21. Juli 2003
Lissabon/Portugal
Happy Gymnastics
(1) MONTAG: Erster Programmtag und der Deutsche Abend
Seit Montag Morgen 9.00 Uhr hatte das bunte Gymnaestrada-Treiben auf dem modernen Lissaboner Expo-Gelände begonnen. Die Gruppenvorführungen liefen in vier großen Hallen mit insgesamt 9 Vorführflächen, in der großen Tejo-Halle wurde für den Abend aufgebaut und geprobt.
Neben den Japanern hatte dort auch die deutsche Delegation ihren großen Auftritt:
<< Der Deutsche Abend bildete den Auftakt für insgesamt 13 nationale Präsentationen...
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Zufriedene Macher: Ilona Gerling, Wolfgang Bientzle
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... und am Abend dann die Show
DER DEUTSCHE ABEND:
- eine Show „von höchster Qualität“
Mit Standing Ovations verabschiedeten die Zuschauer in der Tejo-Halle in Lissabon die Mitwirkenden des Deutschen Abends. Mit einer furiosen Show konnten die über Aktiven sowie die beiden Regisseure Ilona Gerling und Wolfgang Bientzle auch die Repräsentanten von FIG und UEG überzeugen, die jeweils mit ihren kompletten TK allgemeines Turnen die Show interessiert und mit Spannung verfolgten- war doch der DTB zur vorangegangenen Welt-Gymnaestrada in Göteburg mit keinem eigenständigen Abend vertreten.
Es stimmten alle Komponenten an diesem Abend, von den sportlichen Vorführungen über die begleitende dreidimensionalen bewegten Bilder, vom Licht bis zur Musik.
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Die Berliner Schauturngruppe „Die Elefanten“ leiteten das Finale mit allen Beteiligten ein und luden zum Schluss mit der Schriftzeile
„BERLIN 2005“ zum Internationalen Deutschen Turnfest 2005 nach Berlin ein.
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Photo-Impressionen vom Deutschen Abend (von Volker Minkus)
Erste Stimmen nach dm Deutschen Abend,,,:
Bruno Grandi (Italien), Präsident des Internationalen Turnerbundes FIG:
„Es ist immer wieder überraschend, was die deutsche Delegation einbringen kann. Ich habe schon viele andere Shows von ihnen gesehen, aber diesmal ist alles komplett erneuert worden. Die teilnehmenden Gruppen waren von höchster Qualität. Das ist eine Show, die es verdienen würde, bei der Abschlussveranstaltung gezeigt zu werden.“
Rainer Brechtken, Präsident des Deutschen Turner-Bundes und des Organisationskomitees des IDTF 2005:
„Ein Abend voller Emotionen, der in gekonnter künstlerischer Weise die Vielfalt in unserem Verband dargestellt hat. Ich fand es ebenso wichtig, dass auch regional betrachtet die ganze Republik vertreten war. Ja und der Schluss gab den richtigen Ausblick – auf unser Internationales Deutsches Turnfest 2005 in Berlin.“
Regisseur Wolfgang Bientzle:
„Toll gelaufen! Wir können uns wieder sehen lassen.“
Heide Bruneder (Österreich), Vorsitzende des TK RSG der Europäischen Turn-Union UEG:
„Eine klasse Show. Hat mir sehr gut gefallen. Kompliment!“
'Der Anspruch war...etwas, das so noch nie zu sehen war!' Vor dem Deutschen Abend war Ilona Gerling ein wenig aufgeregt, aber überzeugt von einem „außergewöhnlichen Erlebnis“, das die Zuschauer in der Tejo-Hall als den Nationalen Abend Deutschlands zu sehen bekommen. Gemeinsam mit Wolfgang Bientzle war sie verantwortlich für Idee und Regie der Show, die von den Ursprüngen der menschlichen Bewegung den Bogen spannte bis hin zur „dreidimensionalen Bewegung, die uns Turner so grundlegend von den Fußgängern auf der Straße unterscheidet.“, so Ilona Gerling.
Nicht umsonst verwies man zu Beginn gleich auf die Wurzeln, auf
Friedrich Ludwig Jahn, der jene Geräte entwickelte und mit Leben erfüllte, die Bewegungen in der dreidimensionalen Ebene erst ermöglichten. Die Weiterentwicklung dieser Geräte und die Möglichkeiten des Turnens im Raum waren Themen dieses Abends, die von den verschiedenen Gruppen umgesetzt wurden. „Ganz bewusst stellten wir dabei unsere Grundsportarten, das Turnen an den Geräten, die turnerischen Grundlagen und deren Entwicklung im Deutschen Turner-Bund in den Mittelpunkt, wobei die Akrobatik das verbindende Element sein sollte – auch ein aktueller Trend des allgemeinen Turnens,“ berichtete Wolfgang Bientzle, Regisseur der erfolgreichen Gymmotion-Shows des DTB der vergangenen Jahre.
Jahn und Hightech
Dabei wurde der Einsatz der umfangreichen Technik nicht nur in Kauf genommen, sondern ganz bewusst genutzt. „Wir haben noch nie an einem Abend mit soviel Material- und Technikaufwand gearbeitet“, so Bientzle. Dabei gab es eine echte Premiere – auf einer Wandfläche von 22 x 8 Metern wurden durch drei Beamer dreidimensionale Bilder erzeugt, die wie Videosequenzen das Geschehen davor untermalten. „So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, das ist unser Joker“, freute sich Ilona, die die Anregung zu dieser Art Background als Zuschauerin einer Jazzperformance bekam. Und noch etwas neues beinhaltete die Show, etwas mit dem Länder wie England oder Spanien wesentlich geringere Umgangsschwierigkeiten, haben als wir Deutsche: Die Integration behinderter Menschen in den Alltag. Und so zeigte ein englischer Teilnehmer mit einem Down-Syndrom in der Show, wie integrativ der Sport, das Turnen sein können. Es steckte viel in dieser Show, und das fachkundige Publikum war am Ende begeistert!
Samuel – der Jüngste
Der jüngste deutsche Gymnaestrada-Teilnehmer ist ganze 7 Monate alt. Er verschlief zwar die Durchlaufprobe zum Deutschen Abend planmäßig, ist aber sonst ganz fröhlich und gutgelaunt bei der Sache: Samuel ist der Sohn von Corinna Maier und Gerold Oppot, beide Trainer der „Ostalbhurgler“ des TSV Abtsgmünd im STB, deren Akrobaten den Deutschen Abend mitgestalten. Rudolf Haas, der den Kleinen gerade im Arm hält, weil er selbst erst morgen wieder ins turnerische Geschehen eingreift: „Samuel erlebt schon sein zweites Turnfest – er war kürzlich bei unserem Landesturnfest in Villingen-Schwenningen auch schon dabei...!“ Samuel wohnt hier in Lissabon mit seinen Eltern und all den anderen Ostablhurglern in einer Schule – „geht wunderbar und ohne Probleme, er genießt die Aufmerksamkeit und ist gut gelaunt.“ Eben schon ein richtiger Turner...
Das typische Flair und viele Bekannte
Es macht Spaß, über das Expo-Gelände zu gehen, das nun fest in der Hand der bunt gemischten Gymnaestrada-Gesellschaft ist. So farbig wie das Outfit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus 55 Ländern ist auch das Angebot, das in auf den Vorführflächen geboten wird. War es eben noch die dänische Gruppe Vodinborg GF / Greve IF, die auf mitreißende Art und Weise zeigten, dass Anmut und Fitness auch im reiferen Alter eine ansehnliche Kombination sein können, so ist es kurz danach Wolfgang Bientzle, der sich in seinem Rhönrad in Schale wirft und – wie immer – ein verblüfftes und begeistertes Publikum hat.
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Unüberhörbar: Schweizer Kuhglocken
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Nach den Taunussteinern wartete schon die portugiesische Gruppe Ginasio Clube du sol auf ihren Auftritt. – Draußen, vor den Hallen, wurde es laut: Mit nahezu ohrenbetäubendem „Klang“ machten die
Schweizer Teilnehmer mit riesigen Kuhglocken auf ihren Nationalen Abend aufmerksam.
Bekannte trifft man auch selbst bei solchen Menschenmassen: Die beiden Telos, Vater und Sohn Jesus, zum Beispiel, die Organisatoren des jährlichen
Blume-Festivals auf Cran Canaria. Und viele „unbekannte Bekannte“ – jene, die sich mit ihren T-Shirts als Teilnehmer der Welt-Gymnaestrada 1995 in Berlin outen.
Nicht wirklich ruhig ging es auch in der Halle 4 zu, wo an den Präsentationsständen von Ausrüstern und Sportbekleidungsfirmen fast immer Action angesagt ist. Das machte die Verständigung an den Ständen der teilnehmenden Verbände nicht immer einfach.
Besonders umlagert: Der Stand des DTB; kein Wunder, kurz vor dem Deutschen Abend. Regisseur Bientzle, eben noch selbst aktiv im Rhönrad, ist indes wieder zurück in der Tejo-Halle: Am Nachmittag ist Durchlaufprobe...
Von Alicante nach Lissabon reiste Prof. Herbert Hartmann, der als Mitglied des TK Allgemeines Turnen der FIG hier in Lissabon natürlich ein mehr als volles Programm hat. Auch in Alicante fand unmittelbar zuvor ein großes Breitensportfestival statt. Und dort konnte Prof. Hartmann als Vizepräsident des Deutschen Turner-Bundes einiges für die Zukunft, für das Internationale Deutsche Turnfest 2005 in Berlin, tun: „Ich habe dort mit vielen Repräsentanten persönlich sprechen können, wir haben viel Material verteilt und sind auf gute Resonanz gestoßen,“ fasst er zusammen. „Nun werden wir hier gemeinsam mit dem Präsidenten und dem Generalsekretär des DTB den Gymnaestrada-Delegationen die Einladung zu unserem Turnfest überbringen, das zum ersten Mal den Zusatz ‚Internationales‘ trägt“, so der Breitensportexperte. In einem gemeinsamen Brief, der an die Präsidenten der Verbände gerichtet ist, laden DTB-Präsident Rainer Brechtken und Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit zur Teilnahme am IDTF Berlin 2005 ein.
Aus Lissabon für GYMmedia: Sonja Schmeißer