02. September 2020  
Frankfurt / Main  
Gerätturnen

Willi Jaschek zum 80. Geburtstag

"Auch Helden werden älter!"
<< Willi JASCHEK, der bei den Olympischen Spielen von Mexiko-City 1968 zu zeitloser Berühmtheit kam und als "Held von Mexiko" in die Sportgeschichtsbücher einging, und eine der herausragenden Persönlichkeiten der deutschen und internationalen Turngeschichte ist, feiert am 2. September seinen 80. Geburtstag.

Der deutsche Kunstturner Willi Jaschek war zwischen 1962 und 1970 in der Bundesrepublik Deutschland vierfacher Zwölfkampfmeister und errang je zwei Titel am Pauschenpferd, an den Ringen und am Barren. Insgesamt gewann er 32 Medaillen bei Deutschen Meisterschaften. Für den Deutschen Turner-Bund (DTB) bestritt er 31 A-Länderkämpfe. Mit der TSV Heusenstamm wurde er 1965 deutscher Mannschaftsmeister.
Willi Jaschek  nahm an drei Weltmeisterschaften und den Olympischen Spielen 1964 in Tokio und 1968 in Mexiko teil. Bei seiner Olympiateilnahme vor 52 Jahren im Olympiakampf von Mexiko-City zeigte er nach Achillessehnenriß am ersten Wettkampfgerät Boden einen derartigen kämpferischen Einsatz - turnte trotz Handicaps, außer Sprung, alles mit schmerzhaften Einbein-Landungen durch - und wurde vom damaligen Trainer Eduard Friedrich zuletzt nach Doppelsalto-Reckabgang schützend aufgefangen ... und errang als „Held von Mexiko“ Berühmtheit, die bis heute unvergessen geblieben ist

Willi Jaschek (2. von re.) beim Traditionstreffen deutscher Auswahlturner 2009 in Freyburg, im Gespräch mit Peter Weber, Günter Lyhs (re.), Phillip Fürst und Günther Jacoby

Doch vor einigen Jahren bahnten sich dort nach Entlassung des hauptamtlichen Trainers Julian Olariu einige Probleme an. Aber so einer, wie Willi Jaschek ließ sich jedoch nicht entmutigen: Wenn die kunstturnerischen Traditionen dort eben nicht fortgesetzt wurden, wo seine Wurzeln liegen, plante er dafür mit seinen Mitstreitern die Gründung eines neuen Vereins.
So ein beseelter Kämpfer, wie der Willi, der gibt eben nicht auf!
Seit dem Streit vor 10 Jahren wegen der o. g. Traineranstellung wechselte Jaschek schließlich zur Eintracht Frankfurt. Dort kämpfte man nach dem Abstieg in die 3. Liga (2016) konsequent und erfolgreich wieder um den Aufstieg über die zweite (2017), nun in die 1. Bundesliga (2019), was bei dem Status des Kunstturnens in einem eher fußball-orientierten Verein absolut nicht das Einfachste war und ist, was aber insbesondere Willi Jaschek stets anspornte, ausdauernd an der Verbesserung der finanziellen Situation des 4.000-Mitgliedervereins für das Turnen zu arbeiten. Wer den Ex-Nationalturner kennt weiß, der hatte immer Visionen von einem modernen Leistungszentrum, das den Anforderungen des Kunstturnens nach internationalem Maße gerecht würde. Früher, ja früher, da war die Eintracht auch im Kunstturnen mal ein Spitzenverein ...
Über eine Rückkehr zu seinem ehemaligen Stammverein TSV Heusenstamm hatte er zwischenzeitlich auch schon mal  nachgedacht, seit seiner Abkehr 2010 nach 54 Jahren Mitgliedschaft. Ein aktuelles Thema ist das allerdings aktuell schon längst nicht mehr!
Mehr Sorgen machte sich der Gerätefachwart des Hessischen Turnverband um den wahrscheinlichen Absturz des deutschen Turnens auf internationaler Ebene, insbesondere seit  Rio de Janeiro 2016, als die Leistungsgeneration eines Fabian Hambüchens langsam auszulaufen begann: "Um dieses Loch zu schließen, benötigt der DTB größere finanzielle Unterstützung von der Politik und der Wirtschaft, um endlich Top-Athleten, Landes- und Verbands-Trainer besser zu bezahlen sowie die Trainerausbildung zu verbessern“,- forderte er damals. Aber auch einer, der's genau weiß, wirkt leider nur wie ein Rufer in der Wüste, wenn auch seine "Eintracht" nun wieder nationale Erstklassigkeit besitzt und mit durchaus hoffnungsvollen jungen Leuten agiert!
Zur Feier ins Schlosshotel kamen auch Ex-Reckweltmeister Eberhard Gienger (MdB)

sowie auch Wolfgang Dreyer, Werner Becker und Winfried Glaser, mit denen Jaschek in der Mannschaft der TSV Heusenstamm 1965 Deutscher Vereinsmeister wurde. Von diesem Team fehlten Rainer Dick und der Hausener Gerhard Hofmann, die bereits verstorben sind.
Nach wie vor ist er Präsident des "OOC", des Oldtimer-Olympia-Clubs, der 2021 sein 50-jähriges Bestehen feiert. Jascheks Ehefrau Hannelore verstarb im vergangenen Jahr, mit ihm feierten eine Tochter und zwei Enkel. „Es muss weitergehen auf dieser Welt“, betonte der Jubilar.
Aktuell bereitet er als Mitglied der dreiköpfigen Mannschaftsleitung das Männer-Team von Eintracht Frankfurt als Aufsteiger aus der 2. Bundesliga Nord auf die ab Oktober anstehenden Wettkämpfe in der Ersten Deutschen Turnliga vor.

* Auch der DOSB würdigt den Lebensweg des leidenschaftlichen Kunstturners im heutigen Beitrag:
Willi JASCHEK, der "Held von Mexiko" wird 80
* GYMmedia INTERNATIONAL / E. Herholz