiknationen kämpfen sie sich
zu zweit durch, treten gemeinsam auf, und das ist gut so. Lena ist sicher
auch sehr froh, dass ich wieder da bin, denn sich immer so allein zu
motivieren, ist auch nicht einfach. Zu zweit ist das eben doch alles was
anderes.
Siehst Du die Europameisterschaften
jetzt auch "nur" als Test?
Ja und nein. Natürlich wollen wir so gut wie möglich abschneiden.
Ich bin schon sehr gespannt auf die Wettkämpfe, trotzdem muss ich erstmal
sehen, wo ich mich mit meiner leistung einordne. Ich versuche, das Beste
draus zu machen – letztlich ist das große Ziel Olympia, das ist das
Wichtigste. Und insofern stelle ich mir für Saragossa kein konkretes Ziel
im sinne einer Platzierung.
Was liegt zwischen der EM und den
Olympischen Spielen?
Der Abi-Ball am 23. Juni!! Und natürlich das kontinuierliche Training
für Sydney mit den Grand Prixs in Moskau und evtl. Bochum. Meine
Seilübung wird nach den EM noch einmal aufgestockt.
Und wie wird es nach den Spielen
weitergehen?
Das entscheide ich danach, und es hängt vor allem von der Gesundheit
ab. Auf jeden Fall nehme ich erstmal ein Jahr "Auszeit", was die
berufliche Weiterentwicklung angeht. Einen ganz konkreten Studienwunsch
habe ich noch nicht; aber auf jeden Fall möchte ich später mit Kindern
arbeiten. Das Jahr nutze ich zur Orientierung, ich mache den Trainerschein
und die Kampfrichter-Lizenz – und trainiere ja vielleicht weiter... so
oder so – auf jeden Fall bleibe ich meiner Sportart erhalten!
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