23. Juli 2003
Lissabon/Portugal
Happy Gymnastics
(3) MITTWOCH: Street Performances begeistern in Lissabon
Auch der dritte Tag der Welt-Gymnaestrada stand im Zeichen hunderter Gruppen-Vorführungen, die vornehmlich in den Hallen auf dem Expo-Gelände stattfinden. Durch 'Street Performances' in der historischen Altstadt Lissabons und in einem großen Einkaufszentrum wird der Gymnaestrada-Gedanke auch direkt zu den Lissabonern und ihren Gästen getragen. Auch 12 deutsche Gruppen sind mit ihren Auftritten auf den Innenstadtbühnen daran beteiligt. In beiden Großsporthallen präsentierten sich Skandinavien, Italien und die gastgebenden Portugiesen mit ihren Nationale Abenden...
|
Vereinigte Turnerschaft Frankenthal
|
STREET PERFORMANCES: Gymnastics-Werbung vor historischer Kulisse Mitten in der historischen Altstadt, auf dem Praca D. Pedro IV, direkt vor dem Nationaltheater, steht die Gymnaestrada-Bühne. Und solange die Vorführungen laufen, schauen auf dem berühmten Platz viele Einheimische und Gäste dem bunten Treiben begeistert zu:
So begeisterte die 14köpfige Gruppe von der
VT Frankenthal das Estrada-Publikum mit einer internationalen Fahnenshow – das kam gut an. „Wir haben Flaggen aus allen Kontinenten einbezogen, wechseln aber je nach Vorführung aus; nur die deutsche und die portugiesische Fahne - die sind immer dabei“, erläutert
Jürgen Klughammer. Der erfahrene Gruppenleiter - maßgeblich Mit-Organisator des
Blume-Festivals auf Cran Canaria - zeigte sich begeistert: „Auch die Idee, Gymnaestrada-Gruppen in dem riesigen Colombo-Einkaufszentrum auftreten zu lassen, ist aufgegangen – es waren unheimlich viele Zuschauer da.“
Auf der Bühne läuft die Show:
Ungarn mit einer Seil-Vorführung, eine britische Damengruppe mit tänzerischer Gymnastik, eine griechische Akrobatik-Gruppe. Im Wechsel mit diesen Gruppen haben die sechs jungen Frauen des Gymnastikvereins Grimma ihren Auftritt. Mit ihrer Aerobic-Vorführung zeigen sie aktuelle Fitness-Trends, mit den beiden folgenden Tänzen begeistern sie das Publikum restlos. Ihre Show hat Niveau, und das hat nicht nur damit zu tun, dass die 18- bis 22Jährigen ausgesprochen gut aussehen. Gruppenleiterin Constanze Arnold: „Wir treten hier morgen wieder auf und sind auch beim Educational Forum als Demonstrationsgruppe dabei. Und natürlich wollen wir als Fast-Leipziger mit unserer frischen Turnfest-Erfahrung auch Gruppen ansprechen, um sie zum Internationalen Deutschen Turnfest 2005 nach Berlin einzuladen.“ Die ersten Kandidaten waren schnell ausgemacht:
Die Männer mit dem imposanten Gruppen Namen „Equipa de Ginastica Especial do Regimento de Sapadomes Bombeiros de Lisboa“ zogen die Blicke mit noch imposanteren Kostümen auf sich.
Ihre Vorführung begann dann auch mit Folklore – aber ganz schnell entpuppten sich die Männer in Röcken als handfeste Turner, die mit Salti und Flick-Flack für ihren Sport warben.
Viel Beifall erhielten die Turner vom Swiss Gym Team – sie repräsentieren in Lissabon die reiferen Semester: „Unser Durchschnittsalter liegt bei 61 Jahren“, so der zweite technische Leiter der Gruppe, Erwin Soltermann. Die Gruppe, deren 42 männliche Mitglieder aus Bern und Umgebung stammen, haben „seit Herning alle Welt-Gymnaestraden mitgemacht“. In Lissabon wollen sie neben ihren Auftritten vor allem anderen Gruppen zuschauen, um neue Anregungen zu bekommen. Gern erinnern sie sich an die Berliner Gymnaestrada 1995 und sind erfreut über die Möglichkeit, im Jahr 2005 am Internationalen Deutschen Turnfest teilnehmen zu können. „Da würden wir sehr gern dabei sein“, so Erwin Soltermann, „dann sind wir ja gerade im richtigen Alter...!“
Was ein Gymnaestrada-Mega-Erfolg ist? Ganz einfach:
Wenn tausende Zuschauer bei deiner Show begeistert mit- klatschen, über Gags jubeln, kein Sessel auf der größten aller neun Tribünen mehr frei ist, die Leute sogar aufs Geländer klettern und sich viele weitere auf den Treppen und im Eingang drängen, um was zu sehen - und es am Ende Standing Ovations gibt ! Diesen Hype geschafft hat die
Turnerschaft Wolfurt aus Österreich - beste Werbung des Gastgebers der nächsten
Weltgymnaestrada 2007 in Dornbirn.
>> Mehr lesen Sie auf der
ÖFT-Gymnaestrada-Website
30 Tonnen schwer...
... ist die Last, die DTB-Vizepräsident Hans-Jürgen Zacharias in Lissabon symbolisch zu tragen hat. Er ist in der DTB-Delegation für die Gesamtkoordination des Geräte-Transports verantwortlich. Ein Riesen-Truck hat die Geräte und Materialien aller teilnehmenden deutschen Gruppen nach Lissabon transportiert – allein das hat vier Tage in Anspruch genommen; die Rundfahrt in Deutschland dauert jeweils nochmal 3 Tage. So wird für Trucker-Fahrer Josef „Jupp“ Alex aus Rüdesheim die Gymnaestrada wohl am längsten dauern.
30 Tonnen Geräte wollen ent- und wieder beladen werden, in der Gymnaestrada-Woche an die Auftrittsorte transportiert und wieder abgeholt werden... Sogar Gabelstapler sei er selbst gefahren bei der Entladung, berichtet Hans-Jürgen Zacharias. Derzeit steht der Truck sicher in einer Kaserne, das Beladen am Samstag wird gerade genauestens geplant: „Hamburg wird zu Hause zuerst angefahren, also müssen die Mülltonnen der Trash-Kids als letzte rauf. Am schwersten wiegt das Drehgestell der Regensburger Unigruppe, dann folgen die großen Geräte der Berliner Elefanten...“
GYMNAESTRADA-SPLITTER
'Cross over...'
... könnte über den meisten der Gruppenvorführungen dieser Welt-Gymnaestrada stehen. „Reine“ Sportarten-Vorführungen etwa im Gerätturnen oder der Aerobic gibt es kaum noch. Am ehesten gibt es dies naturgemäß noch mit den Rhönrädern – aber auch in diese Shows werden immer mehr gymnastische und tänzerische Elemente einbezogen. Selbst die spektakuläre Reck-Show beim Schweizer Abend wurde mit einer RSG-Vorführung verbunden. Die Welt-Gymnaestrada ist die Trendmesse des Allgemeinen Turnens, und „cross over“ dürfte in der Analyse der Fachleute nach dieser Woche eine wichtige Rolle spielen.
Ein jähes Ende...
... fand die Vorführung der SG Uni Saarbrücken mit ihrer „Hockerstory“ in der Halle 2. Die Musik wurde zunehmend leiser und blieb dann ganz weg. Keine Panne, sondern Absicht: 15 Minuten stehen jeder Gruppe zu, und die Gastgeber sind konsequent. Sonst wären die Zeitpläne nicht zu halten; gerade dies wird aber von allen teilnehmenden Gruppen vor Ort gelobt. Freilich schade für die Betroffenen, die als letzte im Verbund mit den „Bacharacher Oldtimern“ und dem ASV Mörsch auftraten.
Aus Lissabon berichten Sonja Schmeißer (Text), Volker Minkus (Fotos)