21. Dezember 2011
Grünstadt
Gerätturnen
Was macht eigentlich ...:Max FINZEL, der Ex-Reck-Junioren-Europameister von Volos 2006
|
Max Finzel (vorn) 2006: Einer der Goldjungs von Volos
|
Das
griechische Volos erlebte im Frühjahr 2006 das bislang erfolgreichste Jahr deutscher Turn-Junioren:
Erstmals Gold mit der Mannschaft, sowie Einzeltitel durch den Cottbuser
Steve Woitalla (Barren) und den Chemnitzer
Max FINZEL am Reck, der zuvor hinter
Mykola Kuksenkow (UKR) und
Igor Olennikow (RUS) schon Mehrkampfbronze (vor
Brian Gladow / Berlin) gewonnen hatte ...
... und dann kam der Hammer:
Eben dieser Max Finzel, der vor einer möglichen großen Karriere stand, verabschiedete sich für viele Fans überraschend und ziemlich sang- und klanglos vom Nachwuchsleistungssport, eben als er auf dem Sprung in den Elitebereich und ins internationale Rampenlicht stand.
Als Wettkämpfer aber ist
Max FINZEL national weiter aktiv geblieben, doch nicht nur das...:
Seit 2007 steht Max Finzel dem Zweit-Bundesligisten TSG Grünstadt zur Verfügung, hat sich seither beruflich vielseitig qualifiziert und arbeitet bei seinem jetzigen Verein seit November 2011 auch als Trainer.
|
Max: ... das einstige Supertalent beim 'Spitzi'.
|
Aus aktuellem Anlass, nämlich der Ankündigung eines Weiterbildungslehrganges unter seiner Leitung Anfang 2012, haben wir uns mit dem erst 23-jährigen, engagierten "Jungtrainer" Max Finzel unterhalten:
* GYMmedia: -: "Max, was damals 2007 wie so eine Flucht aus dem Leistungssport aussah, war also gar keine, wenn Sie sich jetzt wieder in diesem System engagieren?"
Max FINZEL -: "Ich weiß, dass das viele damals so gesehen haben, aber es geschah schon nach reiflicher Überlegung: Nach den großartigen Erfolgen 2006 mit Mannschaftsgold und dem Recktitel als Junioren-Europameister und Mehrkampfbronze, machte ich gerade Anfang 2007 beim National Team-Cup meinen ersten Wettkampf im Elitebereich. In diesem Übergang hatte ich meine Programme echt inhaltlich aufgestockt. Alles klappte auch recht gut, war natürlich noch ausbaufähig, aber als ich mich da bei den älteren Jahrgängen umsah, wie die täglich und über viele Jahre hinweg ackerten und ackerten, und kaum etwas Sichtbares oder Zählbares rauskam - man schaue sich doch nur mal den Stellenwert des Turnens in den Medien an - da stellte ich mir einfach die Sinnfrage:
|
Max FINZEL, der 'zertifizierte Personal Coach' heute.
|
Was will ich eigentlich wirklich?
Auch in meinem damaligen Chemnitzer Verein gab es Probleme, für die ich keine Lösung sah. Ich war zudem auf dem Weg zum Abitur und so habe ich eben die Weichen bewusst in diese Richtung umgestellt." * GYMmedia: -: " ... aber auch auf eine mögliche große internationale Karriere bewusst verzichtet?!"
Max-: "Wer weiß das schon, da kann noch immer viel zwischendurch passieren. Und sehen Sie mal, wie schwer es selbst Turner trotz internationaler Superleistungen haben, neben einem auserkorenen Athleten wie Fabian Hambüchen auch wahrgenommen zu werden."
* GYMmedia: -: "Du lädst jetzt zu einem Weiterbildungskurs ein: Auf welche Erfahrungswerte stützt Du Dich dabei?
|
Max Finzel: 'mehr Wert legen auf mentale Stärke!'
|
Max -: "Erstmal bringe ich ein gutes Jahrzehnt am eigenen Körper erlebten Sport mit leistungssportlicher Ausrichtung bei. Als junger Turner habe ich aber auch erlebt, dass es besonders im mentalen Bereich riesige Reserven gibt.
Besondere, positive Erinnerungen habe ich allerdings an meinen damaligen brillianten Trainer Karsten Oelsch - der heutige Trainer von Vize-Weltmeister Philipp Boy - der der hohen Eigenständigkeit und Verantwortlichkeit des jungen Sporlers große Bedeutung beimaß.
Leider aber aber ist dies noch keineswegs die Regel.
Heute sehe ich das so: Zumeist ist man als Kind viel zu sehr 'ferngesteuert', vom Trainer zu stark abhängig und geprägt. Heute sehe ich darin riesige Reserven: Es muss gelingen, einen höheren, eigenen Anteil bei den Athleten zu erzielen, das heißt also, die mentalen Stärken und Willensleistungen der Sportler genauso zu entwickeln, wie die physischen Leistungsfaktoren."
* GYMmedia: -: "Das klingt nach professionellen Erfahrungswerten...?!
Max -: "Klar, die habe ich beruflich als Trainer natürlich noch nicht, aber eben als Turner. Doch meinen Bildungsweg habe ich in dieser Richtung beschritten: Als ich nach meinem Abitur 2008 an der Hamburger "Meridian Academy" (eine private Fitnessschule) ein Sonderstipendium erhielt, bekam ich dort ein zweijähriges komplexes Programm mit 50 % Theorie und 50 % Praxisausbildung, aber auch mit kaufmännischer Ausrichtung. Dem habe ich dann noch in Köln eine Ausbildung zum 'Mentaltrainer' angefügt, weil ich glaube, dass dem unter deutschen Turnhallendächern noch zu wenig Bedeutung beigemessen wird.
Sehr viel Erfahrung sammelte ich auch während meines halbjährigen Aufenthaltes in Montreal, an der Zirkusschule des 'Cirque du Soleil'. Es kam da zwar dort nicht zu der von mir angestrebten Anstellung, aber das wurde für mich zu einer ungeheuer lernintensiven Zeit. Zusammen mit meiner Trainertätigkeit hier in Grünstadt glaube ich, dass es auf dem Gebiet der Trainerqualifizierung in Deutschland viel zu tun gibt und dass ich mit der Summe meiner bisherigen Erfahrungen schon einiges beisteuern kann. Auf meinen ersten Lehrgang als Leiter Anfang 2012 freue ich mich schon sehr, und daraus soll ja im Jahresverlauf eine ganze Serie werden! Besonders wollen wir dabei Trainer und Übungsleiter aller deutscher Talentschulen ansprechen."
** HINWEIS:
An dieser Stelle veröffentlichen wir die
>> Ausschreibung / Einladung für den ersten Weiterbildungslehrgang von Max Finzel bzw. der Turntalentschule Grünstadt.
- die Redaktion