... zum 2. Mal Turn-WM in Stuttgart! |
... Ausblick und Rückblende!
In einem Jahr, am 1. September 2007 in Stuttgart, beginnen zum vierten Mal auf deutschem Boden Turn-Weltmeisterschaften, und jetzt ist es fast auf den Tag genau 40 Jahre her, dass eine deutsche Riege nach dem 2. Weltkrieg erstmals wieder eine Mannschaftsmedaille gewann:
1966 in der Dortmunder Westfalenhalle waren es die Männer der DDR, die hinter den damaligen Turn-Giganten Japan und UdSSR die Bronze-Medaille holten.
Ein Teilnehmer von damals erinnert sich....:
Dortmund 1966, Westfalenhalle:
Die deutschen Turner aus der DDR holten erstmals Mannschaftsbronze nach 2. Weltkrieg
Foto: Karlheinz FRIEDRICH; Archiv GYMmedia
WM-Rückblende, Männer...:
Zur 10. WM 1934 in Budapest holten die Deutschen mit Beckert, Frey, Krötsch, Limburg, Lorenz, Sandrock, Steffens und Reck-Weltmeister Winter mit Bronze die erste und lange Zeit einzige Mannschaftsmedaille.
Mit dem Eintritt der Sowjetunion ins internationale Turngeschehen ging die Ära dar Tschechen, Jugoslawen, Franzosen und zuletzt auch der Schweizer zu Ende.
In Rom 1954 gelang der Nationalriege der Bundesrepublik mit Bantz, Dickhut, T. Wied, Overwien, Kiefer, Klein, Schenpf und E. Wied noch einmal ein bemerkenswerter 4. Platz.
In Moskau 1958 belegte die bundesdeutsche Mannschaft Rang 8, knapp dahinter, auf Rang 9 platzierte sich die erstmals mit eigener Mannschaft teilnehmende DDR, die 4 Jahre später in Prag 1962 mit Rang 8 das bundesdeutsche Team weit hinter sich ließ: 16. Platz.
(... siehe auch Traditionstreffen deutscher Olympia- und WM-Riegen)
Vor 40 Jahren: Das Sportjahr 1966.
Was machte damals im Sport Schlagzeilen?
> ... England bezwang im WM-Endspiel im Wembley-Stadion Deutschland mit dem umstrittensten Tor des letzten Jahrhunderts...;
> ... Rudi Altig wurde Rad-Weltmeister der Profis auf dem Nürburg-Ring...
Dortmunder Westfalenhalle, Schauplatz der 16. Turn-Weltmeisterschaften vor 40 Jahren |
> ... die DDR betrieb weiter 'Weichenstellung' im Nachwuchssport und führte die erste Kinder- und Jugendspartakiade in den Wintersportarten durch...;
> ... Cassius Clay verteidigte im Frankfurter Waldstadion seinen WM-Titel gegen den Pfälzer Europameister Karl Mildenberg... ;
> ... Willi Jaschek (Heusenstamm; West) und Matthias Brehme (Leipzig; Ost) wurden Deutsche Zwölfkampfmeister...;
>... und:
Erstmals fand eine Turn-Weltmeisterschaft auf deutschem Boden statt!
(... und bislang letztmalig 1994 als ausschliessliche Mannschafts-WM,
- übrigens wieder in der Dortmunder Westfalenhalle.)
In der Dortmunder Westfalenhalle passierte dann im September 1966 ein kleines Wunder:
Aber es war nicht die bundesdeutsche Riege, die für Schlagzeilen sorgte, obwohl sie sich von einem 16. Platz vier Jahre zuvor wieder unter die Top-Ten derTurnnationen kämpfte (Rang 8);
es war eine junge DDR-Mannschaft mit drei WM-Neulingen, die eine kleine Sensation vollbrachte:
Drei Leipziger (Brehme, Koppe, Fülle) und drei Potsdamer (Dietrich, Dölling, Weber) holten überraschender Weise die Bronze-Medaille hinter den damals schier übermächtigen Japanern und den Sowjets.
(... siehe auch II. Traditionstreffen des Potsdamer Armeeklubs 2003)
Matthias Brehme: Mannschaftsbronze in Dortmund 1966 |
PERSÖNLICHE ERINNERUNGEN...:
Das Mitglied dieser deutschen Erfolgsriege in Dortmund, der mehrfache Deutsche Meister, spätere Vize-Europameister am Pauschenpferd (1971, Madrid) und heutige Leipziger Neurologe Dr. Matthias BREHME erinnert sich an die 16. Weltmeisterschaften:
'Neben den erfahrenen Turnern Siegfried Fülle, Erwin Koppe aus meinem Club, dem SC DHFK Leipzig und Peter Weber (ASK 'Vorwärts' Potsdam) turnten damals sowohl Werner Dölling, Gerhard Dietrich als auch ich als Weltmeisterschafts- Neulinge.
Wir begannen am Barren und hatten nach dem Abschluß der Pflichtübungen den dritten Platz mit einem zunächst beruhigenden Vorsprung gegenüber der viertplatzierten Mannschaft inne.
Doch auch nach Beendigung des Mannschafts-Wettkampfes standen wir zusammen mit der japanischen (1.) und sowjetischen Turnriege (2.) auf dem Podest und konnten voller Stolz die Bronzenmedaillen in Empfang nehmen.
Wir hatten uns damals mit einer beeindruckenden Mannschaftleistung in den Pflicht und Kürübungen diese Medaille erkämpft. Immerhin hatten wir mit 561,00 Punkten einen Vorsprung von knapp 10 Punkten gegenüber den tschechischen Turnern herausgeturnt.
Hatte ich doch in den vorangegangenen Jahren oft erleben müssen, dass wir uns nur schwer gegenüber den Mannschaften der damaligen sozialistisch Staaten wie Bulgarien, Tschechoslowakei, Polen und Rumänien behaupten konnten.
Verlorene Länderkämpfe gegen diese Mannschaften beruhten häufig darauf, dass wir trotz ebenbürtiger Leistungen als Deutsche nach dem unheilvollen 2. Weltkrieg nicht gewinnen 'durften'....
Unsere Kampfrichter konnten in den Auseinandersetzungen damals aus 'sportpolitischen Gründen' einfach (noch) nicht gegenhalten und so werteten die Kampfrichter der 'befreundeten' sozialistischen Länder ihre Turnmannschaft desöfteren zum Sieg....
Für mich persönlich bedeutete der Gewinn dieser Mannschafts- Bronzemedaille in seiner Deutlichkeit gegenüber den nachfolgenden Mannschaften den Durchbruch zur Anerkennung als europäische Turn-Spitzenmannschaft.
Rückblickend möchte ich sagen, dass ich stolz auf unsere Leistungen von damals bin und darauf, in dieser Mannschaft so erfolgreich geturnt zu haben und ich hoffe, dass auch meine Mannschaftskameraden von einst diese positiven Erinnerungen mit mir teilen!
Dr. med. Matthias Brehme (63), Leipzig
Bronzemedialllengewinner bei den Weltmeisterschaften Dortmund 1966
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Foto, re. >>:
.... heute, als immer noch aktiver Turner am Gerät, hier als Betreuer seiner Tochter Saskia beim Freyburger Jahnturnfest.
→ 25. TURN-WM Stuttgart 1989 ...
.... zu Hause fiel gerade die DDR zusammen, in Stuttgart wollten die DDR-Verantwortlichen noch immer im alten Stil die Athleten disziplinieren, und legten fest 'wer mit wem von wann bis wann' in die Stadt zum Ausgang gehen durfte... um Himmelswillen, bloß nicht allein...´!
>...Die ostdeutschen Jungs, die im Jahr zuvor gerade Silber hinter den Sowjets bei Olympia geholt hatten, bestätigten erneut ihre Weltspitzenqualitäten, holten Silber, dann Aguilar vor Wecker an den Ringen Gold - zwei deutsche Medaillen für eine bald gemeinsame historische Bilanz - nur: das wusste damals noch niemand...;
>.... die ostdeutschen Mädchen dagegen blieben erstmals wieder seit 1966 (4.) ohne Mannschaftsmedaille (5.), die DTB-Riege lieferte gar die schlechteste WM-Platzierung der Geschichte ab (18.), und...:
Swetlana Boginskaja (Foto rechts >)
die Turn-Diva der 25. Turn-Weltmeisterschaften von Stuttgart 1989, gewann dreimal Gold und den 11. und letzten WM-Mannschaftstitel für die bald nicht mehr existente Sowjetunion...
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.... doch das sind dann schon wieder andere WM-Geschichten,
die GYMmedia und die Zeitzeugen der internationalen Turnszene ab sofort monatlich auf dem Wege zur vorolympischen WM 2007 erzählen werden.
(c) gymmedia / E. Herholz