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Leipzig will Turnfest 2021! |
Die traditionsreiche Turnfeststadt Leipzig erinnerte sich am Wochenende auf besondere Weise auch ihrer Geschichte und blickt zugleich in die Zukunft:
Im Rahmen des dreitägigen 1. Turn-, Gesundheits- und Sportkongresses des Sächsischen Landesturnverbandes mit einem attraktiven, inhaltsreichen Programm, trafen sich auch ehemalige Aktive, Trainer, Funktionäre und Sympathiesanten des früheren Kunstturnstandortes Leipzig, die für den Weltruhm der Leipziger Turnschule der Frauen (SC Leipzig) und Männer (SC DHfK Leipzig) mit zahlreichen Siegen und Medaillen bei Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sorgten ...
Sie alle blickten nicht nur zurück auf ihre eigenen, individuellen und beruflichen Laufbahnen im Turnen, sondern gemeinsam auch 150 Jahre zurück, als Leipzig im Jahre 1863 erstmals Gastgeber eines Deutschen Turnfestes war und vor 100 Jahren, 1913, erneut dieses nationale Großereignis in seinen Mauern begehen konnte und nun schon 2021 ins Gespräch brachte ...
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... vor 150 Jahren gab es erstmals ein Turnfest in Leipzig |
Die Idee zu diesem Traditionstreffen entstand nach dem Tod des Leipziger Turn-Olympiasiegers Klaus KÖSTE, als man sich am 19. Januar 2013 nach einer bewegenden und beeindruckenden Trauerfeier im großen Hörsaal der früheren Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) für den September verabredete.
Schon diesmal, bei der Premiere, hatten die Organisatoren um Ulli Neubauer eigentlich ein gesamtdeutsches Treffen im Blick. Letztlich aber fanden doch nur wenige turntraditionsbewusste und -interessierte aus den alten Bundesländern den Weg in die sächsische Turnfeststadt - an ihrer Spitze der Ehrenpräsident des Rheinischen Turnerbundes Hans-Jürgen Zacharias mit Gattin, der sich in verschiedensten internationalen und nationalen Funktionen sehr um das Zusammenwachsen beider deutscher Turnfamilien nach über 40-jähriger Trennung verdient gemacht hat.
Tradition muss wachsen und so brachten der Verlauf und die vielen Gespräche des Wochenendes viele interessante und auch zukunftsweisende Ideen zu Tage ...:
Empfang der Gäste vor Turn-Ausstellung
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Leipzigs neuer Turnpräsident Joachim Drischka (Foto, oben, Mitte,re.) und Organisator Uli Neubauer begrüßten die Gäste im Vestibül des Hallenkomplexes der ehemaligen Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) Leipzig, die heute der Sektion Sportwissenschaft der Uni sowie zahlreichen Vereinen Trainings- und Wettkampfmöglichkeiten bietet. Eine Ausstellung '150 Jahre Turnfesttradition in Leipzig' bildete den würdigen Rahmen.
So waren es in erster Linie bei der Premiere vor allem Turnvertreter Mitteldeutschlands, aus Sachsen und Sachsen-Anhalt, angereist, hat doch diese Region im Gesamtverlauf der Geschichte schon immer und bis heute eine herausragende historische Rolle als Turnfestgastgeber- und Spartakiadestadt gespielt:
Olympia-, WM- und EM-Medaillengewinner Sven Tippelt und dessen Vater und Ex-Bodenmeister Frank, Ex-Vize-Europameister Dr. Matthias Brehme oder die mehrfache Weltcup-Siegerin Dr. Steffi Biskupek-Kräker (- siehe Foto, rechts) vertraten neben vielen anderen die Athletenseite.
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<< Drischka, Rosenthal im Gespräch mit den Ex-Turnstars Sven Tippelt und Steffi Biskupek-Kräker, vor historischen Turngeräten
Aus der Nachbarstadt Halle (Sachsen-Anhalt) waren u. a. Ex-Vize-Reck-Europameister Hubert Brylok und der Deutsche Reckmeister (DDR) von 1976, Friedhard Beck sowie die Olympiaturnerin von 1964, Christel Wunder-Felgner angereist.
Herzliche Begegnungen gab es dann am Abend in der prachtvollen "Klinger-Villa" beim Empfang der Stadt Leipzig auch mit herausragenden Persönlichkeiten der Trainergilde, ohne deren kreatives, trainingsmethodisches Können und pädagogisches Geschick im anspruchsvollen Leistungssport nichts zu erreichen ist:
* Roselore SONNTAG - selbst dreimalige Deutsche Mehrkampfmeisterin Ende der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts, profilierte danach als Trainerin die Leipziger Frauenturnschule zu einem der weltbesten Klubs und 1961 z. B. Ute Kahlenberg-Starke zum ersten deutschen EM-Sieg (Sprung) - und das in der Heimatstadt Leipzig selbst ...
* Foto, oben: Am Eingang der legendären 'Schärttnerhalle' - einst Trainingsstätte des SC DHfK (Männer) wurde so manche Episode in Erinnerung gebracht:
* von links: Sven Tippelt, der hier literweise Schweiß vergoss...,, Franka Schmidt-Voigt, die in den achtziger Jahren mit Thomasflanken am Schwebebalken begeisterte ..., Ute Kahlenberg-Starke, die hier in Leipzig 1961 Sprung-Europameisterin wurde ..., Gisela Heller Ex-hallesche, später Berliner, dann Bergisch Gladbacher Trainerin ...
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Heinz-Otto Werner und Johanna Quaas, letztere eben zurück von einem TV-Live-Auftritt in Buenos Aires |
Johanna QUAAS (87), ehemalige Trainerin aus Halle, u. a. mitbeteiligt an olympiareifen Leistungen des Olympiajahrganges 1964, später erfolgreiche Hochschullehrerin und heute weltberühmt als "älteste, aktive Wettkampfturnerin der Welt", verbrieft mit Urkunde im "Guinnessbook of World Records" (Ausgabe 2012)...
... und die vielen zahlreichen weiteren "Turn-Beseelten", die mit ihren beruflichen, wissenschaftlichen und pädagogischen Qualifikationen und Berufsbildern dem Gerätturnen unendlich viel gegeben, aber auch ebensoviel zurückerhalten haben.
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Sport ist und bleibt gelebte Geschichte, denn er ist voller Emotionen und Gefühle, prägt Lebenswege, Charakterprofile und Freundschaften!
Deshalb muss man den Organisatoren, dem Sächsischen Turnverband, aber besonders auch der STADT LEIPZIG - an Ihrer Spitze dem Sportbürgermeister Heiko ROSENTHAL - danken, dass man bei der Würdigung dieser gewaltigen historischen Bedeutung der Turnfeststadt Leipzig in erster Linie d i e Menschen in den Mittelpunkt stellte, die die Initiatoren und unermüdliche Träger dieser Entwicklung waren und heute noch sind!
Ambitioniert: Heiko ROSENTHAL, Leipzigs Sportbürgermeister kennt und würdigt die historischen Turntraditionen seiner Stadt, in welcher auch 1921 die allerersten Deutschen Turnmeisterschaften stattgefunden hatten; rechts LTV-Präsident Joachim Drischka beim abendlichen Empfang in der festlichen Klinger-Villa in Leipzig Plagwitz.
Hoffnungsfroh stimmten auch weitere Zeichen des engagierten Sportbürgermeisters Rosenthal, der die Bewerbung Leipzigs als Gastgeberstadt des Internationalen Deutschen Turnfestes 2021 ins Gespräch brachte.
Interessant war auch ein Leipziger Podiumsgespräch mit Professor Martin BUSSE, Dekan der Sportwissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, in dessen Verlauf man von einem künftigen Studiengang zur Erlangung eines akademischen Grades als Trainer erfuhr, insbesondere für jene Ex-Leistungssportler, die bereits in ihren Vereinen im Traineramt oder als Übungleiter in der Praxis tätig sind. Der deutsche Sport generell hätte einen solchen Qualitätssprung dringlichst nötig ...!
Großen Beifall erhielt Frau Dr. Gudrun PAUL - langjährige DTB-Funktionärin aus dem sächsischen Grimma, die für ihr jahrzehntelanges Engagemenat die 'Ehrengabe de Sächsischen Turnverbandes' von Präsident Drischka und Ehrenpräsident Dr. Schwarz, erhielt, begeistert gefeiert von den Teilnehmern des Turn-, Gesundheits- und Sportkongresses in der Grube-Halle.
Der Traditionsabend klang aus mit einem gemütlichen Beisammensein im Parkstübl am Rande des Clara-Zetkinparkes.
Video-Erinnerungen an Trainingsepisoden oder auch an Tage vergangener Turnfeste waren zurecht frei von jeglichen sportpolitischen Interpretationen, gaben aber jedem Einzelnen die Möglichkeit, seinen eigenen Erinnerungen nachzuhängen, die in erster Linie positiver Art waren!
Und dabei ging der Blick schon wieder voraus:
Man will künftig und jährlich einen weiteren, absolut besonderen Standort deutscher Turntradion in Mitteldeutschland zu einem Mekka des Turnens machen:
Beim FREYBURGER JAHNTURNFEST - dort wo im olympischen Alltag die Geräte von hunderten Bewegungshungrigen aller Alters- und vieler Leistungsklassen benutzt werden, in der Stadt des Begründers des Turnens Friedrich Ludwig Jahn - dort will man sich schon im nächsten Jahr wiedertreffen!
Die attraktive Jahn-Stadt im Unstruttal könnte zum Mekka des Turnsports werden, wo man nicht nur aktiv an die Geräte geht, sondern wo man sich trifft, Freunschaften und Geselligkeiten pflegt, ohne das der Staub aus dem Barte des Turnvaters rieselt.
Dazu gab die Turnfeststadt Leipzig eben starke Impulse!
(c) E. Herholz / - gymmedia -