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Paulo Lando. Tanzeleve in Hamburg |
Im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends gehörte Paulo LANDO vom SC Berlin zu einem der hoffnungsvollsten deutschen Nachwuchsturnern. Er war mehrfacher Altersklassenmeister und bestach beim damaligen Obi-Cup und nachfolgend beim "International Junior Teamcup" durch Eleganz und Ausstrahlung. Später kam eine dynamische und ästhetisch ausgeprägte Athletik dazu, die ihn Schritt für Schritt zu einem Modellathleten wachsen ließ. Als allerdings der pubertäre Wachstumsschub einsetzte und kaum enden wollte, machten dem jungen Mann zunehmend die physikalischen und biomechanischen Parameter seiner Körperbewegungen im Raum zu schaffen. Die täglichen Anstrengungen, diese im Sinne des gnadenlosen kunstturnerischen Regelwerkes so zu beherrschen, dass man auch künftig in der Erfolgsspur bleibt, wuchsen am Ende derart, dass Paulo und sein Umfeld sich entschlossen, die Turnkarriere nicht weiter fortzusetzen. Viele, die den zumeist schüchtern und zurückhaltend wirkenden Jungen mit großem Bewegungstalent beobachtet und begleitet hatten, bedauerten diesen Schritt.
Was macht aber ein solcher junger Mann, der weit über ein Jahrzehnt sich dem aufwändigen Turn-Leistungssport mit Haut und Haaren verschrieben hatte, mit diesem Potenzial ...?
Paulo LANDO - Bewegungsstudien ...
(C) FOTOS: Olarf Rocksien und Javier Báez
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Paulo 2004 als Altersklassenmeister Sprung und mit Trainer Siegfried Wüstemann |
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* GYMmedia traf den jungen Tanzeleven Paulo LANDO,
der gerade sein zweites Ausbildungsjahr an der "Contemporary Dance School" in Hamburg absolviert
und kommende Woche im "Hamburger Sprechwerk" öffentlich mit dem Abschlussprojekt
⇒ "ANDERERSEITS" auftritt:
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Paulo Lando beim International Junior Team Cup 2009 in Berlin |
* GYMmedia --: Paulo, wie lebt es sich inzwischen ohne tägliches Turntraining?
Paulo --: " Ich habe schon noch ein Auge auf die Turnerei. Im Moment passt es ja gut: Durch die GYMmedia-Reports wird man ja täglich aktuell auf dem Laufenden gehalten, denn an Deutsche Jugendmeisterschaften habe ich ja nicht die schlechtesten Erinnerungen. Sonst aber möchte ich die Erfahrungen, die ich durch meine Turnausbildung genossen habe, auch nicht missen. Da kriegt man sehr viel fürs Leben mit. Naja, schüchtern und zurückhaltend, wie Sie sagen, war ich wohl vielleicht nur Fremden gegenüber. Sonst hatte ich auch schon mal die große Klappe, wie meine Ex-Trainer beim SC Berlin sicher noch wissen. Aber insgesamt haben die Anforderungen im Leistungssport mich als Kind schon ziemlich abgehärtet, körperlich und psychisch. Im Nachhinein finde ich es gut, dass man schon als Kind lernt, sich immer hohe Ziele zu stellen, und dass man angehalten wird, die im System der täglichen Anforderungen auch schrittweise umzusetzen. Vielleicht fehlt gerade das anderen Kindern in deren Prägephase. Ich persönlich habe eigentlich sehr viel davon profitiert. Wer weiß, was aus mir geworden wäre ohne diese intensiven sportlichen Herausforderungen!"
* GYMmedia --: Apropos, welchen neuen Herausforderungen hast Du Dich nach Ende Deiner Turnkarriere gestellt?
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Paulo Lando - funktionelle Anatomie am Ende seiner Turnkarriere! |
* Paulo ---: "Zuerst hatte ich 2012 ein Studium im Fach Gastronomie in Holland begonnen. Aber nur Studium, das ging gar nicht. Auch in dieser Zeit war ich immer sportlich zu Gange. Tanz und Bewegung waren schon immer meine Hauptinteressen, wenn ich sie auch nicht so ausleben konnte. Und so merkte ich nach einem guten halben Jahr, dass das nichts für mich ist - zu trocken, zu einseitig. Ich brauchte einfach täglich Action, Tanz, Musik, Performance ... und so führte mich mein Weg an die "CDSH", eine Tanzschule in Hamburg, das heißt "Contemporary Dance School". Und hier bin ich genau richtig: Hier kann ich mich ausleben. Wenn auch die körperlichen Anstrengungen längst nicht an die harte Turnausbildung ran kommen - hier aber ist es die Synthese aus ästhetischen Bewegungen und die Kommunikation mit Gleichgesinnten, die am Ende eine Art Körpersprache entstehen lässt, die im Team einzigartige Möglichkeiten ergibt."
* GYMmedia --: Wir haben gehört, da stehen gerade jetzt öffentliche Bühnenauftritte an ... ?
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* Paulo --: "Ja, ab Freitag (03. Juli 2015) treten wir am Ende des Ausbildungsjahres mit einem Bühnenprogramm auf. Es heißt "ANDERERSEITS". Der künstlerische Leiter der CDSH, Raul VALDEZ, sieht in diesem Begriff ein mehrdimensionales, vielschichtiges Motto, das als nie versigender Quell der Inspiration verschiedene Richtungen und Möglichkeiten offen lässt, ohne dabei das Ziel aus den Augen zu verlieren, dabei aber Irrwege nicht ausschließt.
Ganz schön kompliziert für uns junge Tänzer, dies umzusetzen und auszudrücken und auch dabei mit dem Publikum zu interagieren und zu kommunizieren, wie unser CDSH-Schulleiter Javier BAEZ von uns abfordert. Ganz schön spannend das Ganze am Ende meines 1. Ausbildungsjahres!"
* GYMmedia---: Paulo, wir drücken die Daumen für gutes Gelingen und haben den Eindruck, dass Du Deine Turnkarriere in ebenso anspruchsvoller und kreativer Weise fortsetzt und wünschen dafür viel Erfolg!"
* Das Gespräch führte Eckhard HERHOLZ / GYMmedia INTERNATIONAL
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