* KOMMENTAR:
Wildcards oder "Persilscheine" für russische und weißrussische Athleten?
Da in 2023 bei den Gymnastik-Weltmeisterschaften (August, Valencia) wie auch bei den Turn-WM (Oktober, Antwerpen) sowohl die russischen und auch weißrussischen Länderteams ausgeschlossen bleiben, sind somit auch keine Qualifizierungsmöglichkeiten gegeben und damit keine Nationenteilnahme bei den Olympischen Spielen in Paris möglich.
Laut gestriger FIG-Pressemitteilung will also nun der Turn-Weltverband defacto "Wildcards" für Einzelstarter unter Sonderbedingungen vergeben - übrigens als erster der drei großen olympischen Sportverbände (Regelungen in der Leichtathletik und im Schwimmen stehen noch aus.)
Wie soll das aber gehen?
Da sollen Sportler und auch Betreuer individuell "förmliche Anträge" (?) stellen, unter der wirklichkeitsfremden Maßgabe, dass jegliche Verbindung zu ihren nationalen Verbänden inakzeptabel seien.
Wie sollen deren Nachweise ihrer Unabhängigkeit aussehen?
Wer oder wie überprüft man deren Wahrheitsgehalt?
Wie glaubhaft wären solche Gesinnungskontrollen überhaupt ?
Denkt man an die Strukturen des Sports in den beiden Staaten oder an den Gesamtzustand ihrer Gesellschaften, erscheint die Hoffnung auf individuelle Unabhängigkeit von Athleten olympischen Leistungsformates doch als absolut irreal, angesichts der propagandistischen Lage und der eingeschränkten Freiheit des Denkens und Handelns der dortigen Bürger generell.
Einerseits unterstreicht die FIG-Mitteilung zwar die " ... entschiedene Verurteilung des sinnlosen Einmarsches Russlands in der Ukraine und ihre Verpflichtung, alle Personen in der internationalen Turngemeinschaft, die in einen Krieg verwickelt sind oder einen Krieg unterstützen, mit harten Strafen zu belegen."
Andererseits weicht die Ankündigung des FIG-Präsidenten Morinari Watanabe die berechtigte "konsequente Verurteilung des Agressionskrieges gegen die Ukraine" mit der Ankündigung auf, "in den kommenden Monaten konkrete Bedingungen für Wiederzulassung" zu erstellen.
Haben dann solcherart ausgestellte Wildcards nicht den Charakter von "Persilscheinen" ...?
Völlig nebulös bleibt dabei, was er unter den aktuellen Realbedingungen dieser beiden Länder unter "einzelnen neutralen Athleten" versteht.
Watanaba proklamiert, sich sich schützend vor "alle seine Turnerinnen und Turner" zu stellen. Derweil sind aber auch russische Top-Athleten in Uniform dabei, aktiv und agitatorisch den Krieg zu forcieren, doch längst schon sind unter den Bombenopfern auch Familienmitglieder ukrainischer Turnerinnen, Turner und Gymnastinnen ...!
Schützt die damit Watanabe auch? Seltsame Fürsorge!!
Ist das "die Botschaft an die Welt, das das Turnen nach Frieden" strebt?
* Eckhard HERHOLZ
- GYMmedia INTERNATIONAL
+ + +
* NACHSATZ:
Nun ist es wohl hohe Zeit, dass das IOC nach bedenklichen Ansätzen des Aufweichens verhängter Sanktionen, entschiedener seinen eigenen Grundsätzen gerecht wird, denn sein Friedenspostulat und damit der Anspruch des IOC, den globalen und konkret den Frieden in der Ukraine zu fördern, als eines der Grundprinzipien des Olympismus (Olympische Charta, Grundlegendes Prinzip Nr. 2) für den Ausschluss (bela-)russischer Athleten, tatsächlich konsequent einzuhalten.
* Lesen Sie dazu auch den Standpunkt von Til MOSER vom 07. 07. 2023 :
► Der faule Kompromiss des IOC
.
* Anmerkung: (20. 07. 2023)
Handeln FIG und deren Präsident wirklich im Sinne der wahrhaftig friedliebenden Turnerschaft und Gymfamily dieser Welt ...?
Zu dieser problematischen Thematik wären möglichst viele Meinungen interessant:
* Schreiben Sie uns, an :
► office@gymmedia.de
* Uns erreichten tatsächlich einige "Meinungsäußerungen" zu o. g. Problematik.
Zu über 80 % waren diese jedoch anonym bzw. mit der Bitte versehen, sie nicht zu veröffentlichen.
Leider waren auch die meisten in einem derart unsachlichen Ton gehalten, den man wohl privat haben kann...
Im Sinne unserer "Moderationspflicht" hielten wir diese allerdings nicht für veröffentlichkeitswürdig!
- die Redaktion
+ + +