Fritz BÖHM, Lauscha |
Im thüringischen Glasbläserstädtchen Lauscha feierte einer der besten Turner der erste Jahre in der DDR, der Bäckersohn Fritz BÖHM, seinen 80. Geburtstag. In seinem erfolgreichsten Jahr 1958 stand der Deutsche 12-Kampf-Meister der DDR, dreifache Pauschenpfchampion (1956 - '60) und DDR-Meister am Barren (1958) in der ersten WM-Riege der DDR, die in Moskau hinter der bundesdeutschen Mannschaft Rang acht erreichte. Von 1952 – 1954 hatte schon er mehrere DDR-Jugendmeistertitel im Turnen gewonnen. Da die Trainingsbedingungen in Lauscha wegen damals fehlender „Turnhalle” und eines Übungsleiters für Böhm schlecht waren und der Vater ihn in der Bäckerei brauchte, wollte er eigentlich mit dem Turnen aufhören. Da wechselte er zu dem im Aufbau befindlichen Sportclub (SC) Motor Jena. Die erste Blütezeit des Turnens beim Jenaer Sportclubs Jena lag zwischen 1955 und 1960, als so hervorragende Turner wie Gerhard Braune, Lothar Heil, Fritz Böhm u.a., für Jena starteten und mehrere Deutsche Meistertitel holten ...
Fritz BÖHM, Deutscher Barren-Meiter der DDR (1958) in seinen besten "athletischen" Tagen am Strand ...
Böhm: 3-maliger Pferdmeister |
Ab 1956 wurde Böhm, wie die meisten Spitzensportler des SC Motor Jena bei Zeiss eingestellt. Seine Arbeitszeit ging von 6-14.00 Uhr und danach war Training. Arbeiten durfte er aber in seinem Beruf bei einer staatlichen Konditorei. Anfangs wohnte er im Hotel „Zur Sonne” am Markt und bekam alle Auslagen wie Fahrgeld, Hotelkosten usw. erstattet. Nachdem er in das Internat des SC Motor in der Westbahnhofstraße umgezogen war, wurden diese finanziellen Zuwendungen gekürzt. Er zog wieder nach Lauscha und kam nur noch Montag-Dienstag nach Jena. Nach einem Trainerwechsel, Eberhard Pollrich wurde als Trainer für die Männer eingesetzt, begann ab 1957 der sportliche Aufstieg von Fritz Böhm.
Er wurde in die DDR-Nationalmannschaft aufgenommen und absolvierte seine ersten Auslandseinsätze (Bukarest und Moskau). Bei den DDR-Meisterschaften in Chemnitz wurde er in der Gesamtwertung Vierter und am Pferd DDR-Meister. 1958 wurde sein erfolgreichstes Jahr in Jena: Er wurde DDR-Meister im Zwölfkampf und am Barren und Pferd. Dazu kamen noch drei Silbermedaillen (Reck, Boden, Sprung). Im Dreiländerkampf Jugoslawien-Ungarn-DDR wurde er Gesamtsieger und bei den Weltmeisterschaften in Moskau wurde Fritz Böhm auf Platz 18 bester „gesamtdeutscher” Turner.
Im selben Jahr nahm er ein Sportstudium an der Uni in Jena auf und vertrat die Uni auch bei einigen Wettkämpfen im Rahmen der 400-Jahrfeierlichkeiten. Im Volkshaus fand der z. B. der Städtevergleich Jena-Leipzig im Turnen und in der Gymnastik statt, und Böhm gewann die Einzelwertung bei den Männern. Für seine sportlichen Erfolge wurde Fritz Böhm im Oktober 1958 als Meister des Sports geehrt.
Fritz Bböhm beim Potsdamer Traditionstreffen deutscher Turner in Posdam 2013. <Klick for big |
Fritz Böhm gehörte zum Olympiakader für die Olympischen Spiele 1960 in Rom.
Da es im Studium in Jena aber keine Abstriche gab und die Trainingsbedingungen auf Grund des Fehlens einer guten „Turnhalle” mit fest eingebauten Geräten auch nicht optimal waren, wechselte er an die Deutsche Hochschule für Körperkultur (SC DHfK) nach Leipzig.
Gleich beim ersten Training in Leipzig verletzte er sich so schwer, dass er durch längeren Trainingsausfall seinen Spitzenplatz in der Nationalmannschaft verlor. Trotz Zweifel der Ärzte nahm er das Training nach seiner Gesundung wieder auf, verpasste aber die Aufnahme in die Olympiamannschaft um 0,4 Punkte im Zwölfkampf.
1962 konnte er sein Studium in Leipzig als Diplomsportlehrer erfolgreich beenden und ging 1963 als Trainer und Lehrer an die Kinder- und Jugendsportschule nach Bad Blankenburg. Bis 1968 trainierte er einige so erfolgreiche Turner und spätere Trainer wie z. B. Bernd Jäger, Peter Nicolaus.
Nach seiner aktiven Zeit ist er wieder in sein Heimatstädchen zurückgezogen und lebt heute weiterhin in Lauscha.
* Quelle: Hans-Georg Kremer /Jenas Sporthistorie in Wort und Bild Teil 2