27. April 2014  
Osijek, Kroatien  
Gerätturnen

Zito Challenge Cup in Osijek

Nach Cottbus (GER), Doha (QAT) und letzte Woche in Ljubljana (SLO), ist der "Zito Challenge Cup 2014"  im kroatischen Osijek bereits der vierte Wettkampf dieser Serie in diesem Jahr, bei dem am heutigen Sonntag mit Teil II die Gerätefinals abgeschlossen werden.
Ende Mai folgt dann noch der Challenge Cup im portugiesischen Anadia und im August der Wettbewerb im belgischen Gent.
Am ersten Finaltag (Samstag, 26. April) gab es zwei kroatische Gastgebersiege bei den Männern durch Tomislav MARKOVIC am Boden, der den Hallenser Matthias Fahrig und Alexander Shatilov (ISR) punktgleich auf Platz zwei verwies, sowie durch Filip UDE am Pferd, wo Waldemar Eichorn (GER) nur Achter wurde. Der Barrensieg ging einmal mehr an Altmeister Mitja PETKOVSEK, Matthias Fahrig wurde hier Sechster. Italierns Ringespezialist Matteo MORANDI setzte sich an seinem Spezialgerät durch, Thomas Taranu wurde Sechster. Ex-Sprung-Europameister Tomi TUUHA (FIN) verwies Matthias Fahrig (GER) und SE GWANG, Ri (PRK) auf Rang zwei und schließlich erkämpfte am Reck Marijo MOZNIK den dritten kroatischen Sieg bei den Männern, den er sich mit Alexander SHATILOV (ISR) teilen musste.
Der erste Tag bei den Frauen stand ganz im Zeichen asiatischer Turnkunst: Den Sprungerfolg sicherte sich PHAN, Thi Ha Than aus Vietnam, die Giulia Steingruber aus der Schweiz auf Rang zwei verwies. Stufenbarrenbeste wurde die Nordkoreanerin YONG MI, Kang. Die beiden Schweizerinnen Steingruber (6.) und Ilaria Käslin (8.) konnten hier nicht auf vorderen Plätzen landen. PHAN Thi Ha Thah holte sich am Balken ihren zweiten Sieg und ließ auch hier Giulia Steingruber (3.) und Ilaria Käslin (6.) hinter sich, doch die Schweizer Meisterin Giulia STEINGRUBER sicherte sich dann doch noch am Boden ihren hoch-verdienten Challenge-Cup-Sieg.

... und überhaupt: Diese Challenge-Cup-Serie ...
Einerseits sind diese Einzelgeräte-Events der FIG-Challenge-Cup-Serie  höchst-willkommene Startmöglichkeiten für die gesamte internationale Turnszene.
Andererseits splittet sich das jeweilige Starterfeld dabei äußerst unterschiedlich auf, so dass es nur der Zufälligkeit des Meldeergebnisses überlassen bleibt, wie attraktiv die jeweilige sportliche Wettkampfsituation an den einzelnen Geräten ist. Werden diese Challenge-Cups damit  sicher den Bedürfnissen vieler Turnnationen gerecht und stellen auch bedingt Wünsche der Ausrichter (und Zuschauer) zufrieden - zu einer Verbesserung der medialen Verwertungssituation des hoch-attraktiven Kunstturnens führt diese Serie des Turn-Weltverbandes allerdings nicht.
Nur selten gelingt es, die Hürden national-regionaler TV-Widerspiegelung zu überspringen. Gemessen an den im Turnen eben nur max. nur 8 zugelassenen Finalplätzen an den Entscheidungstagen muten die quantitativ oft riesigen Starterfelder, die sich an den Qualifikationstagen zuvor in stundenlangen Vorkämpfen drängeln, wie ein unzeitgemäßer, ineffektiver (- weil auch teurer und umweltfeindlicher) Turntourismus an, der zumeist vor nur wenig besetzten Rängen stattfindet.
Nicht selten reisen manche Athleten um die halbe Welt, um sich an 2 oder 3 Geräten die oft schon von der Papierform vorhersagbare Tatsache bestätigen zu lassen, dass ein Challenge-Cup-Finale für sie nicht erreichbar ist.
Bislang fehlt es dem Turn-Weltverband allerdings noch immer an einem schlüssigen und den Bedürfnissen der Top-Athleten, ihrer Trainings- und Wettkampfpraxis sowie ihrer Gesundheit gerecht werdenden (Weltcup-) System, denn auch die als Einladungs-Serie ausgeschriebene A-Weltcup-Mehrkampfserie muss wohl durch die weitestgehende Ignoranz (- oder auch differenzierte Startunmöglichkeit) durch wesentliche internationale Leistungsträger als gescheitert betrachtet werden.
Schade, dass sich damit viele der hochqualifzierten Vertreter der Trainingspraxis abzufinden und zufriedenzugeben scheinen ...!
Hier gehören schon längst kompetente Vertreter der Kontinental-Verbände mit den FIG-Vertretern an einen Tisch, um über ein mindestens zweistufiges Wettkampfsystem nachzudenken, dessen kontinentaler Qualifikationsmodus zu einer Verdichtung und Erhöhung der Startgarantie auf globaler FIG-Ebene führt. Pläne und Ideenskizzen dafür liegen schon längst vor!

Längst noch nicht sind nämlich die Potenziale der besonders im Zeitalter von HD-Bildern, Super-Slomos, Blue-ray-Techniken oder Computergrafiken höchst-attraktiven und sportlich atemberaubenden Turn-Disziplinen ausgereizt (- man erinnere sich an die 3D-Animationen 2012 zu den Olympischen Spielen in London!), wenn überhaupt angewandt. Bleibt anzuwarten, wann die TV-Gewaltigen irgendwann mal entdecken, dass der überbordende Einsatz digitaler Hightech-"Spielerchen" bei zweit- und drittklassigen Sportereignissen eigentlich totale Sujetvergeudung ist, oft auch bildliche Überhöhung von Unerheblichkeiten!!
Dass das nicht allein eine Technikfrage ist, bewies unlängst eine widersinnige Duplizität der Ereignisse:
Während zu Hause in Deutschland drei Turner per Salto + Strohhalm in einem TV-Showformat zu bester Sendezeit als "Wettkönige", als  "Unterhaltungs-Kings", gefeiert wurden, gewann zur selben Zeit Deutschlands bester Turner in Japan den Gesamt-Weltcup in einem der stärksten und hochkarätigsten Turn-Duelle, dieses Jahres. Ihm jedoch wurde auf deutschen TV-Bildschirmen nicht eine einzige Sendminute (!) gewidmet. Einzige, kuriose mediale Randnotiz: Fabian Hambüchen gratulierte aus Tokio per SMS seinen Teamkollegen "zu ihrer starken Leistung".
Skurriler kann man die leider traurige Mediensituation rund ums Kunstturnen nicht beschreiben!
- ehe -